Berlin. Eine gesetzliche Krankenversicherungspflicht für Beamte würde laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung Bund, Länder und den Kommunen bis 2030 Einsparungen von rund 60 Milliarden Euro ermöglichen. Für die Mehrheit der gesetzlich Versicherten könne laut Stiftung dadurch sogar der Beitrag gesenkt werden. Auch die betroffenen Beamtinnen und Beamten würden in der Summe weniger Beiträge zahlen müssen.
"Eine Krankenversicherung für alle ist besser für alle. Niedrige Beiträge, bessere Leistungen: Alles spricht für eine solidarische Gesundheitsversicherung statt Zwei-Klassen-Medizin. Von einer gesetzlichen öffentlichen Gesundheitsversicherung, in die nicht nur Angestellte sondern auch Beamte und Selbständige einzahlen, profitieren alle. Die gute Nachricht: Im Bundestag gäbe es für ein Gesetz für eine zukunftsfeste Gesundheitsvorsorge eine Mehrheit. Die schlechte Nachricht: Den Parteien scheint der Wille dazu zu fehlen", so der Vorsitzende der Linken Bernd Riexinger.
Weiter fordert die Linke ein Ende der Zwei-Klassen-Medizin. "Für eine bessere Gesundheitsversorgung für alle und für mehr soziale Gerechtigkeit braucht es eine solidarische Gesundheitsversicherung, in die alle einzahlen – egal ob Studentin, Hartz IV-Empfänger, Postbote, Unternehmerin, Manager oder Lehrer. Berücksichtigt würden nicht nur Einkommen aus Erwerbsarbeit, sondern auch Einkommen aus Vermögen. Die Beiträge könnten sinken. Die Mehrzahl der Menschen hätte mit dem solidarischen Modell der Gesundheitsversicherung mehr Geld in der Tasche, auch die Beamtinnen und Beamten, besonders Versicherte mit kleinen und mittleren Einkommen und Familien würden profitieren. Mit einem deutlichen Plus in den öffentlichen Haushalten könnten Bund, Länder und Kommunen zudem eine sozialere Politik und mehr Investitionen finanzieren. Als ersten Schritt brauchen wir eine Rückkehr zur paritätischen Krankenkassenfinanzierung: Die Zusatzbeiträge der Krankenkassen, die bislang allein von den Versicherten geschultert werden, müssen in gleichen Teilen vom Arbeitgeber mitfinanziert werden", so Riexinger.
GdP lehnt gesetzliche Krankenversicherung für Beamte ab
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat Vorschläge von sich gewiesen, Beamte in die gesetzliche Krankenversicherung zu überführen. "Die in der Bertelsmann-Studie aufgestellte Behauptung, die öffentliche Hand würde um 60 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 einsparen, ist eine Milchmädchenrechnung", sagte der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow am Dienstag. "Wie immer, wenn Vergleiche zwischen dem System der Beamtenbesoldung und anderen Systemen gezogen werden, hinken sie so stark, dass sie kaum noch laufen können" Die Rechnung der Stiftung enthalte "viele Unbekannte", so der GdP-Bundesvorsitzende weiter.

Danke an Hr. Kohl und gut das Liz Mohn sich der Sache annimmt...
Mal zu Erinnerung:
Es gab früher (70er und davor) selbstverständlich auch die Möglichkeit für Beamte sich in der GKV zu versichern. Dank Helmut Kohl und anderen CDU- und FDP-Vertretern wurden die Beamten aber in die PKV gezwungen (die Beamtentarife der GKV wurden eingestellt). Schon damals gab es mahnende Stimmen...aber die Lobbyisten und deren Geldkoffer waren wohl offensichtlich attraktiver.
Zum Thema Berufsbeamtentum und den weiteren Aussichten:
Es ist natürlich kein Zufall, dass dieser Artikel und ähnliche quasi bundesweit in allen überregionalen Zeitungen zeitgleich erscheint. Liz Mohn (Bertelsmann) hat beschlossen, die Beamten zukünftig in die GKV zu verfrachten. Da Merkel im inoffiziellen Organigramm der Deutschland AG quasi direkt unter Liz Mohn steht, können wir davon ausgehen, dass die Angelegenheit nun unter Dach&Fach ist. Die bürokratischen Details werden später geklärt.
Als nächstes dürften übrigens m. M. nach die Pensionskassen dran sein. Beamte werden bald in der gesetzlichen Rentenversicherung landen - das wird deutlich mehr Widerstände erzeugen (gibt tatsächlich einige, die gar nicht so gerne in der PKV waren....), die wird man aber in gewohnter Manier aussitzen.
Die richtig tollen Umbauprojekte kommen aber erst nach Merkels Wiederwahl 2017 - ihr werdet das Land 2021 nicht mehr wiedererkennen
Die Bertelsmann-Stiftung hat ein großes politisches Gewicht (siehe Hartz-Reformen). Es wird schwer werden, dagegen anzugehen. Die private Krankenversicherung wird sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln wehren, denn ohne Beamte können sie ihren Laden zumachen. Die PKV wird nämlich auch an dieser Stelle praktisch staatlich subventioniert. Etliche CDU-Bundestagsabgeordnete haben lukrative Jobs in der privaten Versicherungswirtschaft (Beiräte, Aufsichtsräte etc.). Auch wenn alles Sinn machen würde was die Bertelsmann-Stiftung beschreibt, es wird sich keine Mehrheit für eine Reform an dieser Stelle finden. Wenn man wenigstens den Beamten die Wahlfreiheit ließe, für einen halben Beitrag ("Arbeitnehmeranteil") auch Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse werden zu können, wäre das ein Anfang. Früher war das möglich, bis ein CDU-Innenminister im Sinne der PKV hier eine Gesetzesänderung durchgesetzt hatte.