Taktanbindung der Stadtbusse – Gläserzeller schon lange unzufrieden

Ortsbeirat übergibt 500 Unterschriften

Ortsbeirat übergibt 500 Unterschriften

„Die Stadt Fulda verpflichtet sich, die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs im Stadtteil Gläserzell zu fördern. Insbesondere soll dafür gesorgt werden, dass der Stadtteil möglichst bald an das städtische Verkehrsnetz angeschlossen wird.“ – so ist es bereits seit 47 Jahren im Grenzänderungsvertrag aus 1972 festgehalten. Seit wenigen Jahren gibt es für Gläserzell vier mal täglich im Abstand von drei Stunden zu verkehrsschwachen Zeiten zwischen 8.30 Uhr und 17.30 Uhr einen Stadtbus, wenn in den anderen Stadtteilen – und wohl auch in Gläserzell – kein Bedarf besteht.

Hiermit sind die Gläserzeller schon lange unzufrieden; sie fühlen sich im Vergleich zu allen anderen Stadtteilen benachteiligt – fühlen sich diesbezüglich als „Bürger zweiter Klasse“. Alle anderen Stadtteile gleicher Größe sind im 30-Minuten-Takt an das Bussystem angeschlossen. Im Entwurf zum neuen Nahverkehrsplan für die Jahre 2018-2022 ist der halbstündige Takt auch für die drei Stadtteile im Fuldatal Gläserzell, Kämmerzell und Lüdermünd vorgesehen. Allerdings war in der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Verkehr (AWV) am 2. Mai d.J. zu vernehmen, dass die Verwaltung davon inzwischen wieder Abstand nehmen will und die Bewohner der drei Fuldatal-Stadtteile stattdessen auf das Anrufsammeltaxi (AST) verweisen will. Hiergegen wehrt sich der Gläserzeller Ortsbeirat. In einer von zahlreichen Gläserzellern und Kämmerzellern besuchten Sitzung am Dienstag dieser Woche beschloss der Ortsbeirat einstimmig, dem Oberbürgermeister Dr. Wingenfeld und den Stadtverordneten ein Forderungsschreiben zur Stadtbus-Anbindung Gläserzells im halbstündigen Zeittakt zu übergeben. 500 Unterschriften zur Unterstützung dieses Anliegens waren dazu in wenigen Tagen zusammengekommen.

In der öffentlichen Sitzung des Ortsbeirates bekundeten viele Gäste ihren Unmut über die einzigartige Benachteiligung ihres Stadtteiles, formulierten zahlreiche Beschwerden über die Unzuverlässigkeit des AST, über für sie damit verbundene höhere Beförderungskosten – für das AST sind je Fahrt 1,50 Euro Komfortaufschlag zu zahlen – und verwiesen auf den hohen Anteil von Senioren in Gläserzell. Hinzu komme, dass es in Gläserzell keine Nahversorgung in Form von Supermarkt, Bäcker, Arzt, Apotheker mehr gebe und somit ein hoher Beförderungsbedarf zum benachbarten Stadtteil Horas bestehe, was für diese kurze Strecke mit dem AST Kosten in Höhe von derzeit 7,40 Euro für Hin-und Rückfahrt bedeute. Auch kulturell seien besonders ältere Menschen ohne Busanbindung von der Innenstadt abgeschnitten.

Am gestrigen Donnerstag übergab der mit einer Ausnahme vollzählige Ortsbeirat in Begleitung der Gläserzeller Stadträtin Heidelinde Weinberger seine Petition mit 500 unterstützenden Unterschriften im Stadtschloss an Oberbürgermeister Dr. Wingenfeld; mit dabei waren Stadtbaurat Schreiner und weitere Mitarbeiter der Verwaltung. Die Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartmann sowie die Vorsitzenden aller in der SV vertretenen Fraktionen erhalten eine Kopie der Petition. OB Dr. Wingenfeld äußerte Verständnis für das Gläserzeller Anliegen. Er anerkannte, dass durch die Topografie mit einer im Stadtgebiet einzigartigen Hanglage besonders für Senioren eine schwierige Situation gegeben sei, sprach allerdings auch an, dass neben politischen Aspekten auch wirtschaftliche Gründe bei der Entscheidung zu berücksichtigen seien. Die Mitglieder des Ortsbeirates entgegneten, dass eine Buslinie für Gläserzell bzw. das Fuldatal nicht teurer sei als alle anderen Buslinien auch. Die Stadt habe nun schon 47 Jahre auf dem Rücken der Gläserzeller Kosten gespart. Die Bewohner ihres Stadtteils erwarteten, endlich mit den anderen Stadtteilen gleichbehandelt zu werden.

Am kommenden Donnerstag, 13. Juni um 18.00 Uhr befasst sich der zuständige Ausschuss AWV im Stadtschloss erneut mit dem NVP, bevor dieser im Juni der Stadtverordnetenversammlung zur Entscheidung vorgelegt wird. OB Dr. Wingenfeld machte darauf aufmerksam, dass die AWV-Sitzung wieder öffentlich sei und alle Interessierten als Gäste daran teilnehmen können. Ortsvorsteher Roman Namyslo sprach den Wunsch und die Hoffnung aus, dass möglichst viele Gläserzeller, Kämmerzeller und Lüdermünder Bürger von der Teilnahmemöglichkeit Gebrauch machen und sich ähnlich wie zur letzten Ortsbeiratssitzung zahlreich in das Stadtschloss aufmachen. +++ husch