Stapellauf geglückt: Titanic in jeder Hinsicht ein gigantischer Erfolg

Stiftruine

Bad Hersfeld. Stefan Huber, einer der renommiertesten Regisseure im deutschsprachigen Raum, kannte die Stiftsruine in Bad Hersfeld bereits gut. Er inszenierte hier zuletzt ANATEVKA. Für ihn passte das Musical „Titanic“ perfekt in das monumentale Gebäude. Mit den Bühnenbildnern Timo Dentler und Okarina Peter, hat er für eine Bühnenausstattung gesorgt, die einerseits den Technikglauben und Gigantismus der Titanic-Erbauer erzählt, anderseits Platz für intime Situationen schafft.

Neun Stahltürme und eine Brücke hoch über der Bühne simulieren die Decks und Klassen der Titanic. Allein die Brücke wiegt 700 kg und ist elf Meter lang. Eine besondere Herausforderung war die Aufhängung dieser Brücke. Der technische Leiter der Bad Hersfelder Festspiele, Dietmar Wolf, hat sie unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes, unter dem die Stiftsruine steht, auf die Beleuchtungstürme hinter den Säulen aufgehängt. Diese mussten dafür ebenfalls verstärkt werden, um das enorme Gewicht halten zu können. Ein raffiniertes System aus Motoren und Zugseilen, garantierte während der Vorstellungen computergesteuert Abläufe und Sicherheit auf und unter der Brücke.

Zugänglich ist die Brücke über zwei der neun Stahltürme auf der Bühne. Sieben davon, schienen sich mit Leichtigkeit über den Boden zu bewegen. Jeder dieser Türme wiegt 500 bis 600 kg. Sie wurden auf Spezialrollen montiert, damit sie in den Vorstellungen nach einer festgelegten Choreografie von den Darstellern verschoben werden konnten. Für alle Beteiligten war das beeindruckende Bühnenbild auch eine Herausforderung. Für die Schauspieler, die neben Gesang und Tanz, auch die Türme bewegten, als auch für die Techniker der Festspiele schon lange vor der Premiere. Mehr als zwei Kilometer Stahlprofile wurden alleine für das Bühnenbild von Titanic verschweißt und verarbeitet. Eine Hälfte dieser Arbeiten, wurde in den Festspiel-Werkstätten, die andere in Unternehmen der Region geleistet.

In den vielen Ebenen, die durch diese Konstruktionen entstanden, wurden vor allem auch durch die Kostüme die Klassenunterschiede auf der Titanic deutlich. Kostümbildnerin Susanne Hubrich macht sie mit wertvollen und zeitgemäßen Kleidern und Anzügen in weiß, grau und schwarz, sichtbar und greifbar. Die Kostümabteilung (zwei Gewandmeisterinnen und sieben Schneiderinnen) unter Leitung von Kerstin Micheel, hat insgesamt 137 komplette Outfits für die rund 40 Darsteller des Musicals hergestellt. Die besonders schönen, hellen Kostüme für die Passagiere der ersten Klasse, wurden neu genäht, ein Drittel der Kostüme wurde aus anderen Theatern ausgeliehen und angepasst, das letzte Drittel stammt aus dem Fundus der Bad Hersfelder Festspiele. Einige Darsteller traten in vier verschiedenen Outfits incl. Hüte, Schuhe, Handschuhe, Socken etc., auf, was schnelle Kostümwechsel forderte. 20 Ankleider und Ankleiderinnen (zum Vergleich: My Fair Lady wurde von fünf Ankleidern begleitet) halfen hinter der Bühne. Der schnellste Umzug dauerte 20 Sekunden. Viele der Umkleideprozesse mussten extrem leise ablaufen, weil die Schauspieler aus dem Off während des Umzugs weiter sangen und den Chor unterstützten.

Die Rollen des Musicals waren fast alle gleichwertig, Titanic ist ein klassisches Ensemble-Stück. Regisseur Stefan Huber: „Wir haben das große Glück, in Bad Hersfeld ein schauspielerisch und gesanglich hochkarätiges Musicalensemble versammeln zu können, indem zahlreiche gestandene Persönlichkeiten, erfolgreiche Protagonisten und verheißungsvolle Newcomer des Genres, in spannenden Spiel-Szenen, berührenden Songs, Duetten, Tanzszenen sowie monumentalen Tableaus, aufeinandertreffen.“ Alle Ensemblemitglieder haben sich bereits einen Namen gemacht und alle bringen viel Musical-Erfahrung mit: „Unser Ältester ist 73 und unser Jüngster Mitte 20. Das entspricht dem, was mir vorschwebte für dieses Stück, das auch ein Sinnbild für die Gesellschaft ist“, so Stefan Huber weiter.

Unter ihnen so renommierte Darstellerinnen und Darsteller, wie Michael Flöth als Captain E.J. Smith, Frank Winkels als Reeder J. Bruce Ismay, Alen Hodzovic als Schiffs-Konstrukteur Thomas Andrews, David Arnsperger als Heizer Frederick Barrett, Andreas Bongard als der Funker Harold Bride, Mathias Schlung als Steward der 1. Klasse, Kristin Hölck und Rolf Sommer als das Ehepaar Beane, Christine Rothacker und Uwe Dreves als das Ehepaar Strauss – um nur einige zu nennen. Für die Choreografie wurde erneut Melissa King gewonnen, die das Ensemble gemeinsam mit Stefan Huber in schöne Bilder geführt hat.

Titanic ist großes Musiktheater von mitreißenden Solonummern bis hin zu bombastischen Ensemblestücken. Auch Titanic wird, wie alle Musicals, in Bad Hersfeld von einem großartigen Orchester unter der Leitung von Christoph Wohlleben live begleitet. Die Musik ließ die Stiftsruine beben und beindruckte auch die Jury des Hersfeld-Preises, der alljährlich von der Stadt Bad Hersfeld und der Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine verliehen wird. In der Begründung heißt es: „Wohlleben hält das Orchester im Graben und das über 40-köpfige Ensemble auf der Bühne vom ersten bis zum letzten Ton zusammen und führt das gesamte Team fokussiert und mit äußerster Konzentration. Durch sein herausragendes Dirigat wertet Wohlleben die Komposition auf und überzeugt mit seiner differenzierten, pointierten Interpretation des Arrangements. Wohlleben erweist sich erneut als Garant für die hochkarätige Umsetzung der Live-Musik bei den Bad Hersfelder Festspielen.“ +++