Teilnehmer der diesjährigen Pianale brachten Passanten zum Staunen

Spiel mich – so klingt Fulda! – Mit der Projektverwirklichung geht ein langersehnter Wunsch in Erfüllung

Seit dem 1. August sind in Fuldas Innenstand – an den Standorten „Am Buttermarkt“, „Karlstraße“ sowie „Am Bahnhof“ sogenannte „Straßenklaviere“ Passanten zum Bespielen frei zugänglich. Verwirklicht wurde diese Idee im Rahmen von „Spiel mich – so klingt Fulda!“, einem Projekt des City Marketing Fulda. Die Idee, die auf den britischen Installationskünstler Luke Jerram zurückgeht, verfolgt den Zweck, dass Menschen durch die Musik einander nähergebracht werden sollen. Erstmalig umgesetzt wurde sie unter dem Slogan „Play me – I´m yours!“ – zu Deutsch: „Bespiele mich – ich bin Deines!“ im Jahr 2008 in Birmingham. Seitdem wurden in mehr als 50 Städten rund um den Globus über 1.700 Straßenklaviere Menschen auf frequentierten Plätzen zum Bespielen frei zugänglich gemacht. Diese Idee, die mit Städten wie München oder Augsburg inzwischen auch in deutschen Städten umgesetzt wurde, wurde anlässlich des diesjährigen Stadtjubiläums (1275 Jahre Klostergründung) in diesem Jahr erstmalig auch im osthessischen Fulda umgesetzt. Das Interesse der Passanten, sich einmal ganz frei und ungezwungen Passanten mit Klaviermusik darzubieten, besteht – und das nicht einmal wenig.

Auffallend dabei ist, dass die Fuldaer Straßenklaviere nicht wie gewöhnlich Klaviere aussehen. Edeltraud Maria Leib vom Fuldaer City Marketing weiß warum: „Kunstvoll gestaltet, wurden die Straßenklaviere von kreativen Menschen im Kinder- und Jugendclub im Fuldaer Münsterfeld. Hierzu hatten wir im Rahmen eines Wettbewerbes alle Kreativen dazu aufgerufen, Ideen für die Gestaltung der Klaviere einzureichen. Der Annahmeschluss war der 15. Mai. Mitmachen konnte Jeder, der in Fulda wohnt, zur Schule geht, studiert oder arbeitet. Die einzige Voraussetzung war, dass die Klaviere weiterhin bespielbar bleiben.“

Insgesamt 20 Entwürfe waren beim Fuldaer City Marketing eingegangen. Eine Jury hatte die besten drei Entwürfe ausgesucht, diese dann von Christine Hartmann gemeinsam mit den Kindern ihres Kindermalkurses sowie von Auszubildenden der Stadt Fulda – und nicht zuletzt von einer Künzellerin gemeinsam mit ihrer Familie künstlerisch gestaltet wurden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: „Mit Spiel mich – so klingt Fulda ist ein ganz besonderes, wie außergewöhnliches Projekt in unsere Stadt gekommen“, unterstreicht Edeltraud Maria Leib vom Fuldaer City Marketing die Bedeutung des Projektes, das nicht zuletzt mit der Unterstützung des Musikhauses Mollenhauer in Fulda, der Sparkasse Fulda – und nicht zuletzt der Stadt Fulda umgesetzt werden konnte.

Derzeit hält die „Pianale International Academy & Competition“, ein Fortbildungsangebot und Wettbewerb für angehende Klaviervirtuosen, Einzug in der Region Osthessen. Hierzu die Gründerin des Formates, Uta Weyand-Schäfer: „Jedes Jahr bewerben sich bei uns aus der ganzen Welt um die 30 Studentinnen und Studenten, junge Pianistinnen und Pianisten, im Alter von 14 und 30 Jahren, um sich bei uns in der Region fortzubilden, über 18 Tage an der Landesmusikakademie Hessen auf Schloss Hallenburg untergebracht sind und im Rahmen der Konzertreihe „Schlosskonzerte Osthessen“ (zur Förderung junger Pianisten) Konzerte geben.“ Dabei ist die Pianale die Akademie für die internationalen Teilnehmer.

In diesem Jahr sind bei der Pianale International Academy & Competition 28 Teilnehmer aus 19 Ländern am Start. Vier von ihnen – der 23-jährige Gareth Szakos, die 15-jährige Noa Kapelyushnik, der 14-jährige Shunta Morimoto sowie die 19-jährige Kira Frolu – gaben den Passanten gestern Abend am Buttermarkt vor ihrem Konzert in der Theologischen Fakultät Fulda eine kleine Kostprobe aus den sonst eher sehr umfangreichen Sonaten. Der 14-jährige Shunta Morimoto steht heute Abend auch im Finale der Pianale Junior. Damit hat es schon wieder ein Teilnehmer aus Japan in die Endrunde des weltweit einmaligen Wettbewerbformates geschafft. Bereits im vergangenen Jahr war der 21-jährige Japaner, Kaito Muramatsu, beim festlichen Abschlusskonzert auf Schloss Fasanerie zu hören und spielte sich mit Franz Liszts Totentanz in die Herzen der Zuschauer und wurde dafür am Ende mit dem Publikumpreis 2018 ausgezeichnet. Die 19-jährige Kira Frolu ist bei der Pianale sozusagen eine Wiederholungstäterin; So war sie bereits vor drei Jahren schon einmal Anwärterin bei der Pianale Junior, in diesem Jahr ist das Ausnahmetalent aus Rumänien sozusagen die Jüngste bei den Großen.

