Tanja Schote erfolgreich in Ausbildung vermittelt

Ich habe mich blind für Fulda entschieden

Nicole Fleck (links), Barbara Linder (von rechts) und Viktoria Braun begleiten Tanja Schote während ihrer Ausbildung. Foto: Lisa Laibach

Tanja Schote (42) ist im September 2018 mit ihren zwei Kindern als Spätaussiedlerin aus der Ukraine nach Deutschland gekommen, heißt es in einer Pressemitteilung. Über das Beratungsbüro für Alleinerziehende beim Landkreis Fulda ist sie zur Take-Off-Maßnahme bei der AWO gelangt und hat 2020 eine Teilzeit-Ausbildung bei der Sparkasse Fulda begonnen. In der Ukraine hatte Schote bereits ein wirtschaftliches Studium mit einem Master abgeschlossen und danach in einer Bank in der Kreditabteilung, der Buchhaltung und der Steuerberatung gearbeitet. Nachdem sie ihr erstes Kind bekommen hatte, war sie in Elternzeit und stieg danach in das Schreibwaren-Geschäft ihrer Eltern mit ein und war von da an selbstständig tätig. „Für meine Kinder und die Familie ist finanziell nicht viel übrig geblieben“, erläutert die 42-Jährige, deren Schwester bereits vor sieben Jahren nach Deutschland gezogen ist. Ihre Eltern und Schote selbst blieben noch einige Zeit in der Ukraine. „Ich habe meine Schwester oft in Deutschland besucht. Ich dachte mir, dass ich es bestimmt auch schaffen kann, in Deutschland Fuß zu fassen und dem Krieg in der Ukraine zu entfliehen.“

Schote begann zweimal in der Woche Deutsch zu lernen, da der Nachweis über das Sprachniveau B1 für eine Einreise notwendig war. Vier Jahre hat es dann gedauert, bis ihr Antrag auf Einwanderung genehmigt war. „Als es so weit war, hat sich mein Mann entschieden, in der Ukraine zu bleiben“, blickt Tanja Schote zurück, die im September 2018 alleine mit ihren beiden Kindern nach Deutschland kam, aber nicht zu ihrer Schwester nach Bayern durfte. „Ich habe mich blind für Fulda entschieden“, sagt sie lachend. „Aber ich habe es keinen Tag bereut.“ Da Schote als Aussiedlerin anfangs in Deutschland auf finanzielle Unterstützung des Kreisjobcenters angewiesen war, wurde sie Kundin des Büros für Alleinerziehende. „Frau Schote wollte direkt ihre Deutschkenntnisse verbessern. Wir haben sie dann an die Take-off-Maßnahme der AWO vermittelt. Frau Schote war und ist eine überaus zielstrebige und ehrgeizige Frau. Das bewundere ich sehr“, betont Barbara Linder vom Büro für Alleinerziehende vom Fachdienst Kommunaler Arbeitsmarkt beim Kreisjobcenter des Landkreises Fulda. In der Take-off-Maßnahme der AWO war sie von August 2019 bis Juli 2020. „Wir wollen den Frauen verschiedene Wege und Möglichkeiten für ihre berufliche Tätigkeit aufzeigen“, erklärt Viktoria Braun von der AWO. Tanja Schote verbesserte durch die Maßnahme schnell ihre Deutschkenntnisse, sodass sie Praktika in einer Logistikfirma und einer Zeitarbeitsfirma absolvierte. Im Anschluss bewarb sie sich für eine Ausbildung als Erzieherin sowie für eine Ausbildung bei der Sparkasse Fulda. „Mein Diplom wurde in Deutschland zwar anerkannt, reichte für eine Beschäftigung im deutschen Bankwesen jedoch nicht aus“, erläutert die 42-Jährige.

