SPD-Chef hält Sorgen um Inflation für unbegründet

Sozialexperten wollen Inflationsausgleich für Rentner

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans hält Sorgen um Inflation in Deutschland für unbegründet. „Dass wir Deutsche uns angesichts unserer Geschichte besondere Sorgen um Inflation machen, ist verständlich“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Aktuell begründet seien sie nicht, fügte er hinzu.

„Der Wiederanstieg der Mehrwertsteuer nach vorheriger Senkung ist genauso wenig Zeichen dauerhaft schneller steigender Preise wie die Tatsache, dass Engpässe bei Gütern nach Corona zu Knappheit und dann auch Preisanstieg führen“, führte der SPD-Chef aus. Der FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar sagte dem RND hingegen: „Die Bundesregierung hat es in den vergangenen Jahren versäumt, Vorkehrungen für die Rückkehr der Inflation zu treffen.“ Er ergänzte: „Nun ist sie wieder zurück, doch Deutschland und Europa sind immer noch abhängig vom billigen Geld der Zentralbanken.“ Er mache sich Sorgen um die „Tragfähigkeit“ der Schulden. „Angesichts der Inflationsrisiken ist es umso wichtiger, dass wir an der Schuldenbremse und an den europäischen Schuldenregeln festhalten.“ Erstmals seit knapp 28 Jahren hat die Inflation in Deutschland wieder die Vier-Prozent-Marke überschritten. Die Verbraucherpreise legten im September gegenüber dem Vorjahresmonat laut Statistischem Bundesamt um 4,1 Prozent zu.

Sozialexperten wollen Inflationsausgleich für Rentner

Angesichts einer steigenden Inflationsrate haben Sozialexperten einen Inflationsausgleich für Rentner gefordert. „Die Inflation trifft Rentner besonders hart, denn die Rentenerhöhung ist in diesem Jahr ausgefallen“, sagte CDU-Sozialpolitiker Dennis Radtke der „Bild“. „Ich plädiere deshalb für einen einmaligen Inflations-Bonus von 500 Euro, der an Senioren mit besonders kleinen Renten gezahlt werden sollte. Wir dürfen diese Menschen in schweren Zeiten nicht im Stich lassen.“ Auch Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, forderte einen Inflationsausgleich für arme Senioren. „Der Regelsatz für Rentner, die Grundsicherung beziehen, wurde um drei Euro im Monat erhöht – ein Witz angesichts der galoppierenden Inflation“, sagte sie der „Bild“. Er müsse unbedingt angehoben werden.
„Wir fordern daher, einen coronabedingten Aufschlag von 100 Euro in der Grundsicherung pro Monat.“ Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner forderte hingegen die Arbeitgeber zu höheren Lohnabschlüssen angesichts der steigenden Inflation auf. „Die Arbeitnehmer leiden unter der Inflation“, sagte er der „Bild“. Die Tarifparteien würden deshalb in den kommenden Lohnrunden für einen Ausgleich sorgen müssen, damit die Reallöhne der Beschäftigten steigen. Das sei nur recht und billig, zumal der Staat in der Coronakrise die Unternehmen mit Milliarden Kurzarbeitergeld von Lohnkosten entlastet und Massenarbeitslosigkeit verhindert habe, so Stegner weiter. +++