Pianale-Gründerin Uta Weyand-Schäfer sprach sich am Montagabend in Fulda über die Verwirklichung von Spiel mich – so klingt Fulda! als eine wunderbare Zusammenarbeit aller Beteiligten aus. Hat sie auf eine solche Umsetzung, um Menschen die Klaviermusik näher zu bringen, lange warten müssen. „Ich habe immer davon geträumt, dass wir dorthin gehen können, wo man Menschen erreicht. So war es beispielsweise auch immer ein Traum von mir, dass wir einmal ein Klavier direkt vor die Hauptfiliale der Sparkasse platzieren und es bespielen – zumal der Platz ja auch wie eine Bühne aussieht. Umso mehr freue ich mich in diesem Jahr, über die Umsetzung des weltweiten Projektes in Fulda“, sagt Uta Weyand-Schäfer, Pianale-Gründerin und Initiatorin der Konzertreihe „Schlosskonzerte Osthessen“ sowie international gefragte Klaviervirtuosin.

Gestern Vormittag war Uta Weyand-Schäfer mit einigen Pianale-Teilnehmern im Marianum und spielte vor Schülerinnen und Schülern der 11. und 12. Jahrgangsstufe. Ihre Resonanz: „Es war unglaublich. Die Schüler zeigten sich sehr interessiert und wissbegierig. So hatten sich die Schülerinnen und Schüler etwa eineinhalb Stunden mit den Pianale-Teilnehmerinnen und – teilnehmern unterhalten und an diese Fragen adressiert.“ Vergangene Woche Donnerstag hatten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 13. Pianale vor Gymnasiasten der Winfriedschule gespielt. Noch am selben Abend kamen fünf Schülerinnen in das Konzert in Palais Altenstein. Eine habe sogar ihre ganze Familie mitgebracht – für die Pianale-Gründerin ein Moment von großer Freude, die sich fast sicher ist: „Ich glaube, die wären sonst nie in ein Konzert gegangen. Das hat mich unheimlich gefreut.“ Womöglich ein Indiz dafür, dass die Pianale inzwischen in der Region angekommen ist.

Nächste Woche Dienstag (27. August 2019) ist um 18:30 Uhr auf Schloss Fasanerie bei Eichenzell das Festliche Abschlusskonzert. An dem Abend wird auch der Publikumspreis gekürt. „Es interessiert uns sehr, wie das Publikum Klaviermusik empfindet. Daher entscheidet an diesem Abend ausschließlich das Publikum, wer den Publikumspreis bekommt. Der Sieger oder die Siegerin wird dann am 25. Oktober 2019 um 19:30 Uhr beim Preisträger-Klavierabend in der Alten Universität Fulda konzertieren.

Edeltraud Maria Leib nutzte die gestrige Gelegenheit, um Allen, die bei Spiel mich – so klingt Fulda! im Vorfeld involviert waren und sind, herzlich danke zu sagen. Angefangen von den Klaviergestaltern von denen gestern auf dem Buttermarkt die Steinschülerinnen, Emely und Lilly, die mit der Gestaltung der aus Sperrholz ausgesägten Silhoutte einer Sängerin, die mit Graffitifarbe bemalt und danach mit Strasssteinen beklebt worden war, betraut gewesen waren sowie die Auszubildenden bei der Stadt Fulda, Alexandra und Gunnar, die das Musikinstrument auf dem Buttermarkt künstlerisch gestaltet hatten, über Manfred Wiegand und Dirk Heinle vom Musikhaus Mollenhauer bis hin zu Richard Hartwig von der Sparkasse Fulda begrüßt werden konnten. Einen bis jetzt besonders schweren Job hatte Nonno von dem Eiscafé „La Gelateria“ am Buttermarkt. Er ist nämlich Klavierpate und hat beispielsweise dafür zu sorgen, dass dem Musikinstrument nichts passiert. Hierzu noch einmal Edeltraud Maria Leib: Die Klavierpaten haben einen ganz besonders harten Job; Denn die Klaviere dürfen alles – nur nicht nass werden. Ich glaube, er musste die letzte Zeit ganz schön viel rennen.“

Den Passantinnen und Passanten gestern auf dem Buttermarkt müssen die musikalischen Darbietungen der angehenden Konzertpianistinnen und – pianisten ziemlich gut gefallen haben. Nachdem die Ausnahmetalente begonnen hatten, auf den Straßenklavieren zu spielen, dauerte es keine zwei Minuten, und der Platz, der schon zuvor mit Leben gefüllt war, hatte sich noch mehr gefüllt. Nach Beendigung der Kostproben, die die Pianale-Teilnehmer dem Straßen-Publikum gestern gaben, trat auf dem Buttermarkt, nachdem die Menschen anfingen zu applaudieren, ein kurzer Moment der Stille ein. Staunen. Respekt. Bewunderung.

Zu bespielen sind die Straßenklaviere in der Zeit von 11:00- bis 20:00 Uhr vorerst täglich noch bis zum 1. September. +++ jessica auth