Sportler blicken zurück - Sedat Gören: Der Ex-Barockstadt-Trainer überwintert mit dem VFC Plauen auf Rang fünf der Oberliga Nordost

Sedat Gören. Foto: privat

Sedat Gören ist derzeit einige Tage in Osthessen. Der anvisierte Aufenthalt in seine türkische Heimat ist natürlich angedacht. Nachdem er bei der SG Barockstadt Anfang August vergangenen Jahres sein Engagement beendet hatte, übernahm er im März dieses Jahres den VFC Plauen im Vogtland. Den Abstieg aus der Regionalliga Nordost konnte er nicht aufhalten - mit einem neuformierten Team schielt er jetzt aber auf die Rückkehr. Nach dem ersten Teil der Saison und zwei Heimsiegen in Folge überwintert der 52-Jährige mit dem gelb-schwarzen VFC auf Platz fünf der Oberliga, Gruppe Süd. Perspektivisch soll es wieder nach oben gehen im Vogtland.

Der Abschluss verlief wunschgemäß. Der VFC sammelte in zwei Heimspielen sechs Punkte ein - gegen Bischofswerda und Stendal. Beim 1:0 gegen Bischofswerda Anfang. Dezember glückte dem Ex-Barockstädter Matheus De Moura Beal der Siegtreffer zum 1:0 - beim abschließenden 4:1 gegen Lok Stendal drehte Plauens junges Team den frühen 0:1-Rückstand im zweiten Abschnitt und drei Toren in zwölf Minuten in ein 4:1. „Das war enorm wichtig“, sagt Gören, „gerade hier zu Hause nochmal zu punkten. Und natürlich den Anschluss zu finden. Das war für alle gut: Spieler, Mannschaft und Verein.“ Nicht nur Gören freute sich, dass sein VFC „hinten heraus“ auch ein paar Tore schoss. Tore, auf die so mancher in der Hinrunde warten musste.

Der VFC hat sich zum Ziel gesetzt, in der Rückrunde aufzuschließen. Trainingsauftakt nach der recht knapp bemessenen Winterpause ist am 8. Januar, erstes Punktspiel am 15. Februar das Nachholspiel gegen Glauchau. Gören kann sich auf eine junge und zu großen Teilen neuformierte Mannschaft stützen. 15 Neue kamen, sieben nur blieben, „und das sind gebürtige Plauener“, erklärt der Trainer. Weil der VFC über eine spielstarke Mannschaft verfügt, müsse man gegen tiefstehende und massiv verteidigende Gegner oft Lösungen finden. Und genau da bittet Gören um Geduld. „Es ist eine Entwicklung, die ein bisschen Zeit braucht“. Zudem sei sein Team in vielen Spielen sehr dominant aufgetreten, war oft drückend überlegen. „In unseren 14 Spielen waren wir 13-mal die klar bessere Mannschaft“, verdeutlicht der Coach. Doch Ergebnisse, Qualität und Schritte der Entwicklung fallen auch im Vogtland nicht vom Baum.

Unterschiede im Fußball zwischen dem der Regionalliga Südwest und dem im Nordosten zu ziehen und benennen, das ist müßig - Auffälligkeiten lassen sich dennoch erkennen. „Im Südwesten liegt der Fokus eher im spielerischen Bereich - im Nordosten zählen dafür mehr Härte, Zweikampf-Führung und Robustheit“, weiß Gören. Und er fügt Entscheidendes hinzu. „Die Fankultur ist besser zusammengewachsen hier. Es gibt viele Traditionsvereine. Das ist phänomenal, wie die Leute und Anhänger ihre Mannschaft unterstützen. Zu jedem Heimspiel kommen 600 oder 700 Zuschauer.“ Und die leben das, was die Orte ausmacht. Das ist im Vogtlandstadion des VFC Plauen nicht anders. „Der VFC hat seine Werte, lebt sie und wird gut geführt“, urteilt der Trainer, „er gehört in die Regionalliga Nordost. Wir haben ein geiles Stadion und viele Helfer, die mitarbeiten. Am Wiederaufstieg arbeiten wir alle. Ich bin da, um mein Bestes zu geben.“ Er wird nicht müde, daran zu erinnern, dass die Mannschaft zusammenwachsen müsse. „Die Jungs lernen, um von Tag zu Tag besser zu werden. Bisher fehlte uns auch etwas das Spielglück.“

Die zukünftige Aufgabe werde „sehr herausfordernd. Es gibt viele Sachen, von denen die Leute überzeugt werden müssen“, weiß Gören. Er ist sich dessen bewusst, kickte er doch einst selbst im Profi-Fußball. In der Zweiten türkischen Liga. In Ankara, Nigdespor, Aksarayspor und Giresunspor - nahe seiner Heimat in Hatay im Süden des großen Landes, wo vor knapp zwei Jahren ein heftiges Erdbeben herrschte. Gören hat völlig recht, wenn er sagt: „Ohne Emotionen gibt es keinen Fußball.“

Hart arbeiten also in der Winterpause, um den Abstand weiter zu verkürzen. Zwei Spiele hat der VFC Plauen weniger ausgetragen als die beiden Vereine, die vor ihm liegen: Krieschow und Halberstadt. Die Aufhol-Differenz zum Führungsduo Eintracht Stahnsdorf und Spitzenreiter Freital ist etwas größer - aber machbar. Deshalb gibt Gören das Ziel aus: „Wir müssen an unsere Stärken glauben. Und dann den Kader optimieren.“ Und immer die Ausrichtung im Blick behalten: „Wir mussten das Ganze stabilisieren. Einen Neuanfang gestalten. Mit vielen neuen Spielern.“ Der Fokus liegt auf Zukünftigem.

Bleibt eine kurze Bewertung der drei ehemals osthessischen Spieler beim VFC Plauen. Da sind zunächst zwei Ehemalige der SG Barockstadt. Zum einen Matheus de Moura Beal. „Er hat sich super entwickelt“, urteilt Gören, „er arbeitet an sich und hat auch eine Führungsrolle übernommen, die ich ihm anvertraut habe“. Der Zweite im Bunde ist Eric Ganime - ehemaliger Sechser der SGB und auch Innenverteidger, was er zuvor auch beim SV Neuhof spielte. Ganime galt als sehr zuverlässig bei der SGB - zweikampfstark und mit sehr guter Antizipation. Der Spanier kam quasi mit einem Kreuzbandriss aus Fulda nach Plauen. „Ich habe ihn damals mit Zapi nach Fulda geholt“, erinnert sich Gören. Seit zwei Wochen trainiert Ganime jetzt mit. Und er soll in der Rückrunde natürlich eingesetzt werden. Schritt für Schritt. Dass auch der Hünfelder SV ein guter Nährboden ist, ist nicht neu. Amaar Yousaf Hussain kickt in Plauens Angriff. „Er ist technisch stark und hat einen starken ersten Kontakt“, nennt Gören seine Vorzüge. Körperlich und an seiner Robustheit müsse er freilich arbeiten und wachsen. Der Ex-Hünfelder ist mit 20 noch sehr jung - ebenso wie sein Angriffspartner Tyron Profis, der 23 Jahre jung ist und mehr Tore hätte erzielen müssen als seine sieben bisherigen.

Das war der erste Teil einer Reise ins Vogtland. Der VFC Plauen geht von Platz fünf ins Rennen. Das Durchschnittsalter des Teams beträgt 22,9 Jahre. Natürlich müssen, um ein Gleichgewicht herzustellen, auch erfahrene Kräfte her. Wir sind gespannt, was herausspringt. +++ rl


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