Sonderausstellung „Volk – Heimat – Dorf“ – Eröffnung zum Saisonauftakt

Vom 31. März- bis 14. Juli 2019 im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen

Heinrich Hacker (stv. Museumsleiter), Ariane Weidlich (Museumsleiterin), Thomas Habermann (Zweckverbandvorsitzender und Landrat), Dr. Astrid Pellengahr (Leiterin der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern), Karin Renner (Behindertenbeauftragte für den Bezirk Unterfranken), Patricia Linsenmeier M.A.(Öffentlichkeitsarbeit Freilandmuseum Fladungen). Foto: FLM Fladungen

Am 31. März 2019 eröffnet die Sonderausstellung „Volk – Heimat – Dorf“ im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen. Die Schau richtet ihren Fokus auf das ländliche Bayern in den 1930er und 1940er Jahren. Führungen und Vorträge bilden ein umfassendes Begleitprogramm. Die Vortragsreihe findet in Kooperation mit dem Rhönmuseum statt. Die Sonderausstellung „Volk – Heimat – Dorf. Ideologie und Wirklichkeit im ländlichen Bayern der 1930er und 1940er Jahre“ wird vom 31. März bis 14. Juli 2019 im Freilandmuseum Fladungen gezeigt. Was änderte sich im Dorf nach 1933? Hinterlassenschaften der Hitlerjugend, des Reichsarbeitsdienstes und des Winterhilfswerkes künden von der nationalsozialistischen Durchdringung der Gesellschaft. Scheinbar harmlose Alltagsdinge wie Honigschleudern und Kochkisten, Kleider und Kinderspielzeug offenbaren auf den zweiten Blick, dass auch das als einfach und idyllisch propagierte Landleben alles andere als unpolitisch war. Auch lokalgeschichtliche Besonderheiten der NS-Zeit in der Bayerischen Rhön thematisiert die Ausstellung, so den großflächigen Einsatz des Reichsarbeitsdienstes (RAD) im Rahmen des sogenannten Dr.-Hellmuth-Plans. Darüber hinaus boten Rhöner Dörfer und Kleinstädte ausgebombten und dadurch obdachlos gewordenen Stadtbewohnern Zuflucht in „Behelfsheimen“. In Fladungen zeugt bis heute die „Düsseldorfer Siedlung“ von diesen kriegsbedingten Umsiedlungsaktionen.

Umfassendes Begleitprogramm

Am Eröffnungstag (Sonntag, 31. März 2019) gibt es um 15:00 Uhr eine öffentliche Führung durch die Ausstellung. An drei weiteren Terminen (12. April-, 10. Mai- und am 12. Juli 2019) finden um jeweils 18:00 Uhr öffentliche Führungen in Kombination mit anschließendem Vortrag statt. Die Teilnahme an allen Führungen ist im regulären Museumseintritt enthalten, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Vortragsreihe zur Sonderausstellung nimmt bestimmte Aspekte des ländlichen Alltags in den 1930er und 1940er Jahren in den Blick: Den Anfang macht Kreisheimatpfleger Reinhold Albert am 12. April mit seinem Vortrag über den Widerstand gegen die NS-Herrschaft in Rhön-Grabfeld. Am 10. Mai lässt Benedikt Feser, der Vorsitzende des unterfränkischen Dialektvereins, Zeitzeugen „sprechen“. Er zeigt Ausschnitte von Interviews mit Bewohnern aus dem Werntal, die vom Einfluss des zweiten Weltkriegs auf das Leben ihrer Dorfgemeinschaft berichten. Welche Gerichte typischerweise während dieser Zeit auf den Tisch kamen, thematisiert Dr. Renate Frisch am 12. Juli in ihrem Vortrag „Eintopfsonntag und Kochkiste – Wie kommt die Politik ins Kochbuch?“ Alle Vorträge finden um 19:30 Uhr in den Räumlichkeiten des Rhönmuseums Fladungen statt. Der Eintritt ist frei. Für interessierte Gruppen bietet das Freilandmuseum zusätzlich buchbare Führungen durch die Ausstellung an.

