Stiko-Chef: Impfungen reichen nicht gegen vierte Welle

Sachsens Ministerpräsident mahnt zu Einhaltung von 2G

Der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, ist überzeugt, dass eine Grundimmunisierung von Ungeimpften die derzeitige Pandemie-Lage in Deutschland nicht rasch verändern wird. „Man muss sagen, dass Impfungen im Augenblick für die Überwindung der akuten Situation eigentlich keine Rolle mehr spielen können“, sagte er dem Fernsehsender Phoenix. „Es wird uns nicht gelingen, mit Impfungen die vierte Welle zu brechen“, so Mertens.

Allerdings sei es dennoch notwendig, weiter zu impfen, denn „die Impfungen sind sehr wichtig dafür, wie es im nächsten Jahr aussehen wird“. Der Stiko-Chef stimmte im Grundsatz auch einer von der Politik verabschiedeten Teil-Impfpflicht zu. „Eine Berufs- oder institutionsspezifische Impfpflicht könnte Sinn machen in der derzeitigen Situation.“ Weitergehende Fragestellungen, wie etwa eine generelle Impfpflicht, müssten von der Politik beantwortet werden. Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, hat angesichts der Impfverweigerung von Millionen Menschen für eine deutlichere und drastischere Ansprache dieser Personengruppe plädiert. „Wir kommen da nicht durch, wenn wir die Menschen nicht überzeugen“, so Landsberg. Wenn man bei Rauchern Warnhinweise auf Zigarettenschachteln drucke, müssten auch Ungeimpfte offensiver angesprochen werden. „Warum wird nicht öfter gezeigt, wenn Menschen auf der Intensivstation sind, wie die leiden? Das fände ich gar nicht so schlecht, auch wenn das brutal ist.“ Landsberg wandte sich dagegen, alle Veranstaltungen, vor allem die Weihnachtsmärkte abzusagen, da die Inzidenzzahl in Deutschland sehr unterschiedlich sei. „Der Weihnachtsmarkt ist nicht der Hotspot, wenn man das vernünftig aufzieht.“ Jetzt seien die Kommunen gefordert, die entsprechenden Schutz-Regeln zu kontrollieren und durchzusetzen. Das sei eine bedeutende Aufgabe, da man es öfters mit aggressiven Verhaltensweisen von Besuchern zu tun habe. „Wir schaffen das, aber es ist eine Herausforderung für die Mitarbeiter“, sagte er.

Sachsens Ministerpräsident mahnt zu Einhaltung von 2G

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat angesichts rasch steigender Infektionszahlen zur strikten Einhaltung von 2G gemahnt. Das müsse passieren, „weil es die einzige Chance ist, die Infektionszahlen zu brechen“, sagte er am Freitagabend. „Die niedrige Impfquote ist der eigentliche Grund für diese Situation.“ Dazu brauche es einen „Wellenbrecher“ und die Umsetzung der jüngsten Beschlüsse. Schule und Kindergärten blieben geöffnet, weil sie eine besondere Priorität hätten, sagte er. Geimpfte müssten weniger Einschränkungen ertragen, aber „es ist auch nicht so, dass Geimpfte gar nicht zum Infektionsgeschehen beitragen“, so der CDU-Politiker. Er rief mehrfach eindringlich zum Impfen auf. „Freiheit ohne Verantwortung nennt man in aller Regel Egoismus“, sagte Kretschmer. Es sei zudem klar, dass große Veranstaltungen nicht stattfinden können. Man werde am 7. Dezember neu bewerten, ob 2G eingehalten wird, so Sachsens Ministerpräsident.

Bayerische Wirtschaft zeigt Verständnis für Ungeimpften-Lockdown

Angesichts des von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) verkündeten Lockdowns für Ungeimpfte zeigt sich die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) verständnisvoll. „Lockdowns sind die ultima ratio und bitter für die Wirtschaft“, sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt dem Nachrichtenportal Watson. „Aber die Lage ist in Teilen Bayerns so dramatisch, dass derzeit keine andere Möglichkeit besteht, als lokale Lockdowns für bestimmte Regionen und für Ungeimpfte zu beschließen.“ Brossardt sagte zudem: „Auch für Ungeimpfte gilt bayernweit ein De-Facto-Lockdown. Angesichts der explodierenden Inzidenzen und dramatischen Hospitalisierungsraten gibt es keinen anderen Weg.“ Und er rief noch einmal zum Impfen auf: „Gebot der Stunde ist weiterhin Impfen, Impfen, Impfen – und damit Solidarität für die Gesellschaft.“ +++