Tiefensee erwartet weitere Zuspitzung der Krise in der Automobilindustrie

Konjunkturpaket des Bundes zügig umsetzen

Wolfgang Tiefensee

Die existentielle Schieflage vieler Automobilzulieferer in Deutschland wird sich in den kommenden Monaten weiter verschärfen. Davon geht Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee aus. „Die Corona-Krise hat den ohnehin laufenden Strukturwandel in der Branche erheblich beschleunigt“, sagte Tiefensee heute in Erfurt. Die Insolvenzen von Firmen wie MITEC und JD Norman machten deutlich, dass sich auch Thüringen als wichtiger Zulieferstandort dieser Entwicklung nicht entziehen könne. „Um so wichtiger ist, dass das vom Bund angekündigte Konjunkturprogramm jetzt zügig und vollständig umgesetzt wird“, sagte Tiefensee.

Neben den Überbrückungshilfen, die Anfang Juli starten sollen, solle das Konjunkturpaket einen schnellen Neustart der Wirtschaft aus der Krise heraus unterstützen. Allerdings bestehe bei beiden Programmen noch Nachbesserungsbedarf. Unabhängig davon werde auch das Land auf die Bundesprogramme abgestimmte zusätzliche Instrumente anbieten, um Zukunftsinvestitionen zu ermöglichen und zusätzliche Wachstumsimpulse zu geben. „Der Strukturwandel in der Automobilbranche wird heftiger ausfallen als selbst der Kohleausstieg“, sagte Tiefensee. Diese Entwicklung lasse sich nicht aufhalten, sie könne aber durch geeignete Maßnahmen flankiert werden. Dazu zählten alle Initiativen, die darauf abzielten, die Entwicklung und Produktion der neuen Mobilitätstechnologien hier im Land zu halten – wie dies etwa mit der Ansiedlung des Batteriezellenherstellers CATL bereits gelungen sei. Auch die Umstellung der Produktion im Opel-Werk Eisenach auf Hybridfahrzeuge und Förderung der E-Mobilität weise in diese Richtung. Zudem müsse die Politik geeignete Rahmenbedingungen setzen, damit auch konventionelle Fahrzeuge weiterhin einen Absatzmarkt fänden. „Klassische Verbrennungsmotoren werden +in der Automobilindustrie noch bis mindestens Mitte der 2030er Jahre eine Rolle als Übergangstechnologie spielen“, so der Minister.

Diese Übergangsphase von zehn, 15 Jahren müsse die Zulieferindustrie nutzen, um auf neue Antriebstechnologien umzustellen oder ganz neue Geschäftsfelder zu erschließen. „Die Politik muss an dieser Stelle deshalb jetzt für Ruhe sorgen und Käufern von neuen Dieselfahrzeugen die Gewissheit geben, dass sie in dieser Zeit nicht mit immer neuen finanziellen Belastungen oder Fahrverboten konfrontiert werden. Auch das wäre ein wichtiger und zudem sehr kostengünstiger Konjunkturanreiz.“ Zudem sollten Bund und Länder notwendige Investitionen in neue Antriebstechnologien und Mobilitätskonzepte im Rahmen ihrer Innovations- und Forschungsförderung in dieser Zeit massiv unterstützen, forderte Tiefensee. +++