Die Ausstellung und ihr historischer Kontext

Die NS-Zeit war eine der einschneidendsten Epochen der deutschen Geschichte. Schwer wiegt die Last der Vergangenheit bis heute. Die Ausstellung „Volk – Heimat – Dorf“ richtet ihren Fokus speziell auf den ländlichen Raum in den 1930er und 1940er Jahren und ermöglicht dabei neue Einblicke in ein schon vielfach beleuchtetes Thema. Was änderte sich im Dorf nach 1933? Welchen Einfluss hatte die nationalsozialistische Diktatur auf den Alltag der Menschen? Und welche Konsequenzen brachte der Zweite Weltkrieg mit sich? Diesen zentralen Fragen möchte die Ausstellung nachgehen und dabei schlaglichtartig wichtige Aspekte des Landlebens aufgreifen. Propagandaschriften über „Erzeugungsschlachten“ und Anleitungen zur Seidenraupenzucht dokumentieren den starken Einfluss der NS-Politik auf die Landwirt¬schaft. Hinterlassenschaften der Hitlerjugend, des Reichsarbeitsdienstes und des Winterhilfswerkes künden von der nationalsozialistischen Durchdringung der Gesellschaft – auch in der Provinz. Und scheinbar harmlose Alltagsdinge wie Honigschleudern und Kochkisten, Kleider und Kinderspielzeug offenbaren auf den zweiten Blick, dass auch das als einfach und idyllisch propagierte Landleben alles andere als unpolitisch war. Bei „Volk – Heimat – Dorf“ handelt es sich um eine Wanderausstellung der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Freilichtmuseen. Im Freilandmuseum Fladungen ist sie von Samstag, 31. März- bis Sonntag, 14. Juli 2019 täglich von 09:00 bis 18:00 Uhr (außer an den Montagen im April) im Obergeschoss des Eingangsgebäudes zu sehen. Es gelten die Eintrittspreise des Freilandmuseums. Ein Begleitband vertieft und erweitert die Ausstellungsthemen. Er ist im Museumsladen erhältlich (13,00 EUR).

Barrierefreiheit stärken – Verleihung des Signets „Bayern barrierefrei – Wir sind dabei!“

Das Fränkische Freilandmuseum Fladungen hat sich erfolgreich um das Signet „Bayern barrierefrei“ beworben. Die Bayerische Staatsregierung zeichnet mit dem Signet Akteure aus, die einen konkreten, beachtlichen Beitrag zur Barrierefreiheit in Bayern leisten. Diesen hat das Freilandmuseum Fladungen mit der inklusiven Aufbereitung der „Büttnerei aus Sulzthal“ erbracht.
Die „Büttnerei aus Sulzthal“ ist das erste große Inklusionsprojekt des Museums und wurde im Juli 2017 eröffnet. In dem Gebäude mit seiner komplett erhaltenen Werkstatteinrichtung erfahren Besucherinnen und Besucher an 13 Stationen, wie früher Fässer hergestellt wurden. Die Anlage ist barrierefrei zugänglich. Taktile Leitlinien erleichtern innen wie außen die Orientierung. Erkundet werden kann die Büttnerei mittels Tastmodellen sowie Mediaguides in Gebärdensprache und leichter Sprache. Sehbehinderte und Blinde erhalten per Audiodeskription Informationen über das Gebäude und seine Objekte. Einen weiteren, medialen Zugang bietet ein in den 1970er Jahren am Originalstandort gedrehter Film über die Arbeit des Büttners mit Untertiteln und Erläuterungen in deutscher Gebärdensprache.

„Inklusion ist ein fortlaufender Prozess, der nicht nur die Präsentation der Museumsgebäude und des Geländes betrifft“, erklärt Museumsleiterin Ariane Weidlich. „2018 haben wir eine Kooperation mit der Tagespflegestätte ‚Teresis e.K.‘ in Stetten ins Leben gerufen. Der große Erfolg dieses, neuen Veranstaltungsformats hat uns darin bestärkt, die Zusammenarbeit in der kommenden Saison fortzuführen und mit weiteren Pflegeeinrichtungen auszubauen“, so Weidlich weiter. „Dass wir nun das Signet ‚Bayern barrierefrei‘ erhalten haben, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Verleihung motiviert das gesamte Team, sich weiter in diesem Bereich fortzubilden und kontinuierlich neue Inklusionsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.“ Weitere Bausteine auf diesem Weg sind in der Saison 2019 neue „Hands-on“-Stationen im Museumsgelände und die inklusive Gestaltung eines Kräutergartens: Er wird für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zugänglich gemacht und um Angebote für Blinde und Sehbehinderte erweitert. Erstmals wurde das Signet der Öffentlichkeit im Rahmen eines Pressegesprächs zum Saisonauftakt am 18. März 2019 im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen präsentiert. Dabei war Dr. Astrid Pellengahr, Leiterin der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, zugegen. Ihr ist es ein wichtiges Anliegen, das Streben des Freilandmuseums nach Barrierefreiheit zu unterstützen. Neben der Bayerischen Landesstiftung und der Stiftung der Sparkasse Bad Neustadt a. d. Saale hat die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern mit Fördermitteln wesentlich zur Realisierung des Inklusionsprojekts „Büttnerei“ beigetragen.

Das Signet „Bayern barrierefrei“ ist Teil des gleichnamigen Programms der Bayerischen Staatsregierung. Es wird als Zeichen der Anerkennung für konkrete und beachtliche Beiträge zur Barrierefreiheit vergeben und soll das Bewusstsein hierfür in der Öffentlichkeit fördern. +++ pm/ja