Sibylle Herbert (FDP) gibt Vorsitz im Stadtverband ab

Freie Demokraten zollen langjähriger Stadtverbandsvorsitzenden Respekt für ihre erfolgreiche kommunalpolitische Arbeit

Die langjährige Stadtverbandsvorsitzende Sibylle Herbert (links im Bild) und ihre Nachfolgerin Ramona Sachtleber.

Der FDP-Stadtverband Fulda hat am gestrigen Freitagabend auf seiner Mitgliederversammlung im Informationstechnologie-, Gründer- und Multimedia-Zentrum -kurz: ITZ – Fulda einen neuen Vorstand gewählt. Sibylle Herbert, die den Stadtverband seit Juni 2012 als Vorsitzende anführte, war nicht mehr zur Wahl angetreten. Als ihre Nachfolgerin wurde gestern Ramona Sachtleber gewählt. Als Einstimmung zur – aufgrund von Corona immer wieder aufgeschobenen – Mitgliederversammlung rezipierten die Freien Demokraten ein unter dem Motto #Fulda21-stehenden Self Made-Film, der markante Themen wie beispielsweise den Wahlkampf der Kommunalwahlen oder die Bundestagswahl wiedergab.

„Es ist schön, Euch alle wiederzusehen“, eröffnete Sibylle Herbert die Sitzung, die anfügte: „Die Vorstandswahlen können sich nicht mehr aufschieben.“ In ihren Rechenschaftsbericht blickte Herbert auf ihre langjährige kommunalpolitische Tätigkeit in unterschiedlichen Verantwortlichkeiten zurück. Bevor sie 2012 zur Stadtverbandsvorsitzenden gewählt wurde, fungierte sie zunächst fünf Jahre als Stellvertreterin. 10 Jahre gehörte sie dem Magistrat der Stadt Fulda, drei Jahre dem Kreistag des Landkreises Fulda an – hier unter anderem als stellvertretende Kreisvorsitzende. Insgesamt kann Sibylle Herbert auf eine 22-jähriges, ehrenamtliches Engagement in der Kommunalpolitik zurückschauen.

Herbert berichtete von der guten Zusammenarbeit der Freien Demokraten in Stadt und den Umlandgemeinden des Landkreises Fulda. Große Freude bereitete und bereite ihr der enorme Zuspruch von jungen Menschen für die FDP. Doch nicht nur die Mitgliederzahl bei den Jungen Liberalen oder den „JuLis“, wie die jungen Menschen bei den älteren Parteimitgliedern liebevoll genannt werden, ist gestiegen, auch die Mitgliederzahl der Freien Demokraten im Fuldaer Stadtverband hat sich verdoppelt. „Das alles bereitet unglaubliche Freude, aber, was am meisten Freude bereitet, ist, dass wir heute Abend schon wieder zwei Mitglieder bei uns begrüßen können, die ganz frisch dabei sind“, so Herbert.

„Meinen Abschied von der Spitze will natürlich gut vorbereitet sein und das habe ich gemacht und ich bin froh, dass ich für meine Nachfolge fündig geworden bin. In meinen 22 Jahren Kommunalpolitik habe ich einiges kennengelernt und dazu gehört zweifelsohne die Zusammenarbeit mit der hiesigen CDU, von der einiges nett und gut verlief, einiges aber auch eine ganz schöne Kraftanstrengung gewesen ist.“ Bezogen auf die jetzige Koalition in der Fuldaer Stadtverordnetenversammlung mit der CDU und CWE sagte sie: „Ich glaube, von den Themen, die uns wichtig waren, haben wir im Koalitionsvertrag auch einiges davon ganz gut unterbringen können. Dies gilt es jetzt, mit Leben zu erfüllen und natürlich dann auch dranzubleiben, dass das natürlich auch umgesetzt wird. Das ist kein Selbstläufer, da müssen wir alle ein bisschen unseren Beitrag dazu leisten, aber ich denke, dass macht die Stadtverordnetenfraktion schon ganz gut.“ Herbert weiter: „Den Magistrat habe ich nach 10 Jahren abgegeben. Ich habe diese Arbeit gerne verrichtet. Und ich freue mich sehr, dass ich mit Dr. Armin Aschdjai-Benissi einen guten Nachfolger habe. Der macht das wirklich klasse, ist beliebt bei allen Damen.“ An ihren Nachfolger mit einem Augenzwinkern gerichtet sagte sie: „Es liegt also an Dir, lieber Armin, an Deinem Charme, dafür zu sorgen, dass unsere Partei noch weiblicher wird.“

