Berlin. Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) erwartet von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine grundlegende Änderung ihrer Flüchtlingspolitik. "Ein Kurswechsel kündigt sich an. Die Aussagen der Kanzlerin sind schon beachtlich. Das ist ein richtiger Ansatz", sagte Söder der "Welt". "Aber natürlich müssen den Worten Taten folgen." Merkel hatte zuvor Fehler in der Flüchtlingspolitik eingestanden und sich von ihrem Satz "Wir schaffen das" distanziert.
Söder bekräftigte die Forderung seiner Partei nach einer Obergrenze für den Zuzug von Flüchtlingen. Diese sei nicht verhandelbar. "Die Obergrenze ist keine Form der Rechthaberei. Der Begriff ist ein Symbol dafür, dass das bisherige System nicht funktioniert und dass es sich ändern muss", sagte Söder. Die Union müsse nun "gemeinsam, aber auch entschieden und entschlossen zeigen, dass wir Deutschland als Deutschland erhalten wollen. Da liegt noch viel Arbeit vor uns." Söder geht davon aus, dass die SPD das Wahlergebnis von Berlin, das voraussichtlich zu einer rot-rot-grünen Koalition führen wird, als Modell für die Bundestagswahl 2017 ansieht. "Die Schamgrenzen sind weg. SPD-Chef Sigmar Gabriel wird jede Chance nutzen, Kanzler zu werden - wenn schon nicht mit der Hilfe des Volkes, dann mit Hilfe linker Parteien. Deswegen wird er auch über die Brücke gehen, die ihm die Linkspartei baut."
Bayerns Finanzminister, der als Favorit für die Nachfolge von CSU-Chef und Ministerpräsident Horst Seehofer gilt, geht "nach menschlichem Ermessen" davon aus, dass Merkel wieder als Kanzlerkandidatin in den Bundestagswahlkampf 2017 ziehen wird. Die Entscheidung über den eigenen Spitzenkandidaten will die CSU 2017 fällen, wenn die Bundestagsliste aufgestellt werde. "Für uns ist die Bundestagswahl wichtig, aber von der Landtagswahl hängt das Schicksal der CSU ab." Söder machte deutlich, dass er selbst nicht zur Verfügung steht: "Man muss persönlich glaubwürdig bleiben. Ich war immer in Bayern und bleibe da auch. Gerade erst bin ich einstimmig von meinem Kreisverband für die Landtagswahl nominiert worden. Ich stehe bei den Bürgern im Wort." CSU-Chef Seehofer hatte bei einer Klausurtagung des Parteivorstands erklärt, dass die CSU mit dem stärksten Team bei der Bundestagswahl antreten müsse und dass sich niemand dieser Pflicht entziehen könne. Das wurde als indirekte Ankündigung Seehofers gewertet, Söder nach Berlin zu schicken. +++

Notwendig ist: Keine weitere Kehrtwende in der Flüchtlingspolitik, aber im Politikstil! Und das insbesondere bei Ihnen und Ihrem MP, Herr Söder!
Keine virtuellen Symbol-Diskussionen über Obergrenzen, Zäune, Transitzonen, Burkas,..., keine Nachahmung der Sprache der Rechtspopulisten (vgl. aktuell Scheuers Senegalese!), aber Voraussetzungen für eine gelungene, breit akzeptierte Integration (auch über Fußballvereine und Ministranten, Herr Scheuer!) und deren gerechter Finanzierung schaffen.
Natürlich ist Merkels Flüchtlingspolitik und der hilflose und verkommene Politikstil innerhalb der Union und der Regierung an dem Wahldesaster der CDU schuld. Insofern kann sich auch Seehofer nicht als Sieger fühlen, es sei denn, er will weiterhin der CDU und ihrer Kanzlerin schaden.
CDU/CSU inkl. Merkel haben jahrzehntelang eine proaktive Flüchtlingspolitik verhindert ("Deutschland ist kein Einwanderungsland!"). Die Politik hat eine rechtzeitige Vorbereitung auf die derzeitige, vorhersehbare Flüchtlingssituation verschlafen. Jetzt wäre eigentlich - in Anbetracht der Lage - eine handlungsfähige große Koalition gefordert.
