
Der Kreistag des Landkreises Fulda war am vergangenen Montag zu seiner 21. Sitzung der Wahlperiode 2021 – 2026 im Bürgerhaus Dipperz zusammengekommen.
Je nach Tagungsort obliegt es dem Bürgermeister vor der Tagung als Gastgeber und Hausherr ein paar Worte an die Kreistagsmitglieder zu adressieren, wovon Klaus-Dieter Vogler (parteilos), seit 2009 Bürgermeister der Gemeinde Dipperz, gerne Gebrauch machte. Ebenfalls vor Einstieg in die Tagesordnung wurden Thomas Grünkorn (CWE) und Winfried Möller (Die Linke.Offene Liste) für ihre langjährige Kreistagszugehörigkeit geehrt. Dipperz wirbt auf seiner Homepage mit dem Slogan „das Tor zur Rhön, stadtnah und Mitten im Grünen“. Mit rund 3.850 Einwohnerinnen und Einwohnern gehört Dipperz zu den eher kleineren Gemeinden im Landkreis Fulda.
Acht Ortsteile gehören zur südlich von Fulda liegenden Gemeinde; zwei Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner haben ihren Wohnsitz direkt in der Kerngemeinde. Als der Kreistag in 2017 das letzte Mal zu seiner Sitzung in Dipperz zusammentrat, waren die Bauarbeiten zur Umgestaltung der Ortseinfahrt noch in vollem Gange. Diese sind seit 2014 abgeschlossen. Zu dieser führte Bürgermeister Klaus-Dieter Vogler am Montag vor der Kreistagssitzung aus: „Diese Ortsumgehung war für uns Dipperzer ein riesengroßer Gewinn. Wenn man mal bedenkt, dass damals etwa bis zu 12.000 Fahrzeuge aus beiden Richtungen kommend einen Streckenabschnitt von gerade einmal zwei Kilometern passieren mussten, so muss man festhalten, dass dies für die Bürgerinnen und Bürger eine große Belastung darstellte.“ Im vergangenen Spätsommer konnte Dipperz auf das zehnjährige Bestehen der Ortsumgehung zurückschauen. Durch die Ortsumgehung profitierte Dipperz von einer deutlichen Aufwertung der Wohnqualität und Aufenthaltsqualität. Und auch als Gewerbestandort machte Dipperz im Vergleich zu anderen stadtnahen Gemeinden im Landkreis Schule. Zwar wurde einiges an den Ortsrand verlagert, für die Bewohnerinnen und Bewohner im Ortskern sei dies jedoch nicht negativ zu bewerten, wie Bürgermeister Vogler ausführte.
Gute Infrastruktur und vielfältige Vereinslandschaft

Weiter kann Dipperz auf eine gute Infrastruktur zurückgreifen, die von einem „lebendigen Ortskern“ bis zu einer „lebendigen und vielfältigen Vereinsstruktur“ reicht. In diesem Zusammenhang sprach Bürgermeister Vogler den Anwesenden eine Einladung zum diesjährigen einhundertjährigen Bestehen des Dipperzer Musikvereins aus, das Mitte Juni mit einem bunten Reigen an Veranstaltungen gebührend gefeiert werden soll. In den zurückliegenden Jahren verzeichnete Dipperz eine stetige Zunahme der Einwohnerzahlen. Die 105 ukrainischen Kriegsgeflüchteten, die einst im Container-Dorf für Geflüchtete untergebracht waren, lebten mittlerweile weitestgehend in privaten Unterkünften. Aktuell stünden Städte und Gemeinden wie Dipperz aber vor ganz anderen Herausforderungen. Erst Corona, dann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, der weiter anhält mit korrelierenden Auswirkungen auf unsere Infrastruktur. Die wirtschaftliche Situation, so Vogler, habe sich für Kommunen entscheidend verändert. Und doch müsse man sich den Problemen und vielschichtigen Herausforderungen stellen.
Zunehmens schwerer falle es auch, einen ausgeglichenen Haushalt herzustellen. „Wir versuchen dennoch das bestmögliche daraus zu machen“, so Vogler, der anmerkte, dass die Herausforderungen für Kommunen größer würden, vor allem, was den Bereich Verwaltung betrifft. Dringend müsste Bürokratie abgebaut werden. Dies bestmöglich bevor digitale Prozesse beschleunigt würden. Ein hoher Kostenfaktor für Städte und Kommunen seien örtliche Kindergärten, diese für Gemeinden jedoch als essentiell und Pflichtaufgaben angesehen würden. Vor nicht einmal sieben oder acht Jahren hatte man ein Defizit von 500.000 Euro; jetzt ein Defizit von etwa 1,5 Millionen Euro.
Vor großen Herausforderungen wird die Gemeinde Dipperz in den kommenden Jahren im Bereich der gemeindlichen Feuerwehren stehen, insbesondere bei der Feuerwehrbeschaffung. Höhere Standards bedeuten auch immer höhere Kosten. Das alles übersteige die finanziellen Möglichkeiten einer Gemeinde, die über die Einnahmesituation nicht ausreichend finanziert werden können, ohne die Einwohnerinnen und Einwohner massiv zu belasten. Die – wenn auch nur geringfügigen -Finanzströme vonseiten des Kreisausgleichsstocks helfen Kommunen wie Dipperz beispielsweise im Personalbereich hinsichtlich der Kostensteigerung.
