Tarifverhandlung für den Einzel- und Versandhandel in Hessen vertagt

Arbeitgeber erhöhten ihr Angebot

Verdi

„Die Arbeitgeber sprechen im Rahmen ihres Angebots in dieser Tarifrunde gern von einer ‚Sprinterklausel‘. Durch sie könne Verdi selbst bestimmen, wann die erste Lohnerhöhung gezahlt würde, weil diese an das Datum des Tarifabschlusses geknüpft sei. Dieser ersten Stufe von 3 Prozent sollen zwei weitere mit 2 Prozent und seit der heutigen Verhandlung 2,5 Prozent folgen. Dazu gäbe es die nicht veränderte Inflationsausgleichprämie von 1.000 Euro, zahlbar in zwei Schritten“, erklärte Marcel Schäuble, Landesfachbereichsleiter Handel der Verdi Hessen und Verhandlungsführer für den hessischen Einzel- und Versandhandel.

„Wenn wir die Bereitschaft und die Entschlossenheit zu Arbeitskämpfen in den Belegschaften sehen, dann wäre es völlig falsch, bereits diesem seit einem Monat kaum verbesserten Angebot den Zuschlag zu geben. Ausdauer ist jetzt besser und wichtiger als Sprint. Denn Tarifpolitik setzt nicht auf ‚Strohfeuer‘, sondern auf eine nachhaltige Steigerung der Gehälter, Löhne und Ausbildungsvergütungen. Eine Inflationsausgleichprämie darf kein Ersatz sein für eine echte Lohnerhöhung, die sich langfristig positiv auswirkt. Darum geht es in dieser Tarifrunde. Und deshalb wäre ein schneller Tarifabschluss im ‚Eiltempo‘ unter den angebotenen Bedingungen kein besserer, sondern ein noch zu schlechter. Die Arbeitgeber müssten dies heute verstanden haben“, so Schäuble. Verdi bleibt bei ihren Tarifforderungen für die etwa 235.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel in Hessen: Erhöhung der Stundensätze um einheitlich 2,50 Euro; Anhebung der Ausbildungsvergütungen um einheitlich 250 Euro in jedem Ausbildungsjahr; 12 Monate Laufzeit des Tarifvertrages; Allgemeinverbindlicherklärung der Branchentarifverträge durch einen gemeinsamen Antrag des Handelsverbandes Hessen und Verdi.

Arbeitgeber erhöhten ihr Angebot

In der zweiten Verhandlungsrunde der diesjährigen Tarifverhandlungen im hessischen Einzelhandel erhöhten die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber am heutigen Mittwoch ihr Angebot nochmals und boten bei einer 24-monatigen Laufzeit ein Gehaltsplus von insgesamt 7,5 Prozent in drei Stufen, eine garantierte Vergütungsuntergrenze von mindestens 13,00 Euro pro Stunde und eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 1.000 Euro in zwei Stufen an.  „Das Gesamtvolumen unseres Angebotes, bestehend aus einer Grundlohnerhöhung und der Inflationsausgleichsprämie, ist höher als jeder einzelne Tarifabschluss der vergangenen Jahre. Wir zeigen damit, dass wir nach einer Lösung suchen, die sowohl die Bedürfnisse der Mitarbeitenden als auch die starken wirtschaftlichen Zwänge unserer hessischen Händlerinnen und Händler zum Ausgleich bringt“, so Nico Lehm, Vorsitzender der Tarifkommission in Hessen.

„Bei Lohnforderungen ist aktuell mehr denn je Augenmaß gefragt. Die pauschale Forderung von Verdi nach einer Anhebung der tariflichen Entgelte um 2,50 Euro pro Arbeitsstunde, ist für Händlerinnen und Händler zu hoch. Bei einer Vollzeittätigkeit im Einzelhandel mit 163 Stunden pro Monat wäre dies eine Steigerung um 407,50 Euro im Monat, was ein Plus von über 14 Prozent bedeuten würde. In den unteren Entgeltgruppen läge die prozentuale Erhöhung in der Spitze sogar bei mehr als 23 Prozent“, so Lehm weiter.  „Verdi hat unser nochmals erhöhtes Angebot erneut als unzureichend abgelehnt. Wir bedauern sehr, dass sich die Gewerkschaft mit diesem starken Angebot weder auseinandergesetzt noch eine entsprechende Verhandlungsbereitschaft gezeigt hat.  Tarifverhandlungen erfordern einen gemeinsamen Austausch zwischen den Tarifpartnern, der nur über echte Gespräche erreicht werden kann. Mit der aktuellen Haltung der Gewerkschaft scheint dies jedoch nicht möglich zu sein. Darüber sind wir sehr enttäuscht. Letztlich enthält Verdi durch das Blockieren von konstruktiven Verhandlungen seinen Mitgliedern eine bereits von den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern in ihrem Angebot zugesicherte Inflationsausgleichsprämie vor“, so Lehm abschließend. Als nächster Verhandlungstermin ist Mittwoch, der 14.06.2023 anvisiert. +++