Berlin. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat vor seinem mit Spannung erwarteten Gespräch mit seinem US-Amtskollegen John Kerry wegen der Spionageaffäre einen Neustart der transatlantischen Beziehungen gefordert. "Ohne Vertrauen und gegenseitigen Respekt geht es nicht", sagte der SPD-Politiker der "Welt am Sonntag". Beides lasse sich leicht verspielen und nur langsam wiedergewinnen. Er setze darauf, "dass alle Verantwortlichen bereit sind, dabei mitzumachen, und die transatlantische Freundschaft zwischen Deutschland und den USA ehrlich neu beleben". Steinmeier hob hervor, dass die Bundesregierung von den Amerikanern "einen tatkräftigen Beitrag" erwarte. Der Außenminister bekräftigte: "Wir können in einer immer komplizierteren Welt auf Dauer unsere Werte, unseren westlichen "way of life" und unsere Interessen nur behaupten, wenn wir, wenn Europa und die USA zusammenhalten."
Juncker warnt vor nachhaltigem Vertrauensbruch zwischen EU und USA
Der designierte Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, warnt angesichts der jüngsten US-Spionagefälle in Deutschland vor einem nachhaltigen Vertrauensbruch. "Man muss jetzt den amerikanischen Freunden erklären, dass Freunde sich zuhören, anstatt sich abzuhören", sagte Juncker der "Bild am Sonntag". Dieser Vorgang könne sich zu einer Vertrauenskrise auswachsen. Es gehe dabei nicht nur um eine transatlantische Vertrauenskrise, sondern könne auch zu einer Vertrauenskrise der Bürger gegenüber dem Staat führen. Juncker warf den Regierungen Versagen vor: "Wir haben hier ein echtes Demokratieproblem. Die Regierungen haben die Kontrolle über ihre Geheimdienste verloren, die normalerwieise nicht in einem rechtsfreien Raum operieren dürfen und sie sich auch gegenüber den Regierungen verantworten sollten."
US-Abgeordneter fordert No-Spy-Abkommen mit Deutschland
Erstmals hat ein Abgeordneter des US-Kongresses ein No-Spy-Abkommen zwischen den USA und Deutschland gefordert. Historisch hätten die USA bislang nur im Rahmen des "Five Eyes"-Klubs mit Großbritannien, Australien, Kanada und Neuseeland ein entsprechendes Abkommen, berichtet der "Spiegel". "Ich denke, das muss erweitert werden, und Deutschland wäre ganz oben auf meiner Liste", sagte der republikanische Kongress-Abgeordnete Jim Sensenbrenner. Der Schaden, den die Geheimdienste angerichtet hätten, sei unermesslich, so Sensenbrenner. "Jetzt muss etwas getan werden, um das zu reparieren." Sensenbrenner kritisierte auch den Umgang der US-Regierung mit der jüngsten CIA-Spionageaffäre. "Wenn die Obama-Administration damit hätte umgehen wollen, hätte es dafür Wege gegeben, etwa einen Anruf des Präsidenten bei der Kanzlerin". +++ fuldainfo

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