Tennet kritisiert Bund und Länder für Eingriff in Stromnetz-Planung

Es handele sich um "sehr, sehr komplexe Verfahren"

Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat den jüngsten Eingriff von Bund und Ländern in die Pläne für den umstrittenen Ausbau von Stromnetzen im Dreiländereck Bayern, Hessen und Thüringen kritisiert. Das „Verkünden froher Botschaften, man habe Leitungen verhindert“, helfe sicherlich nicht der Akzeptanz des Netzausbaus, sagte Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens dem Wirtschaftsmagazin „Capital“. Er reagierte damit auf einen Kompromiss, den Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mit seinen Länderkollegen Anfang Juni geschlossen hatte. Dieser sieht unter anderem vor, dass eine geplante Trasse von Südthüringen nach Unterfranken (P44) gestrichen wird. Altmaier hatte die Einigung später als „Durchbruch“ bezeichnet. Die Länderminister – allen voran Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) – werteten den Kompromiss und den Verzicht auf die von Bürgerinitiativen bekämpfte Trasse P44 als ihren Verhandlungserfolg. Laut Gesetz ist die konkrete Trassenplanung eigentlich Aufgabe der Bundesnetzagentur. Grundsätzlich begrüßte Meyerjürgens, dass der Ausbau der Stromnetze für die Energiewende mittlerweile stärker im Fokus der Politik stehe. „Wir sehen derzeit, dass es mehr politischen Rückenwind für den Netzausbau gibt“, sagte er. Dennoch müsse das Tempo weiter erhöht werden. Mit Blick auf die Planungsdauer für die Stromleitungen aus dem Ausbaugesetz von 2009 (EnLAG), von denen ein großer Teil erst 2020 und später komplett in Betrieb gehen soll, sagte der Tennet-Geschäftsführer: „Aus der Sicht des Netzbetreibers ist das gefühlt zu lang.“ Aber es handele sich um „sehr, sehr komplexe Verfahren“, insbesondere bei Projekten, die mehrere Bundesländer berühren. Im Planungsverfahren müsse man „manchmal viele Schritte wiederholen“ so Meyerjürgens weiter. +++