Stadt Schlüchtern erwirbt Langer-Areal

FDP Schlüchtern bewertet Chancen höher als Risiken: "Aber die Arbeit geht jetzt erst los!"

Die Stadtverordnetenversammlung in Schlüchtern hat in ihrer gestrigen Sitzung der Umsetzung des Ankaufs der Liegenschaften des Kaufhauses Langer mit großer Mehrheit zugestimmt. In Umsetzung dieses Beschlusses wurde am Dienstag der notarielle Kaufvertrag über das Areal beurkundet. Dies bedeutet, dass die Stadt Schlüchtern ein Areal von rund 7.200 Quadratmeter in ihr Eigentum überführt. „Wir folgen damit dem bereits am 21. Juni 2018 grundsätzlich erfolgten Beschluss über den Ankauf. Dieser Beurkundung gingen gut tausend Stunden an Verwaltungsarbeit voraus. Darunter fielen rund 60 Gespräche mit den Eigentümern, Sitzungen mit politischen Vertretern, Kreis und Land sowie Sachverständigen und Gutachtern. Im Rahmen dieser Gespräche wurden vielfältige Förderszenarien erörtert. In Abstimmung mit dem Hessischen Umweltministerium und Dank der Unterstützung durch das Team der ‚Projektstadt‘,  konnten in diesem engen Zeitfenster umfangreiche Antragstellungen absolviert und daraus resultierende konkrete Bewilligungen erzielt werden“, so Bürgermeister Möller.

Diese sind im Einzelnen: 1. Aus dem Förderprogramm „Aktive Kernbereiche in Hessen“ die Förderung des Grunderwerbs mit einem Betrag von rund 800.000 Euro. 2. Die Bezuschussung des Rückbaus der Baulichkeiten aus dem Europäischen Strukturfonds in Höhe von rund einer Millionen Euro 3. Bewilligung zur Errichtung eines Kultur- und Begegnungszentrums aus dem Förderprogramm „Soziale Integration im Quartier“ in Höhe von 2,66 Millionen Euro Für dieses außergewöhnlich erfolgreiche Einwerben von Fördermitteln hat das Land Hessen als Fördermittelgeber klare Voraussetzungen formuliert, die durch die Verwaltung vollumfänglich abgearbeitet wurden. Diese entsprechen fast deckungsgleich den Vorgaben des Stadtparlamentes aus dem Grundsatzbeschluss.

Die Bestätigung des Kaufpreises erfolgte durch ein entsprechend qualifiziertes Wertgutachten. Dies beinhaltete auch die Verifizierung der zu erwartenden Rückbaukosten in mehreren alternativen Szenarien (Teil- bis Gesamtabriss aller Gebäudekörper) sowie die umfangreiche Baugrunderkundung und Baugrundbegutachtung durch ein Büro für Geotechnik. Darüber hinaus wurde durch einen vereidigten Bausachverständigen eine Dokumentation über den Gebäudezustand erstellt. „Meine Damen und Herren, von Beginn an haben wir dieser Vision der Entwicklung von Schlüchterns neuer Mitte einen Raum gegeben. Und von Beginn an haben wir klar gezeigt, welche Zukunft wir uns für das Gelände vorstellen können. Dies umfasst: Zum einen die Entwicklung eines Bereiches für Begegnung und Bildung mit einer Sprachkita und einem Familien- und Integrationszentrum (Check In) und zum anderen die Realisierung von Handel, Wohnen und öffentlichen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität. Ich freue mich sehr, dass uns eine städtebauliche Machbarkeitsstudie aufgezeigt hat, dass diese Vision Wirklichkeit werden kann. Und ich kann voller Überzeugung sagen: Wir haben Wort gehalten“, sagte der Bürgermeister der Stadt Schlüchtern.

„Zusammen mit den an das Kaufhaus Areal angrenzenden städtischen Flächen können wir nun auf rund 10.000 Quadratmeter Entwicklungspotenzial zugreifen. In großem Respekt verneige ich mich vor den Leistungen all derer, die an diesem historischen Projekt zu Schlüchterns Status als Zentrum des oberen Kinzigtals beigetragen haben. Beginnend bei den Ursprüngen beispielsweise einer ehemaligen Brauerei, dem ehemaligen Sitz der Kreissparkasse oder auch kleiner Warenläden, hin zu einem bedeutenden und florierenden Kaufhausstandort der vergangenen Jahrzehnte, mit einer Strahlkraft, die weit über die Grenzen Schlüchterns hinausreichte. Heute machen wir den ersten Schritt in eine neue Ära der Stadtentwicklung. Ich freue mich auf einen historisch spannenden Prozess, bei dem wir alle Bürgerinnen und Bürger, Handel- und Gewerbetreibende, aber auch die ehrenamtlichen, gewählten Mandatsträger mitnehmen wollen. Ich möchte nicht verhehlen, dass auf uns eine große Herausforderung zukommt, die es zu meistern gilt. Aber mit Ihrer aller Unterstützung und ihrem Engagement für unsere Heimatstadt, bin ich mir des Erfolges unseren Tuns gewiss“, so Möller.

