SPD lehnt Arbeitspflicht für erwerbsfähige Bürgergeldempfänger ab

Die letzte Option ist die komplette Streichung aller Leistungen

Die SPD-Fraktion im Bundestag lehnt einen Vorstoß von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann zu einer Arbeitspflicht für erwerbsfähige Bürgergeldempfänger ab. „Der Vorschlag von Herrn Linnemann zeigt wieder mal, dass die Union keine echten Lösungen anzubieten hat“, sagte der arbeitsmarkt- und sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Martin Rosemann, der „Welt“.

„Eine Arbeitspflicht für erwerbsfähige Bürgergeldempfänger ist der Griff in die arbeitsmarktpolitische Mottenkiste.“ In Zeiten von „Arbeitskräftemangel und gleichzeitig steigender Beschäftigung“ stellte er grundlegend zwei Probleme fest: „Die mangelnde Passgenauigkeit von Stellen und Bewerbern sowie größere Vermittlungshemmnisse bei vielen Bürgergeldempfängern. Deshalb muss man auch genau da ansetzen – durch mehr Qualifizierung, ausreichende Kinderbetreuung, Unterstützung bei der Bewältigung gesundheitlicher Probleme.“ Linnemann hatte sich in der „Bild“ für eine solche Arbeitspflicht stark gemacht. In Schwerin soll künftig eine Arbeitspflicht für besagte Gruppe in Kraft treten.

Gitta Connemann, CDU-Bundestagsabgeordnete sowie Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), begrüßte den Vorstoß Linnemanns als „konsequent und gerecht“. Denn er schütze am Ende die Akzeptanz und Finanzierbarkeit des Sozialstaates. Connemann sagte weiter: „Wer arbeiten kann, muss dies auch tun. Wer ein Arbeitsangebot nicht annimmt, obwohl er es könnte, hat keinen Anspruch auf Solidarität. Alles andere ist ungerecht.“ Eine „konsequente Sanktionierung bis auf null“ schütze am Ende auch die wirklich hilfebedürftigen Bürgergeldempfänger: „Diese leiden pauschal unter dem schlechten Ruf, weil andere, die das System ausnutzen, bislang ungestraft bleiben.“

Ebenfalls offen für eine Verpflichtung von Stütze-Empfängern zur Arbeit zeigt sich Jens Teutrine, Sprecher für Bürgergeld der FDP-Fraktion. „Sozial ist es, Bedürftige zu unterstützen, aber nicht jene, die Bedürftigkeit vortäuschen. Wer arbeiten kann, aber grundlos nicht arbeitet, sollte keinen Anspruch auf die umfassenden Leistungen des Sozialstaates haben“, sagte Teutrine. „Wer arbeiten kann, aber Jobangebote und Qualifizierungen ablehnt, soll einer Arbeitsgelegenheit nachgehen müssen. Andernfalls müssen Sozialleistungen gestrichen werden. Das ist eine Frage des Respekts gegenüber den Steuerzahlern.“

Der Vorsitzende der Linken-Gruppe im Bundestag, Sören Pellmann, sagte: „Nach der Wehrpflicht fordert die CDU nun eine Arbeitspflicht. Das erinnert an dunkle Zeiten. Ein genereller Zwang zur Arbeit ist zudem grundgesetzwidrig und diese sozialdemagogische Forderung besonders zynisch angesichts steigender Arbeitslosenzahlen.“ Die Linke hingegen setze sich für „eine planvolle Wirtschaftspolitik, insbesondere für massive Investitionen in den Wiederaufbau der maroden Infrastruktur, ein, was wiederum für reguläre Arbeitsplätze sorgen würde, und ist weiterhin für eine sanktionsfreie armutsfeste Mindestsicherung“.

Aus Sicht von René Springer, Sprecher für Arbeit und Soziales der AfD im Bundestag, zeigt Linnemanns Forderung ein „riesiges Glaubwürdigkeitsproblem“ von CDU und CSU: „Als AfD haben wir schon lange vor der Union eine aktivierende Grundsicherung als Alternative zum Bürgergeld gefordert. Wir beabsichtigen, eine Bürgerarbeit in gemeinnützigen Bereichen von 15 Wochenstunden für alle Erwerbsfähigen einzuführen, die länger als sechs Monate Bürgergeld beziehen. Dies aktiviert diejenigen, die sich im System eingerichtet haben, und erschwert außerdem den Zugang zur Schwarzarbeit, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut.“

Wer sich dieser „Bürgerarbeit“ verweigere, solle nur noch Sachleistungen erhalten. „Die letzte Option ist die komplette Streichung aller Leistungen. Die Botschaft muss klar sein: Für Arbeitsverweigerer darf es kein bedingungsloses Grundeinkommen geben“, sagte Springer. „Entsprechende Forderungen sind von der CDU im Bundestag jedoch immer abgelehnt worden.“ +++

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1 Kommentar

  1. „Unterstützung bei der Bewältigung gesuindheitlicher Probleme“
    Da genau haben sowohl SPD und CDU bis heute kläglich versagt. Denn ein Bürgergeld Empfänger, der bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert ist und gesundheitliche Probleme hat bekommt heutzutage kaum noch einen Termin bei einem Facharzt. Und wenn doch dann höchstens für eine Kurzvisite. Wie aber sollen gesundheitliche Probleme geheilt werden, wenn aufgrund schlechter finanzieller Entlohnung viele Ärzte gar nicht dazu bereit sind? Dieses fundamentale Problem haben weder Lauterbach noch seine Vorgänger bis heute gelöst. Wozu auch. Schließlich sind Politiker als Staatsbeamte im Gegensatz zur Allgemeinbevölkerung doch bestens quasi privat versichert. DAS weiß im Übrigen auch Herr Merz. Denn seine CDU hat auch bei der Versorgung von Kassenpatienten bis heute kläglich versagt! Da holt man in Bezug auf Bürgergeldempfänger lieber die Peitsche raus anstatt die eigentlichen Probleme anzugehen. Wie erbärmlich!

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