Der SPD-Stadtverband Fulda hat sich laut einer aktuellen Pressemitteilung bei der Rhön-Energie-Gruppe über die Situation und die künftigen Herausforderungen des öffentlichen Personennahverkehrs in der Stadt informiert. Die SPD-Landtagsabgeordnete Tanja Hartdegen, die SPD-Spitzenkandidatin für das Stadtparlament, Christine Fischer, sowie die Stadtverordneten H.-J. Tritschler und Robert Vey trafen sich dazu mit Vertretern des Energieunternehmens, um Einblicke in laufende Entwicklungen im Nahverkehr zu erhalten.
Im Mittelpunkt des Austauschs standen die finanzielle Lage des ÖPNV, der Fachkräftemangel im Verkehrssektor und die geplante Umstellung auf Elektrobusse. RhönEnergie-Geschäftsführer Martin Heun, der Leiter der Verkehrsbetriebe, Thomas Lang, sowie der Geschäftsführer der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft Fulda (LNG), Daniel Vollmann, erläuterten Aufgaben, Umfang und Finanzierung des Busangebots. Ein zentrales Ziel sei die schrittweise Umstellung des städtischen Linienverkehrs auf emissionsarme Elektrobusse, auch vor dem Hintergrund verschärfter EU-Vorgaben zum Klimaschutz. Man wolle einen Beitrag zur Verkehrswende leisten, stoße dabei aber auf strukturelle und finanzielle Hürden, sagte Heun. Die RhönEnergie sehe sich gleichwohl als Vorreiter, da bereits 2018 der erste Elektrobus Hessens eingeführt worden sei.
Nach Angaben des Unternehmens könne die RhönEnergie derzeit alle bestehenden Buslinien zuverlässig bedienen, während andere kommunale Verkehrsunternehmen im Rhein-Main-Gebiet wegen Personalmangels Angebote hätten reduzieren müssen. Positiv sei zudem, dass die 350 Busfahrerinnen und Busfahrer im Vergleich zum Bundesdurchschnitt jünger seien. Das Durchschnittsalter liege bei 49,7 Jahren, bundesweit hingegen bei 55 Jahren, erklärte Lang. Dennoch bleibe die Gewinnung qualifizierten Fahrpersonals eine Herausforderung. Die Ausbildung neuer Fahrerinnen und Fahrer sei kostenintensiv und aufwendig. Zusätzlich erschwere die verpflichtende IHK-Prüfung in deutscher Sprache den Zugang für Bewerberinnen und Bewerber mit ausländischer Herkunft, die grundsätzlich großes Interesse an einer Beschäftigung im ÖPNV zeigten. Die SPD-Vertreter äußerten Unverständnis darüber, dass trotz der bekannten Problemlage eine Fortschreibung des Nahverkehrsplans beschlossen und später aus ebendiesem Grund vertagt worden sei.
Auch wirtschaftlich steht der Nahverkehr nach Angaben von LNG-Geschäftsführer Vollmann unter erheblichem Druck. Trotz steigender Nachfrage ließen sich die hohen Kosten im Busverkehr des Landkreises nicht senken. Das Deutschlandticket entlaste die Fahrgäste zwar erheblich, gleichzeitig müssten Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger die stark gestiegenen Betriebskosten schultern. Die Finanzierung des Tickets gleiche lediglich Einnahmeausfälle aus, decke jedoch nicht die höheren Aufwendungen. Zudem erschwere das Ticket die Verteilung der Einnahmen zwischen den Verkehrsunternehmen. Besorgt zeigten sich die Beteiligten angesichts erwarteter Kostensteigerungen in den kommenden Jahren, zumal die längerfristige Finanzierung durch Bund und Land noch ungeklärt sei.
Stadt und Landkreis Fulda planen derzeit einen gemeinsamen Nahverkehrsplan für 2029, mit dem Stadt und Umland stärker vernetzt werden sollen. Dem ÖPNV komme als wichtigste Alternative zum Individualverkehr eine besondere Bedeutung zu. Die SPD-Delegation betonte die Notwendigkeit gemeinsamer Lösungen. Ein zuverlässiger, moderner und klimafreundlicher Nahverkehr sei Voraussetzung für gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land, sagte Hartdegen. Dafür seien verlässliche Finanzierung, praxisnahe Ausbildungsbedingungen und Unterstützung für die Verkehrsbetriebe bei der Umsetzung europäischer Umweltstandards erforderlich. Digitale Konzepte könnten zu einer stärkeren Nutzung des ÖPNV beitragen und helfen, Ticketpreise bezahlbar zu halten.
Der SPD-Stadtverband unterstrich, dass der öffentliche Nahverkehr zu einer echten Alternative zum Autoverkehr in Fulda werden müsse. Dafür brauche es mehr Fahrgäste. Ein attraktives Angebot mit guter Anbindung aller Stadtteile sowie bezahlbare Ticketpreise seien entscheidend. Gefordert würden unter anderem ein Kurzstreckenticket, ein Kombiticket für kulturelle Großveranstaltungen mit kostenfreier Nutzung des ÖPNV sowie die Übernahme von Fahrpreiserhöhungen durch die Stadt nach dem Frankfurter Vorbild.
Die SPD kündigte an, die gewonnenen Erkenntnisse in politische Diskussionen auf kommunaler und Landesebene einzubringen, um die Bedingungen für den Nahverkehr in der Region weiter zu verbessern. +++

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