FDP Schlüchtern bewertet Chancen höher als Risiken: „Aber die Arbeit geht jetzt erst los!“

„Eine lebendige und attraktive Innenstadt ist für die Lebensqualität in unserer Stadt von großer Bedeutung.“ Diese Erkenntnis ist nicht neu, sondern stammt aus dem Programm der FDP Schlüchtern zur Kommunalwahl 2006. Und doch ist sie aktueller denn je: „Auch wenn aus liberaler Sicht generell der Grundsatz ,privat vor Staat’ gilt, stehen wir dem Ankauf des Langer-Areals durch die Stadt Schlüchtern grundsätzlich positiv gegenüber“, erklärt Alexander H. Klüh, Vorsitzender der FDP Schlüchtern-Sinntal. Nach dem Grundsatzbeschluss aus dem April, mit dem der Magistrat ermächtigt wurde, in Kaufverhandlungen „mit dem Ziel des Erwerbs“ der Liegenschaft einzutreten, wurden die Verhandlungen zur Vertragsreife geführt und nun schließlich – mit allen bekannten und endverhandelten Konditionen – der Stadtverordnetenversammlung zum finalen Beschluss vorgelegt. Für die hier geleistete Arbeit gebührt dem Bürgermeister und seiner Verwaltung zunächst ein großes Lob und unser Dank. Schlüchtern hat eine Zentralitätsfunktion und eine bislang gut frequentierte Innenstadt – diese muss attraktiv bleiben und darf nicht wie andere Stadtkerne vergleichbarer Größe veröden. Daher bewerten wir bei der aktuell bestehenden Förderkulisse die aus dem Projekt resultierenden Chancen deutlich höher als die Risiken.

Bereits in der zurückliegenden Legislaturperiode hat die FDP in der damaligen ,Kommission für Stadtentwicklung’ argumentiert, dass ein großer Wurf nur mit der Weiterentwicklung des Langer-Standorts gelingen kann. Es handelt sich um eine historisch einmalige Chance, im unmittelbaren Kerngebiet gestalterisch tätig zu werden. Das Programm ,Aktive Kernbereiche’ und weitere Fördertöpfe geben uns aktuell die Möglichkeit, dies nicht nur über das Bau- und Planungsrecht zu tun, sondern eben auch durch investive Maßnahmen der Kommune. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass die eigentliche Arbeit nach dem gestrigen Beschluss nun erst anfängt: Wir Liberalen haben bereits seit über einem Jahrzehnt dafür plädiert, zunächst eine Art „Masterplan Innenstadt“ zu erarbeiten, in denen verfügbare Flächen dargestellt und deren Potenziale bewertet werden. In Verbindung mit einer „Vision 2025: Leben und Arbeiten in Schlüchtern“ sollten so verschiedene Szenarien durchgespielt werden, wie die Stadt über ihre Potenzialflächen entwickelt und vermarktet werden kann.

Ein solcher Masterplan sollte in der Abrissphase erarbeitet werden und würde die Bearbeitung heutiger und künftiger Investorenanfragen vereinfachen. Erste Schritte dazu wurden ja bereits mit der „Leitbildentwicklung“ für Schlüchtern vorgenommen, auch wenn dieses Projekt momentan ruht. In die Überlegungen für eine solch langfristige Planung sind aber zwingend nicht nur städtische Flächen, sondern eben auch private einzubeziehen. Und dazu gehört aus unserer Sicht neben Langer sowie der Kreissparkasse, die Kernstadt in Summe. Wir präferieren hier von Anfang an ein Misch-Konzept aus generationenübergreifenden Wohnen, Handel und (Klein-)Gewerbe. Wie dies gelingen kann, zeigte beispielsweise die Gemeinde Künzell bei der Neugestaltung ihres Ortsmittelpunkts in Kooperation mit heimischen Investoren und Projektentwicklern. +++