Die Hans Paul Gessner Stiftung hat dem Projekt Teach Lifesaving, kurz Teach LiSa, an der Hochschule Fulda 27.500 Euro gespendet. Die Stiftung finanziert damit Materialien, die für praxisnahe Wiederbelebungstrainings benötigt werden. Jana Dreyer aus dem Vorstand der Hans Paul Gessner Stiftung und Geschäftsführerin Marielle Rohr überreichten die Spende an Professorin Dr. Silke Trumpa, Hanna Bisinger und Tobias Dorn von der Didaktischen Werkstatt Gesundheit.
„Wir freuen uns sehr über die finanzielle Unterstützung, durch die wir Reanimationstrainings sehr viel realitätsnäher durchführen können. Die Spende ermöglicht uns, Ganzkörperpuppen anzuschaffen, mit denen sich deutlich authentischer eine Echtsituation simulieren lässt als an einem Torso ohne Arme und Beine“, führt Professorin Trumpa aus. Das Entkleiden einer Frau sei beispielsweise etwas, was normalerweise im Reanimationstraining allenfalls besprochen, aber so gut wie nie durchgeführt werde. In einer Echtsituation führe das unnötigerweise zu Hemmungen. Dank der großzügigen Spende stehen künftig vierzehn erwachsene und acht Säuglingspuppen inklusive Beatmungsbeuteln und automatisierten externen Defibrillatoren zur Verfügung.
Projekt mit Hebelwirkung
Das Projekt Teach LiSa wurde von der Hans Paul Gessner Stiftung ausgewählt, weil es einen wesentlichen Satzungszweck erfüllt, nämlich die Förderung von Wissenschaft und Forschung mit einem besonderen Fokus auf Krankheitsprävention. "Wir sind zudem bestrebt, Projekte mit einer großen Hebelwirkung zu unterstützen, die einer breiten Zielgruppe zugutekommen", erklärt Geschäftsführerin Marielle Rohr. „Teach LiSa erfüllt diese Kriterien hervorragend, indem es angehende Berufspädagoginnen und -pädagogen als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausbildet und darüber hinaus systematisch Teilnehmende als Trainerinnen und Trainer für Reanimationsschulungen von Studierenden und Mitarbeitenden der Hochschule Fulda gewinnt.“ Vorstandsmitglied Jana Dreyer ergänzt: "Als wir vom Projekt erfuhren, war uns in der Stiftung sofort klar, dass wir mit unseren Mitteln die Steigerung der Laienreanimationsquote unterstützen möchten."
In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 120.000 Menschen einen Kreislaufstillstand außerhalb von Krankenhäusern. Unverzügliches Handeln verdreifacht die Überlebenschancen und minimiert Folgeschäden. Doch die Laienreanimationsquote liegt hierzulande lediglich bei etwa 55,4 Prozent. Die Kultusministerkonferenz empfiehlt daher seit mehr als zehn Jahren eine bundesweite Implementierung von Wiederbelebungsunterricht ab der 7. Klasse mit einem jährlichen Umfang von 90 Minuten. Eine flächendeckende Umsetzung gibt es bislang in keinem Bundesland, was nicht zuletzt an fehlendem qualifizierten Lehrpersonal liegt.
Ängste verhindern Hilfe
Das Fuldaer Teach LiSa Team hat sich vor diesem Hintergrund zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein für Reanimationsmaßnahmen im Bildungssektor zu stärken und lebensrettende Fähigkeiten in der hessischen Bildungslandschaft zu verankern. „Unser Fokus liegt auf der Entwicklung von situations- und realitätsbezogenen Reanimationsschulungen, bei denen wir die Emotionen nicht außen vorlassen. Der häufigste Grund, warum nicht geholfen wird, sind nämlich Ängste, etwas falsch zu machen. Das ist fatal, denn jeder Versuch ist besser als nichts zu tun“, erläutert Projektkoordinator Tobias Dorn.
Lehramtsstudierende an der Hochschule Fulda, die später Gesundheit in der beruflichen Bildung unterrichten, werden dafür qualifiziert, selbst individuelle Wiederbelebungstrainings anbieten zu können. Dafür kommen in Zukunft die von der Hans Paul Gessner Stiftung finanzierten Ganzkörperpuppen zum Einsatz. Neben realistischen Szenarien sehen die Trainings mehr Übungszeiten und intensives Feedback vor. Sogar die Teamarbeit und die emotionale Belastung, mit der die Helferinnen und Helfer in Notfallsituationen umgehen müssen, werden thematisiert. Siebzehn Lego Serious Play Sets, die ebenfalls mit dem Spendengeld finanziert wurden, sollen dafür zum Einsatz kommen.
Training soll Spaß machen
Zudem bietet das Teach LiSa Team gemeinsam mit den Lehramtsstudierenden am Fachbereich Gesundheitswissenschaften 90-minütige Reanimationsschulungen an – bislang für Studierende und Beschäftigte der Hochschule Fulda. „Auch in diesen Trainings, die sich auf die wichtigsten Maßnahmen der Reanimation konzentrieren, legen wir besonderen Wert darauf, dass die Teilnehmenden interaktiv und praxisorientiert lernen, es also genügend Übungszeiten gibt und eine gute Betreuungsrelation, damit die Teilnehmenden ausreichend Feedback erhalten“, betont Tobias Dorn. Aus der Literatur sei bekannt, dass bisherige Konzepte viel zu wenig Zeit zum Üben einplanen würden. Um Hemmschwellen abzubauen, finden die Trainings in lockerer Atmosphäre statt. “Wir sorgen dafür, dass die Teilnehmenden Spaß beim Üben haben“, verspricht die studentische Projektkoordinatorin Hanna Bisinger.
Jana Dreyer und Marielle Rohr von der Hans Paul Gessner Stiftung nutzten den Vor-Ort-Termin, um sich einen Eindruck von dem neuen didaktischen Konzept zu verschaffen und nahmen an einem 90-minütigenTraining teil. „Erstaunlich, wie viel Wissen und Praxis man in ein kurzweiliges Schulungsprogramm wie dieses packen kann“, fasst Marielle Rohr ihre Eindrücke zusammen. „Die beiden Trainerinnen haben es verstanden, ein ernstes Thema mit einer Prise Humor zu vermitteln. Wir können nun beherzt im Fall der Fälle auch einen Defibrillator benutzen. Scheu davor haben wir keine mehr.“
Mehr Infos zum Projekt Teach LiSa: https://www.hs-fulda.d...ten-lehren. +++ pm

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