Studie: In deutschen Kitas fehlen 120.000 Erzieherinnen

Gütersloh. Viele Kindertageseinrichtungen haben nicht genügend Erzieherinnen und Erzieher. Deshalb leide oftmals die Qualität in der frühkindlichen Bildung und Entwicklung. Das geht aus einer Analyse der Bertelsmann Stiftung hervor. Demnach weichen die Personalschlüssel für Kitas in Deutschland „teilweise erheblich von einem kindgerechten und pädagogisch sinnvollen Betreuungsverhältnis ab“ und sind zudem von Bundesland zu Bundesland höchst unterschiedlich, heißt es in der Studie.

In Bremen und Baden-Württemberg sei eine Erzieherin in den Krippen durchschnittlich für drei Kinder zuständig, in Sachsen-Anhalt hingegen „für mehr als sechs Kinder“. Ähnlich groß sind die Unterschiede bei den über Dreijährigen. Hier liegt der Personalschlüssel im Westen bei einem Erzieher zu 9,1 Kinder und im Osten bei 1 zu 12,7. In Bremen und Baden-Württemberg ist ein Erzieher im Schnitt für acht Kinder verantwortlich. In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Personalschlüssel bei 1 zu 14,9. „Wir brauchen dringend einheitliche Qualitätsstandards, die in einem Bundes-Kita-Gesetz geregelt sind“, erklärte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Würden die von der Stiftung empfohlenen Personalschlüssel für alle Kitas in Deutschland verbindlich gelten, wären 120.000 zusätzliche Erzieherinnen und Erzieher erforderlich. Die Autoren der Studie empfehlen, dass bei den unter Dreijährigen eine Erzieherin für höchstens drei Kinder verantwortlich ist. Für die Altersgruppe ab drei Jahren sollte der Personalschlüssel nicht schlechter als 1 zu 7,5 sein.

DRK für besseren Personalschlüssel bei der Kinder-Betreuung

Das Deutsche Rote Kreuz fordert eine deutliche Verbesserung des Personalschlüssels in Kindertageseinrichtungen. Für Kinder unter drei Jahren sollte nach Einschätzung des DRK nicht weniger als eine Vollzeitfachkraft für drei anwesende Kinder verantwortlich sein. „Jedes Kind sollte sich schon von früh an seiner Persönlichkeit entsprechend entwickeln können. Das gilt besonders für diejenigen aus Familien mit geringen Bildungschancen. Dafür ist aber auch die entsprechende Begleitung durch eine pädagogische Fachkraft notwendig, die ausreichend Zeit für das einzelne Kind hat“, sagt DRK-Vizepräsidentin Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg. Bei Kindern über drei Jahren kann der Personalschlüssel nach Ansicht des DRK schrittweise erhöht werden. Eine Fachkraft sollte aber nicht für mehr als acht anwesende Kinder zuständig sein. Bei der Berechnung des Personalschlüssels müssten auch ausreichend Zeiten zum Beispiel für die Vor- und Nachbetreuung der pädagogischen Arbeit oder Dienstbesprechungen sowie Ausfallzeiten des Personals etwa für Urlaub und Fortbildung berücksichtigt werden.

Das DRK unterstützt damit ähnliche Forderungen des „Ländermonitors Frühkindliche Bildung 2014“, der heute von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht wurde. Als eine wichtige Herausforderung nennt die Studie die Notwendigkeit, bei Qualitätsverbesserungen auch mehr Fachkräfte einzustellen. „Wir sehen diese Notwendigkeit ebenfalls und bieten verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten in bundesweit derzeit fünf Fachschulen an“, sagt DRK-Vizepräsidentin Frau von Schenck. Das Deutsche Rote Kreuz betreibt bundesweit insgesamt 1370 Kindertageseinrichtungen, in denen über 97.000 Kinder täglich betreut werden. Über 13.000 hauptamtliche Fachkräfte und viele ehrenamtliche Helfer übernehmen diese Aufgabe täglich mit großem Engagement. +++ fuldainfo