Täter von Halle trug Kampfanzug

Unter der Nummer 115 wurde eine spezielle Hotline geschaltet

Nach der Schießerei in Halle mit mindestens zwei Toten werden weitere Details bekannt: Auf Videoaufnahmen ist ein Täter zu sehen, der eine Art Kampfanzug trägt, aus einem Auto steigt und auf offener Straße um sich feuert. Unklar ist, ob es einen oder mehrere weitere Täter gibt, die Polizei sprach zwischenzeitlich von mehreren Flüchtigen. Über der Stadt kreiste lange ein Polizeihubschrauber, später wurde eine weitere Schießerei in Landsberg im benachbarten Saalekreis gemeldet.

Die Polizei verkündete außerdem eine Festnahme, teilte aber mit, dass die Gefahr noch nicht vorbei sei und dass weiteren Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen werde. Der Hauptbahnhof von Halle wurde vorübergehend gesperrt, die Fernzüge über Leipzig umgeleitet. Am Nachmittag meldete sich die Bundesregierung zu Wort: „Wir trauern um die beiden ermordeten Menschen. Wir hoffen, dass die Sicherheitskräfte den oder die Täter schnell fassen können“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Unterdessen verdichten sich die Hinweise, dass es sich um einen gezielten Angriff auf die Synagoge am Wasserturm in Halle gehandelt haben könnte. So soll ein Mann mit einer Schusswaffe versucht haben, durch die Tür der Synagoge zu einer Veranstaltung vorzudringen. Dort wurde am Mittwoch Jom Kippur gefeiert, der höchste jüdische Feiertag. Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand sprach von einer „Amoklage“ und berief einen Krisenstab ein. Unter der Nummer 115 wurde eine spezielle Hotline geschaltet.

Bundesweit mehr Polizei vor Synagogen

Die Polizeipräsenz vor jüdischen Gebetsstätten in ganz Deutschland ist erhöht worden. „Auch wenn die genauen Hintergründe der Tat derzeit noch unklar sind, habe ich die Polizei Berlin gebeten die Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen in unserer Stadt umgehend und bis auf Weiteres zu erhöhen“, sagte Berlins Innensenator Andreas Geisel am Mittwochnachmittag. Diese Maßnahmen werde „im Einvernehmen mit den jüdischen Gemeinden“ umgesetzt. Die Polizeidirektion Magdeburg teilte mit, derzeit würden alle jüdischen Einrichtungen in Sachsen-Anhalt von Polizeikräften aufgesucht. Die Personen würden gebeten, die Räume zu verlassen. Unterdessen hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen des Vorfalls in Halle (Saale) übernommen. Man ermittle wegen Mordes, sagte ein Sprecher. Der Schritt sei wegen der „besonderen Bedeutung des Falls“ erfolgt. Die Abgeordneten des Europaparlaments haben am M ittwoch eine Schweigeminute für die Opfer von Halle eingelegt. „Wir sprechen den Familien der Opfer unser tiefstes Mitgefühl aus“, sagte Parlamentspräsident David Sossoli. +++