Über die Zusage bei der Sparkasse Fulda hat sich die gebürtige Ukrainerin sehr gefreut. „In der Bank zu arbeiten war immer mein Traum. Ich bin froh, dass die Sparkasse mir die Ausbildung ermöglicht.“ „Wir wussten, wie anstrengend es für eine Mutter ist, eine Vollzeit-Ausbildung zu machen. Schließlich muss man Arbeit, Schule und Familie unter einen Hut bringen. Deshalb haben wir Frau Schote aktiv angeboten, die Ausbildung bei der Sparkasse in Teilzeit zu absolvieren. Der gute Eindruck, den sie bei der Bewerbung auf uns machte, hat sich bestätigt: Frau Schote ist sehr engagiert, motiviert und lernbereit und kommt mit ihrem offenen und freundlichen Auftreten gut an“, betont Nicole Fleck, Leiterin Personalentwicklung bei der Sparkasse Fulda.
Die Ausbildung in Deutschland birgt jedoch auch einige Herausforderungen, das Ausbildungssystem unterscheidet sich stark von dem in der Ukraine. „Vor allem die Fachsprache ist häufig nur schwer zu verstehen. Ich kann nicht einfach nur auswendig lernen, ich muss auch verstehen, was ich da lerne. Das ist besonders bei dem rechtlichen Teil der Ausbildung nicht immer so einfach. Ich hoffe, dass das mit der Zeit immer besser wird“, erklärt Schote und fügt hinzu, dass sie dabei besonders ihren Kolleginnen und Kollegen dankbar ist, die ihr bei allen Fragen unterstützend zur Seite stehen. „Allgemein fühle ich mich als Azubi bei der Sparkasse sehr wertgeschätzt.“ Seit Ausbildungsbeginn im August war Tanja Schote bereits in mehreren Filialen tätig. „Ich gebe immer mein Bestes und gehe jeden Tag motiviert an die Arbeit. Ich gebe alles, um auch nach meiner Ausbildung eine weitere Beschäftigung zu erhalten“, blickt Schote nach vorne. Das Projekt Take off bei der AWO bezeichnet die 42-Jährige als großes Glück. „Die Betreuerinnen – wie Viktoria Braun – wissen, was man durchgemacht hat, da sie selbst in der Situation waren. Sie kennen die Herausforderungen, mit denen man konfrontiert wird, wenn man mit zwei Kindern in ein fremdes Land kommt und die dortige Sprache noch nicht so gut spricht“, blickt Schote zurück. Neben Sprachförderung und Computerkursen während der Maßnahme war ihr jedoch immer wichtig, schnellstmöglich arbeiten zu können und nicht mehr vollständig auf die Leistungen des Jobcenters angewiesen zu sein. „Das Projekt hat mir gezeigt, dass alles möglich ist. Ich wusste, dass eine Ausbildung bei der Sparkasse schwer werden würde, aber dass sie einfach enorm wichtig für mich ist. Deshalb war mir klar, dass ich diesen Weg gehen werde.“

Beratungsbüro für (Allein-)Erziehende

Um Alleinerziehende noch mehr zu unterstützen, hat der Landkreis Fulda 2013 das Beratungsbüro für (Allein-)Erziehende ins Leben gerufen. Julia Schröder und Barbara Linder helfen den Kundinnen und Kunden bei der Suche nach Arbeitsplätzen und Ausbildungen, bei der Erstellung von Bewerbungen, der Strukturierung ihres Alltags und bei Fragen rund um die Kinderbetreuung. Das Beratungsbüro hat ein großes Netzwerk und arbeitet unter anderem eng mit der AWO, SkF, donum vitae, Grümel und pro familia zusammen. Für eine Beratung können sich alle (Allein)Erziehenden in Stadt und Landkreis Fulda an Julia Schröder, Telefon (0661) 6006-8553 und Barbara Linder (0661) 6006-8557 wenden. Weitere Informationen gibt es unter www.alleinerziehende-fulda.de.

Take off

Mit dem Projekt Stark im Beruf „take off“ unterstützt der AWO Kreisverband Fulda e.V. seit 2015 Mütter mit Migrationshintergrund auf ihrem Weg in die Arbeitswelt. Das Projekt „take off“ wird im Rahmen des ESF-Bundesprogramms „Stark im Beruf – Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Kooperationspartner ist das Kommunale Kreisjobcenter des Landkreises Fulda. Wer Näheres über das Projekt wissen möchte, kann sich direkt unter der Telefonnummer (0661) 24909050 informieren. +++ pm