Sportler blicken zurück: Johannes Helmke

Hünfelds Trainer Johannes Helmke.

Es gibt Tage, da geht Hünfeld als Oase des Sports in Osthessen durch. Neben Leichtathleten, Volleyballern, Handballern, Tischtennis-Spielern und vielen anderen spielen die Fußballer seit Jahrzehnten eine exquisite, exponierte und angesehene Rolle. Wohlfühl-Tage durchlebten sie zu Beginn dieser Saison, als sie sechs Siege in Serie herausschossen in der Hessenliga. Mit sage und schreibe 21:5 Toren. Die Rhönkampfbahn, das Epizentrum Hünfelder Sports, bebte.

Diese Situation schälte sich Anfang September heraus, als ein 6:0 gegen den nordosthessischen Kultklub Weidenhausen gelang. Doch dieser überaus positive Zustand, der wie auf Wolken trug, hatte natürlich nicht Bestand in Hessens höchster Liga. Nun sind eher nicht die Kicker des Hünfelder SV – sondern eher die Anhänger und Zuschauer aufgewacht. Zwei nicht eben kurze Serien des Nicht-Gewinnens folgten – jeweils von zwei 5:0-Siegen unterbrochen. Ein Punkt aus fünf Spielen – und ein 5:0 bei Darmstadts Zweiter. Und nach dem 5:0 auf eigenem Platz gegen den SC Hanau drei Spiele später schloss sich ein Zähler aus den letzten fünf Spielen des Jahres an. Ich hasse diese Zahlen – doch sie stehen nun mal da und bilden das Auskommen Ende des Jahres 2025: 20 Spiele, 26 Punkte, 39:32 Tore.

13 Punkte in elf Heimspielen kommen etwas bescheiden und mickrig daher. Drei Auftritte in Folge standen zuletzt an in der Rhönkampfbahn – und das ebenso bittere wie leidvolle und auf den allerletzten Drücker resultierende 1:2 gegen Stadtallendorf schmerzte arg. Tiefer hätte der Stachel der Enttäuschung nicht sitzen können. Doch Johannes Helmke, der mit 19-jährigem Engagement als Institution beim HSV durchgeht, relativiert Tage danach. „Man muss es so sagen“, reflektierte der Trainer, „wenn das Fußballjahr zwei Minuten früher sein Ende gefunden hätte, dann beenden wir das Jahr auf Platz 7.“ Stadtallendorfs Tore in der Nachspielzeit – nachdem Hünfeld durch das Tor des Innenverteidigers Aaron Gadermann geführt hatte -, besiegelten, dass der HSV mit absolut leeren Händen und ohne Punkte dastand.

Und Helmke urteilte realitätsnah. „Daran sieht man, wie extrem eng und schnelllebig das alles ist im Fußball der Hessenliga. Von Platz sieben bis zwölf sind es nur zwei Minuten gewesen.“ Sprachlos sei man gewesen. Auch diese Momente gehören zum Sport. Und es fällt auf, dass diese sich – im Gegensatz zu früheren Zweiten – zunehmend verdichten und als Abbild des realen Lebens erweisen. „Es ist jetzt unsere Aufgabe, das zu analysieren“, folgert Helmke, „warum das Spiel eben so ausging und auch andere endeten, wie das eben war.“ Man werde jetzt „ein paar Wochen abschalten“. Es gelte, „immer positiv aus solchen Situationen rauszukommen“. Dass das der HSV kann und dazu in der Lage ist, hat er hinreichend bewiesen.

„Ich glaube, wir kommen stärker zurück“, sagt Helmke, der die Hessenliga-Mannschaft im nunmehr sechsten Jahr trainiert; drei Jahre hatte er zuvor die Zweite gecoacht – und zehn Jahre für den Hünfelder SV höherklassig gespielt. „Jetzt weiß jeder, worum es geht“, schließt er im sicheren Ton überzeugend an. Dass ein erfahrener Spieler dem jungen Team guttun würde, klingt rhetorisch und ist ein anderes Thema; zu viele „Messdiener“ und auf dem Platz ruhige Spieler tun dem Innenleben nicht gut. Helmke entkräftet das indessen: „Grundsätzlich bin ich mit meinem Kader zufrieden.“

Und der Fokus richtet sich auf 2026. Aufs nächste Jahr. „Die Jungs haben Pläne für die Pause mitbekommen“, denkt Helmke in der und an die Zukunft. Im Januar stehen einige Termine im Fitnessstudio an, am 19. Januar ist Trainingsauftakt auf dem Platz. Erstes Spiel um Punkte ist Ende Februar beim KSV Baunatal. Dessen Coach Tobi Nebe traf Helmke dieser Tage in der Sportschule Grünberg, als es um eine Trainer-Fortbildung und Verlängerung der Lizenz ging. Die Video-Analyse stand im Mittelpunkt. Erstes Heimspiel: am 14. März gegen den 1. Hanauer FC. Vielleicht entpuppt er sich als einer der Tage, die Hünfeld als Wohlfühl-Oase schmücken. Oder dieses Etikett zumindest ankratzen. +++ rl


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