
CSU-Chef Markus Söder hat sich unabhängig vom Ausgang des Rechtsstreits um die Einstufung der AfD als "gesichert rechtsextremistisch" entschieden dagegen ausgesprochen, ein Verbotsverfahren gegen die AfD zu beginnen. "Ein Verbotsverfahren, das hielte ich für den falschen Weg", sagte er der "Bild am Sonntag".
Ein entsprechendes Vorgehen wäre eine "übertriebene Reaktion". Söder sagte weiter: "Nebenbei bemerkt weiß keiner, wie es ausgeht und dann gründet sich einfach eine neue Gruppierung. Man kann jetzt nicht dieses Spiel betreiben, alle drei Jahre eine Partei zu verbieten."
Die Aussetzung der Einstufung der AfD als "gesichert rechtsextremistisch" bis zu einem Gerichtsurteil begrüßte Söder als "rechtsstaatlich gutes Argument", das "all jenen den Wind aus den Segeln nimmt, die behaupten, man konnte nicht rechtlich dagegen vorgehen." Söder: "Es ist ein sauberes Verfahren."
Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Britta Haßelmann, sprach sich dagegen vehement für ein AfD-Verbotsverfahren aus und warf CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann wegen dessen ablehnender Haltung Verharmlosung vor. "Die CDU muss sich spätestens jetzt den Gefahren, die von der AfD ausgehen, stellen und sich klar positionieren", sagte sie dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Die AfD ist eine verfassungsfeindliche Partei. Ihre Hochstufung als gesichert rechtsextremistisch ist gerade erfolgt."
Angriffe der AfD auf die Menschenwürde, auf Verfassungsorgane, auf Demokratie und Rechtsstaatsprinzip seien an der Tagesordnung. Haßelmann fügte hinzu, wer sich wie Linnemann darauf ausruhe, zu sagen, Protest oder Frustration könne man nicht verbieten, negiere die Gefahren, die von der AfD ausgingen, und verharmlose eine Partei, die die Verfassung angreife.
Sie verlangte: "Es braucht jetzt umgehend eine Prüfung und zeitnah eine Einleitung eines Verbotsverfahrens. Die Hochstufung hat den Handlungsdruck auf die drei Verfassungsorgane erheblich gesteigert. Bundestag, Bundesregierung und Bundesrat sind gefordert."
Linnemann sieht ein AfD-Verbotsverfahren skeptisch. Ein solches Verfahren halte er für "politisch hochgradig gefährlich", sagte er der "Welt am Sonntag". "Alle namhaften Rechtsexperten sagen, dass ein solches Verfahren nach jetziger Sachlage sehr schwierig sein würde und der Ausgang ungewiss." Zuvor hatte Linnemann erklärt, die Unzufriedenheit vieler AfD-Wähler könne man nicht verbieten.
Bas ruft Firmen zu "Haltung und Standfestigkeit" gegenüber AfD auf
Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) hat die deutsche Wirtschaft zum Kampf gegen Rechtsextremismus aufgerufen. Sie wünsche sich, dass Unternehmer "sich zu Vielfalt in ihrer Belegschaft bekennen und Diskriminierung bekämpfen", sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Sie habe immer wieder kritisiert, dass die Gesellschaft zu leise sei im Kampf gegen Rechtsextremismus, fügte die bisherige Bundestagspräsidentin hinzu. "Gegenüber der AfD wünsche ich mir mehr Haltung und Standfestigkeit." Bas erklärte, sie kenne viele tolle Unternehmer, "die da sehr aktiv sind und deswegen auch angefeindet werden - bis hin zu Morddrohungen. Da kann ich nur sagen: Hut ab."
Die Arbeitsministerin schließt einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland nicht aus. "Es kann ganz schlecht laufen in den nächsten ein bis zwei Jahren", sagte Bas den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Sie sehe die Sorgen in der Automobilindustrie und in der Stahlbranche. "Die Zollpolitik in Amerika führt zur Abwanderung von Unternehmen." Allerdings sei es unseriös, jetzt eine konkrete Arbeitslosenquote vorherzusagen. +++
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