Siebte Runde von „Talk am Dom“ im „Ideal“ in Fulda

Fulda. Eine Sozialarbeiterin, einen singenden Pfarrer, eine ungewöhnliche Künstlerin, einen Kirchenfastnachter und einen Motivationstrainer hatte Moderator Klaus Depta jüngst zum siebten „Talk am Dom“ eingeladen. Monika Gonzalez Dehnhardt von der Ausländer- und Flüchtlingshilfe der Fuldaer Caritas, der Gersfelder Pfarrer Friedhelm Dauner, bekannt durch seine CDs, die Künstlerin und Gerichtszeichnerin Christine Reinckens, Thomas Klumb von der Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Mainz und Torsten Prix, ehemals schwergewichtiger Hauptdarsteller bei RTL II und Fitnesstrainer, sprachen mit Depta im vollbesetzten Café „Ideal“ über ihr Leben und ihre Arbeit. Friedhelm Dauner umrahmte den facettenreichen Gesprächsabend mit seinen Liedern.

Publikum
Publikum

Monika Gonzalez Dehnhardt kennt die Geschichte von Flucht und Vertreibung von ihrer Mutter, deren Familie aus Schneidemühl vertrieben wurde, und hat dadurch und durch ihren spanischen Vater einen „doppelten Migrationshintergrund“. Sie besuchte die Fuldaer Marienschule und entwickelte schon früh ein feines Gespür für Ungerechtigkeit. Als Sozialpädagogin arbeitete sie in einem Mutter-Kind-Heim auf Wangerooge und in einem Jugendtreff in Alsfeld, ehe sie schließlich zur Caritas nach Fulda kam, wo sie sich um Ausländer und Flüchtlinge kümmert. Am Beispiel einer somalischen Frau macht sie deutlich, was die Menschen, die mehr oder weniger zufällig nach Fulda verschlagen werden, an Furchtbarem auf ihrer Flucht erlebt haben. „Da werden die Nachrichten aus dem Fernsehen auf einmal ganz real“, so Gonzalez Dehnhardt. Die Probleme der Flüchtlinge könne man nach Dienstschluss nicht einfach so ablegen.

Friedhelm Dauner (70) ist zwar in Sachsen-Anhalt geboren, aber im Rheinland aufgewachsen und hat sich das Gitarrespielen selber beigebracht. Zunächst zum Chemielaboranten ausgebildet, wählte er dann doch den Priesterberuf und ging nicht ins Bistum Münster, sondern ins Bistum Fulda, nachdem er den großzügigen Bischof Adolf Bolte kennengelernt hatte. Großvater und Vater traten bereits in Lokalen auf, und er lernte schon als Kind singen – und tat dies fortan im Priesterseminar und auf allen seinen priesterlichen Lebensstationen. Seit 29 Jahren Pfarrer in Gersfeld in der Rhön, brachte Dauner 1995 seine ersten CD mit gehaltvollen christlichen Liedern heraus, die sehr erfolgreich war. „Bis heute sind es 12 Stück – ich hätte nie gedacht, dass das so erfolgreich werden würde“, bekennt er trocken. Mit dem Erlös, den er aus dem Verkauf der CDs erzielt, unterstützt Pfarrer Dauner die Berufsausbildung von Jugendlichen in Bolivien, ein Projekt von Pater Sebastian Obermaier.

Christine Reinckens stammt aus einer kreativen Familie und entdeckte schon in früher Kindheit ihre Leidenschaft für das Zeichnen. Dass sie Portraitkünstlerin einerseits und Gerichtszeichnerin andererseits ist, sieht sie nicht als Widerspruch, denn sie „beobachtet und schildert“ mit ihren Zeichnungen. Zunächst wird eine Situation in einer ersten Skizze festgehalten und dann weiter ausgearbeitet. Der ungewöhnliche Beruf der Gerichtszeichnerin ist möglich, da manche Angeklagte nicht fotografiert werden wollen und die Öffentlichkeit so nur durch Zeichnungen ein Bild von einem Prozess bekommt, der oft ein großes Interesse weckt. So hat sie viel erlebt: einen jugendlichen Mörder, der vom Aussehen ein Model hätte sein können, oder eine Angeklagte, die immer Opfer war. „Ich vertiefe mich bei Gericht ganz in meine Arbeit, höre mit einem Ohr zu und bemühe mich, objektiv zu zeichnen“, betont die Künstlerin. „Gezeichnete Blick in die Seele“ ist auch ihr Anliegen in der Portraitkunst.

Thomas Klumb ist nicht nur für die Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Mainz verantwortlich, sondern darüber hinaus ein gefragter Büttenredner in der Fastnacht. Der Kirchenkabarettist beobachtet das Geschehen in den Gemeinden der Diözese und hat die Unterstützung seines Bischofs, Kardinal Karl Lehmann. Das Wort „Ka-ba-rett“ löst er mit „katholisch-barmerziger Rettungsdienst“ auf. In seinem Beruf ist es ihm ein Anliegen, Fernstehende in die Kirche zu führen und sie durch Veranstaltungen auf das Leben im Bistum Mainz aufmerksam zu machen. Das gelingt ihm auch in ganzheitlichen Kirchenführungen. „Humor ist wichtig gerade auch in der Kirche“, zeigt sich Klumb überzeugt. Jesus selbst habe mit Geschichten und Bildern gearbeitet, um seine Botschaft zu verkünden. Bei all seiner humoristischen Tätigkeit äußert sich Klumb nie „ketzerisch“, sondern amüsiert und interessiert Menschen mit Witzen und Wortspielen für die Kirche.

Torsten Prix wog mit 24 Jahren 263 kg, aber es gelang ihm, über 150 kg abzunehmen. Er warnt davor, dass Übergewichtige sich von der Waage abhängig machen und ihre Lebensfreude einbüßen. Das Publikum lauscht gebannt der Schilderung seiner Kindheit, in der er schon mit dem Gewicht zu kämpfen hatte, dem Bericht von seiner Resignation, seinem Computerspielen, dem Gefühl, nicht mehr in diese Welt zu gehören. Fertigprodukte und zu viele Kohlenhydrate sind seiner Erfahrung nach gefährlich für den eigenen Körper. Prix wollte sein Leben ändern und war bereits drauf und dran, sich am Magen operieren zu lassen, als er die Möglichkeit erhielt, bei der RTL-II-Show „Extrem schwer – mein Weg in ein neues Leben“ mitzuwirken. „Die bestanden auf Fitness und gesunde Ernährung ein ganzes Jahr lang“, erinnert er sich, und das hat er durchgehalten und hält es bis auf den heutigen Tag. Jeden Tag aufs Neue sei Disziplin beim Essen zentral. Als Motivationstrainer und Ernährungsberater, der weiß, wovon er spricht, hilft Torsten Prix heute vielen Menschen in ähnlicher Situation. +++ fuldainfo | bilder: a.müller