Statistik: Jede sechste neue Stelle geht an einen deutschen Mann

Berlin. Die Arbeitsplätze, die in Deutschland im vergangenen Jahr entstanden sind, sind einer neuen Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit (BA) zufolge zu mehr als 80 Prozent an Ausländer und an deutsche Frauen gegangen. Die Stellung des deutschen Mannes auf dem Arbeitsmarkt ist in absoluten Zahlen zwar noch immer dominant. Doch am Zuwachs der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ist er nur noch unterproportional beteiligt.

Der Hochrechnung zufolge, die der „Welt am Sonntag“  vorliegt, ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze im Juli im Vergleich zum Vorjahr auf 30,12 Millionen gestiegen. Das ist ein Plus von 1,8 Prozent oder 528.000 neuen Jobs. Von diesen Jobs gingen mit 234.000 rund 44 Prozent an Ausländer, deutsche Frauen besetzten 203.000 der Arbeitsplätze und damit 38 Prozent. Für deutsche Männer blieben nur noch 91.000 (etwa 17 Prozent) übrig. „Momentan sind also sowohl Zuwanderer als auch inländische Frauen die Gewinner des Beschäftigungsaufbaus auf dem Arbeitsmarkt“, sagte Heinrich Alt, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, der „Welt am Sonntag“. Damit verfestigt sich ein Trend, der sich bereits seit Längerem abzeichnet: Seit Ende 2008 bis März des laufenden Jahres wuchs die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung deutscher Männer um 3,6 Prozent, die deutscher Frauen um 7,6 Prozent und die ausländischer Frauen und Männer um 34 Prozent.

Das Beschäftigungswachstum ging in diesem Zeitraum zu 45 Prozent an deutsche Frauen und zu 30 Prozent auf das Konto von Ausländern, wie eine Sonderauswertung der BA zeigt. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland stagniert schon länger bei einem Wert von ungefähr 2,8 Millionen. Fast zwei Millionen der Arbeitslosen sind im Hartz-IV-System und damit länger als ein Jahr arbeitslos. Die meisten von ihnen gehören zum „harten Kern“, ihre Chancen auf einen regulären Job sind erfahrungsgemäß gering. „Jeder zweite Langzeitarbeitslose hat keine abgeschlossene Berufsausbildung“, sagte Alt. Der Arbeitsmarkt trenne „immer stärker zwischen Insidern und Outsidern“, so Alt weiter. „Wer eine Ausbildung hat, ist drin, wer keine hat, ist draußen. Daher investieren wir viel in Ausbildung und Qualifizierung.“

Auch sprachliche Defizite, gesundheitliche Einschränkungen oder ein hohes Lebensalter minderten die Chancen auf Arbeit. Ob auch weiterhin europäische Ausländer die freien Stellen in Deutschland besetzen, hänge wesentlich von der wirtschaftlichen Lage ihrer Heimatländer ab, glaubt Heinrich Alt. „Springt die Konjunktur wieder an, werden viele zurückkehren wollen. Deshalb sollten wir alles dafür tun, damit sie sich hier wohlfühlen und bleiben wollen.“ Es sei auch wichtig, so Alt, noch mehr auf Frauen zu setzen – etwa durch Ausweitung der Kinderbetreuungszeiten. +++ fuldainfo