Mehrgenerationenprojekt „Lebensraum am Holzbach“ eine große Chance für Dipperz
Vor dem Hintergrund des derzeit auf dem Areal am Kreisel vor dem Ortseingang, entlang der B 458 und der Dipperzer Straße entstehenden 12.000 Quadratmeter großen Neubaus „Lebensraum am Holzbach“ als „Mehrgenerationenprojekt“, in dessen Kontext neben dem Pflegezentrum mit 60 Plätzen für die vollstationäre Pflege und einer Tagespflege, zusätzlich ein betreutes Wohnen mit 20 Wohneinheiten sowie eine eigenständige Bäckerei mit großzügigem Café und angrenzender Terrasse sowie in einem weiteren Gebäudetrakt ein Medizinisches Versorgungszentrum und eine Apotheke realisiert werden, äußerte sich Bürgermeister Vogler zuversichtlich, in der Hoffnung, dass man in Zusammenhang mit dem Insolvenzverfahren zu einer Lösung gelangt, sich ein Investor und vor allem ein Betreiber finden lässt. Fest steht: Die Gemeinde Dipperz möchte an ihrer Infrastruktur festhalten. Bürgermeister Vogler ist positiver Dinge, dass künftig der Gemeinde finanzielle Mittel vonseiten des Bundes und des Landes zur Verfügung gestellt werden. Vor dem Hintergrund des anwesenden, ebenfalls dem Kreistag angehörenden Landtagsabgeordneten bzw. Bundestagsabgeordnetem sagte Vogler, dass den Städten und Kommunen wieder mehr Handlungsspielraum eingeräumt werden müsse, letztlich wissen nur sie, in welchen Bereichen es „am meisten brennt“.
Thomas Grünkorn und Winfried Möller für 40-jähriges kommunalpolitisches Ehrenamt im Kreistag und Kreisausschuss geehrt
Thomas Grünkorn (CWE) und Winfried Möller (Parteilos) wurden im Rahmen der Kreistagssitzung in Dipperz für ihr 40-jähriges kommunalpolitisches Ehrenamt im Kreistag des Landkreises Fulda bzw. im Kreisausschuss gewürdigt. Thomas Grünkorn gehört dem Kreistag seit 01.04.1985 an. Seit der Wahlperiode 1993 Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss, seit der Wahlperiode 1989 bis 1993, 1997 bis 2001, 2006 bis 2016, 2021 bis heute Mitglied im Ältestenrat. Von 2016 bis 2021 Mitglied im Wirtschaftsausschuss sowie dessen Vorsitzender. Von 2016 bis 2021 war er stellvertretender Kreistagsvorsitzender. Seit 01.04.1992 ist Thomas Grünkorn Fraktionsvorsitzender der CWE-Kreistagsfraktion.
Winfried Möller gehört dem Kreistag seit März 1982 an. Zunächst bis März 2001. Ab April 2001 wechselte Winfried Möller in den Kreisausschuss. Von 2001 bis 2016 war er Mitglied des Kreisausschusses sowie ehrenamtlicher Beigeordneter. Ab dem 01.02.2019 war er Mitglied des Kreistages. Nachdem die damaligen Verantwortlichen in der SPD ihn 2016 nicht, wie zugesagt, erneut in den Kreisausschuss entsandt hatten, ist er der Wählervereinigung DIE LINKE OFFENE LISTE beigetreten. 1985 bis 1993 war er Mitglied im Wirtschaftsausschuss, dies ebenso in der Zeit von 2019 bis 2021. Von 1989 bis 2001 und von 2019 bis 2021 war er Mitglied im Ältestenrat. In der Zeit von 1989 bis 2001 war er stellvertretender Kreistagsvorsitzender, Fraktionsvorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion war er in der Zeit von 1993 bis 2001. „In beiden Fällen blicken wir auf eine beeindruckende Schaffensperiode zurück, die noch anhält. Lieber Herr Grünkorn, lieber Herr Möller, Sie beide haben sich in hohem Maße um die kommunale Selbstverwaltung verdient gemacht und ihr Familienleben und ihren Freundeskreis der Kommunalpolitik untergeordnet und auf vieles andere verzichtet. Die Gesellschaft braucht Persönlichkeiten wie Sie. Sie geben Beispiel für die nächste Generation, für engagierte Frauen und Männer, die das Prinzip der kommunalen Selbstverwaltung mit Leben füllen und, die sich dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen. Auf das, was Sie in den vergangenen 40 Jahren geleistet haben, können Sie mit Stolz und Selbstbewusstsein zurückblicken. Dafür ein herzlicher Dank und ein herzliches Vergelt´s Gott“, so Kreistagsvorsitzender Helmut Herchenhan (CDU), der den Jubilaren eine Urkunde überreichte und ihnen eine Plakette anheftete.
Thomas Grünkorn bedankte sich auch im Namen seines Kreistagskollegen Winfried Möller für die Ehrung und die anerkennenden Worte. +++ ja
Hinterlasse jetzt einen Kommentar