Stattdessen: Eine Koalition,
- die sich von einem rechnerisch nicht benötigten Teil (CSU) auf beispiellose Weise in immer schärfere Abschottungsdiskussionen treiben lässt und damit das rechte Anti-Flüchtlingsspektrum befeuert,
- die Beschlüsse faßt, während gleichzeitig der unbedeutendere Teil mit Verfassungsklage droht,
- die es zuläßt, dass auf gefaßte Beschlüsse gleich neue Forderungen draufgesattelt werden, anstelle für eine rasche Umsetzung der bisherigen Beschlüsse zu sorgen,
- die hilflos demonstriert, dass ihr die Kontrolle über die Flüchtlinge entglitten ist, dies mit immer neuen, oft kleinkarierten, populistischen Maßnahmenvorschlägen (neueste kabarettreife Nummer: Burka-Verbot) zu verschleiern versucht, anstelle die großen, seit Monaten offensichtlichen Handlungsdefizite wirkungsvoll anzugehen,
- deren Hauptstreithähne und - Hennen dem gemäßigteren und besonneren Teil der Koalition Vergiftung des Koalitionsklimas vorwirft,
- in der verabredete Themen in erpresserischer Manier gegeneinander ausgespielt werden (Flüchtlingspolitik, Erbschaftssteuer, Leiharbeit, ...),
- deren maßgebliche Protagonisten in ihrer öffentlichen Kommunikation Respekt und Anstand vermissen lassen mit entsprechender Ausstrahlung auf anfällige Bevölkerungskreise,
- deren Kanzlerin
-- das Fehlen eines Masterplanes durch ein "Wir schaffen das-Mantra" verdeckt, stattdessen sich im Klein-Klein nicht nur verzettelt, sondern monatelang politisch streitet und paralysiert,
-- dem überforderten Innenminister einen ebenfalls überforderten Flüchtlingskoordinator aus dem Kanzleramt vor die Nase setzt, was offensichtlich ein kräftiges Koordinationsproblem innerhalb der Regierung erzeugt,
-- dem häufig hilflos umher irrlichternden Innenminister putschähnliches Handeln durchgehen lässt,
-- sich von den Ministern Schäuble, De Maizière und Dobrindt vorführen läßt,
-- zwar gut gemeinte, aber planlose Willkommenssignale in die Welt sendet und sich von Seehofer und diversen CDU-Granden (mittlerweile auch von etlichen CDU-Hinterbänklern) "Jahrhundertfehler" und "Herrschaft des Unrechts" vorhalten läßt,
-- sich von Leuten wie Seehofer, Klöckner vor wichtigen internationalen Verhandlungen - zum Schaden von Deutschland - in den Rücken fallen lässt,
-- auf EU-Ebene erfolglos agiert (von den lächerlich 160 Tsd zur Umverteilung vorgesehenen Flüchtlingen sind weniger als 5000 umverteilt!) und dafür auch noch europaweit Häme einstecken muß.
Spätestens jetzt wäre - nachdem die Kanzlerin offensichtlich versagt - der bedeutendere Teil der Koalition gefordert. Der SPD-Chef muß die Reißleine ziehen, die Koalitionsfrage stellen und mehr Verantwortung in der Flüchtlingspolitik übernehmen. Dazu bedürfte es aber auch einer Haltung, wie sie der SPD aufgrund ihr Geschichte in der Flüchtlingsfrage gebührt! Dazu bräuchte er aber Eier in der Hose! Noch ist es nicht zu spät! Überfällige erste Schritte wären die Ablösung von De Maizière und der Rausschmiß der CSU aus der Koalition!
Vielleicht spielt aber die Union - auf dem Rücken der Flüchtlinge - einfach mal wieder das Good Guy (Merkel) - Bad Guy (Seehofer, neuerdings auch De Maizière, Spahn) - Spiel mit der SPD. Und die SPD lässt sich bei der Verschärfung der Asylgesetze und der Verabschiedung von der Willkommenskultur von der Union mal wieder über den Tisch ziehen und setzt wieder einmal kein - längst überfälliges - Einwanderungsgesetz durch.
Es muss auch daran erinnert werden dürfen, dass die CDU/CSU und insbesondere Merkel vor 14 Jahren das Süssmuth-Konzept für eine moderne, zeitgemäße Zuwanderungspolitik abgeschmettert haben. Vor zwei Jahren hat Merkel eine Quotenregelung auf europäischer Ebene blockiert und im Sommer diesen Jahres gut gemeinte, aber planlose Willkommenssignale in die Welt gesandt. Und über das heute sichtbare Chaos werden Krokodilstränen vergossen. Scheinheilig!
"Wenn erklingt: wer betrügt, der fliegt,
tipp ich resigniert: Populismus siegt."
http://youtu.be/sBom50KrkBk
Und im übrigen: nach der Wahl ist vor der Wahl:
http://youtu.be/0zSclA_zqK4
Viel Spaß beim Anhören!