Studie: Mütter mit kleinen Krankenhäusern zufriedener

Zahl der Geburtskliniken in Deutschland gesunken

Hamburg. Die Erfahrungen im Kreißsaal und auf der Wöchnerinnenstation sind umso negativer, je größer eine Geburtsklinik ist. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Picker-Instituts, über die die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Das Institut, dessen Ziel es ist, die Behandlungsqualität aus Patientensicht zu verbessern, hat rund 9.600 Wöchnerinnen befragt, die zwischen 2014 und 2017 in 77 deutschen Kliniken unterschiedlicher Größe entbunden hatten.

In den Antworten zeigt sich ein deutlicher Trend: Die Frauen waren zufriedener, wenn ihre Babys an kleineren Häusern zur Welt gekommen waren. So sprachen neun Prozent der Mütter, die an einer Klinik mit mehr als 2.000 Geburten pro Jahr entbunden hatten, von einer mittelmäßigen oder schlechten Erfahrung im Kreißsaal; an Kliniken mit weniger als 1.000 Geburten pro Jahr taten dies nur gut fünf Prozent. Auch gaben die Wöchnerinnen der großen Kliniken zu 34 Prozent an, unzureichend Gelegenheit gehabt zu haben, mit Hebammen über Ängste zu sprechen; an einer kleinen Klinik waren dies lediglich 19 Prozent. Ähnlich fielen die Ergebnisse zugunsten der kleinen Stationen aus, wenn es um Informationen zum Stillen und die Erfahrung im Wochenbett ging, um die Frage, ob die Frauen genügend in Entscheidungen einbezogen wurden und ob immer eine Hebamme da war, wenn sie gebraucht wurde.

Seit 1992 ist die Zahl der Geburtskliniken in Deutschland um 40 Prozent von rund 1.200 auf heute 700 gesunken. Manche Fachleute fordern eine Mindestmenge von 500 oder 600 Geburten pro Jahr, um die Qualität zu verbessern und Risiken zu minimieren. Das würde einen weiteren Rückgang der Geburtskliniken um etwa 30 Prozent auf nur noch 500 bedeuten. Bei solchen Diskussionen würden die Risiken in den Vordergrund gestellt, monieren die Autoren der Picker-Studie. Ohnehin würden Geburten immer häufiger rein medizinisch betrachtet, unter dem Aspekt möglicher Komplikationen. „Eine Geburt ist ein physiologischer Prozess mit absolut positiven Aspekten, sie ist erst einmal keine Krankheit“, so Maria Nadj-Kittler, eine der Autorinnen. Die Bedürfnisse der Frauen spielten eine zu geringe Rolle. Für Gebärende hätten kleine Kliniken oft Vorteile. Sie fühlten sich dort wohler, was eine Grundvoraussetzung für eine schöne Geburt und einen guten Start ins Leben für das Kind sei. +++