SuedLink: Die umfangreichen Planunterlagen müssen nachgebessert werden

Die Alternativroute soll durch das Naturschutzgebiet Mosbachwiesen verlaufen

Fulda. Die Übertragungsnetzbetreiber Tennet TSO GmbH und Transnet BW haben vor einigen Wochen den neuen Korridorvorschlag für den SuedLink in Thüringen mit Alternativrouten in Hessen veröffentlicht, die als Erdverkabelungen vorgesehen sind. Die Planung wurde am 23. Mai 2017 bei einer Antragskonferenz in Fulda unter Leitung der Bundesnetzagentur vorgestellt. Ziel der Antragskonferenz ist, den Untersuchungsrahmen für die weitere Planung festzulegen.

Die Gemeinden Petersberg, Künzell und Eichenzell haben sich bereits im Sommer 2015 zu einem Aktionsbündnis zusammengeschlossen, um zu verhindern, dass die Trassen des SuedLink auf ihren Gemeindegebieten verlaufen, weil die Raumwiderstände hier zu hoch sind, Riegel und Engstellen der Planung entgegen stehen und weil die Gemeindegebiete bereits durch Infrastrukturen extrem vorbelastet sind. Das Aktionsbündnis befürwortete von Anfang an den Erdkabelvorrang statt Freileitungen, denn dadurch werden das Landschaftsbild und die Bürgerinnen und Bürger deutlich geschont. Ziel des Aktionsbündnisses war auch immer eine gemeinsame Stammstrecke der beiden SuedLink-Projekte, weil dadurch Kosten für die Erdverkabelung gespart werden und die Akzeptanz in der Bevölkerung gesteigert werden kann. Auch die Natur wird weniger belastet. Es ist besser, wenn für die Erdkabel nur eine Grabentrasse gezogen werden muss anstelle von zwei unterschiedlichen Trassenverläufen.

Die neue Planung mit der gemeinsamen Stammstrecke in Thüringen und den reinen Erdkabelkorridoren ist allerdings nur ein Teilerfolg. Noch steht die endgültige Planung nicht fest. Die Übertragungsnetzbetreiber sehen in ihrem Antrag die Alternativkorridorsegmente 104, 105 und 106 vor, die östlich von Fulda in den Gemeindegebieten von Petersberg, Künzell und Eichenzell verlaufen. Betroffen von dieser Planung ist insbesondere das geplante interkommunale Gewerbegebiet zwischen Petersberg und Böckels, das für die gesamte Stadtregion Fulda von herausragender Bedeutung ist. Die Gemeinde Petersberg mit der Stadtregion würde ihrer einzigen gewerblichen Entwicklungsmöglichkeiten beraubt werden, wenn die Trasse hier verlaufen würde.

Betroffen von diesen Korridorsegmenten sind außerdem wertvolle Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete und FFH-Gebiete, z.B. der Auenverbund Fulda und das FFH-Gebiet „Obere und Mittlere Fuldaaue“. In Eichenzell soll die Alternativroute durch das Naturschutzgebiet Mosbachwiesen im Trassenkorridorsegment 105 verlaufen. Eine Querung dieses Gebiets erscheint auch durch eine Standard-HDD-Bauweise (gesteuerte Horizontalbohrung) wegen der notwendigen Länge kaum möglich. Bei einer Alternativroute im Trassenkorridorsegment 106 würde dieses Naturschutzgebiet verschont bleiben. In Eichenzell ist die Alternativroute im Korridorsegment 106 auch sonst die schonendere Alternative gegenüber dem Korridorsegment 105. Der Übertragungsnetzbetreiber sieht dies anders.

Die umfangreichen Planunterlagen müssen nachgebessert werden. Das verwendete Karten- und Planungsmaterial ist nicht durchgängig aktuell und aus den Unterlagen ist der jeweilige Planungsstand nicht immer erkennbar. Für die weitere Planung wird mehr Transparenz und Aktualität der Pläne gefordert. So wurde im Antrag der Übertragungsnetzbetreiber die eingleisige Bahntrasse Almendorf-Melzdorf-Niederbieber-Hilders noch eingetragen, obwohl diese schon seit 2003 in einen Radweg umgewandelt wurde. Es zeigt sich, wie wichtig Antragskonferenzen sind, um derartige Pannen aufzudecken.

Die Thüringische Landesregierung hat gefordert, dass weitere Alternativkorridore westlich von Fulda geprüft werden müssen. Der Gesetzgeber fordert eine möglichst geradlinige Verbindung der Anfangs- und Endpunkte der SuedLink-Projekte. Alle ernsthaft in Betracht kommenden Alternativen müssen im Verfahren geprüft werden. Das Aktionsbündnis ist deshalb der Auffassung, dass westlich von Fulda verlaufenden Korridorvarianten im weiteren Verfahren auch geprüft werden sollten. Der Prüfungsumfang sollte nicht voreilig eingeschränkt werden. +++