Stadtpfarrer Buß: „AfD für einen überzeugten Christen unwählbar“

Nicht alle Mitglieder dieser Partei, gleichermaßen verurteilen

Stadtpfarrer Stefan Buß
Stadtpfarrer Stefan Buß

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, bewertet die AfD als offen rechtsradikal und hatte dazu aufgerufen, die AfD nicht zu wählen. Vor den anstehenden Landtagswahlen in Bayern und Hessen sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung: „Ich rufe zum übergreifenden Widerstand aller freiheitlich-demokratischen Kräfte auf. Es muss unmissverständlich deutlich werden: So etwas geht in diesem Land nicht, so etwas wählen wir nicht, so etwas wollen wir nicht.“ Sternberg sprach von „Parallelen zum Nationalsozialismus“. Parteichef Alexander Gauland, so Sternberg, bediene eine rechtsradikale Klientel und führe eine rechtsradikale Partei. Wir haben hierzu beim Bistum Fulda und beim Stadtpfarrer und Ehrendomkapitular, Herrn Stefan Buß, angefragt und um eine Stellungahme gebeten. Während uns Pfarrer Stefan Buß sehr zeitnah antwortete, erhielten wir vom Bistum Fulda auch nach einer Woche keine Antwort auf unsere Anfrage.

„Generell möchte ich dies nicht bewerten, es gibt in der AfD Positionen und auch einzelne Personen, wie Höcke, die in diese Richtung gehen. Grundsätzlich mag ich dies nicht beurteilen.
Es gibt Themen, da könnte man den Eindruck gewinnen, die Afd steht manchen kirchlichen Themen nahe, wie die Stärkung der traditionellen Familie, Abtreibung wird eine klare Absage erteilt und ähnliches. Positionen also, die gar nicht so fern von denen der Kirchen sind. Doch im Augenblick sehe ich nur sehr wenige Gemeinsamkeiten zwischen der katholischen Kirche und den Positionen der AfD.“, so Pfarrer Stefan Buß.

„Andere Positionen der Partei sind allerdings schwer mit den christlichen Grundwerten zu vereinbaren. Flüchtlinge sind ein großes Feindbild und werden pauschal verunglimpft, der Islam wird – entgegen den Verlautbarungen des Zweiten Vatikanischen Konzils – nicht als gleichwertige Religionsgemeinschaft akzeptiert, eine Differenzierung zum radikalen Islamismus findet nicht statt und die europäische Idee wird massiv hinterfragt. Der sich abgrenzende Nationalstaat steht im Mittelpunkt. Hier gibt es Themen und Felder, die mit der christlichen Position nicht übereinstimmen. Dadurch wird die AfD eigentlich für einen überzeugten Christen unwählbar. Kardinal Marx hat vor Wochen schon klar Stellung bezogen, wenn er sagte: ‚Es geht nicht darum, eine Partei zu benennen und dann alle Mitglieder dieser Partei, gleichermaßen zu verurteilen. Ich muss auf Inhalte schauen. Wo etwa Ausländerfeindlichkeit propagandiert wird, oder wenn pauschal eine ganze Weltreligion verurteilt wird, dann gehört da ein Christ nicht dazu. Die eigene Nation über die anderen zu stellen, all das sind ja Dinge, die nicht in unser christlich universalistische Sicht hinein gehören.‘ Unterscheiden muss man die Geister der Partei und die derzeitige Wählerschaft, doch wenn AfD wählen ein Ausdruck der Protestwahl ist, dann ist das eine äußerst ungute Alternative und geradezu gefährlich. Man muss sich schon kritisch mit den Positionen der Partei auseinander setzen und kann es nicht zum Ausdruck des Protestes werden lassen. Genau dieses Wählerverhalten macht auch rechtsradikale Positionen in der Partei dadurch stark. Allerdings ist es auch eine Herausforderung an die etablierten Parteien ihre Positionen in der Öffentlichkeit wieder klar und auch authentisch zu formulieren.“, so Buß gegenüber fuldainfo. +++