In ihrer Rede blickte Sibylle Herbert auf die Themen zurück, die ihr in der Kommunalpolitik wichtig waren. Zu nennen sind hier die Themen Kunst und Kultur im Schlosstheater sowie im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses, die Schlossgartenkonzerte, die Förderung der Kinderakademie Fulda – kurz: KAF, die Förderung der städtischen Musikschule Fulda und des Kammerorchesters der Jugend, die Errichtung einer Gedenk- und Begegnungsstätte für die ehemalige Jüdische Gemeinde in Fulda am Standplatz der Alten Synagoge, die Friedhofskultur in Fulda mit der Errichtung von Urnenwänden und Stelen sowie die Erweiterung des Wochenmarktes als Erlebnisstätte. Hierzu führte die scheidende Stadtverbandsvorsitzende aus: „Unsere Idee von den Schlossgartenkonzerten wurde vonseiten der CDU in der Stadtverordnetenversammlung immer abgelehnt. Als die CDU das Thema das Jahr darauf initiierte, hat es plötzlich funktioniert. Ebenso verhielt es sich mit der von uns geforderten Friedhofskultur. Die CDU ist hier noch nicht ganz so weit, aber da werden wir auch dranbleiben.“

Positiv äußerte sich Herbert zu der Entwicklung im Stadtverband. Dieser zählte in den vergangenen Jahren etwa 30 Mitglieder, inzwischen sind es 51. „Wir sind überall drauf und dran, dass wir hier zulegen; das gelingt uns dank der Umlandgemeinden auch sehr gut.“ Als Beispiel nannte sie den kürzlich neu gegründeten Ortsverband in der Großgemeinde Eichenzell. „Hier haben wir sehr lange darauf zugearbeitet. Der Ortsverband macht eine super Arbeit, dies zeigte sich auch bei der letzten Kommunalwahl. Unser nächstes Ziel ist, dass wir im Kreisverband die 200er Marke anpeilen.“ Dies wolle man sobald es das Pandemiegeschehen wieder zulässt auch gebührend feiern. Weiter lobte Herbert die Zusammenarbeit mit dem Kreisverband und den Kommunen im Landkreis Fulda. Nicht immer habe dies so gut funktioniert. Inzwischen pflege man hier eine tolle Kommunikation und Interaktion. Zur anvisierten Gedenk- und Begegnungsstätte für die ehemalige Jüdische Gemeinde in Fulda am Standplatz der Alten Synagoge, sagte die langjährige Kommunalpolitikerin: „Die Stadt hat jetzt den Platz an der Alten Synagoge gekauft. Wir müssen nur aufpassen, dass die Gedanken von uns auch uns zugeordnet werden.“ Zum erfolgreichen Einzug von FDP-Landespolitiker Jürgen Lenders MdL a.D. vor wenigen Wochen in den Deutschen Bundestag sagte sie: „Es ist das erste Mal, dass die Freien Demokraten einen Vertreter in Berlin haben. Alles, was demnächst in Berlin passiert, werden wir durch Jürgen Lenders aus erster Hand erfahren. Dadurch können wir dann auch anders auf bestimmte Dinge reagieren.“

Von einem „Ende einer Ära“ über Herberts Ausscheiden im Vorstand des Stadtverbandes als Vorsitzende sprach gestern stellvertretend für den gesamten Kreisverband Mario Klotzsche, Vorsitzender des Kreisverbandes sowie Vorsitzender der FDP-Kreistagsfraktion. „Jeder, der schon ein bisschen bei den Freien Demokraten hier in Stadt und Landkreis Fulda unterwegs ist, weiß, dass das heute hier ein ganz besonderer Moment ist. Liebe Sibylle, Du wirst heute nicht mehr als Vorsitzende kandidieren. Das ist ein Stück Zeitenwechsel, ein Ende einer Ära. Eine Ära, die geprägt ist, von der FDP, die hier in der Region immer gegen den Strom schwimmen musste, wo besonders viel Überzeugungskraft geleistet werden musste und wo immer sehr viel Arbeit dahintersteckte. Da muss man schon fest im Glauben sein, um jedes Mal wieder aufzustehen und zu sagen, ich greife an, ich stelle mich auch unbequemen Auseinandersetzungen, ich lasse mich nicht mundtot machen in einer Region, in der man doch über viele Jahrzehnte gewohnt war mit der absoluten CDU-Mehrheit zumindest teilweise ein Schattendasein zu führen und diesen Schritt zu gehen und immer wieder zu sehen, bei all den Rückschlägen, die es gab – 2012, 2013 als die FDP auch aus dem Bundestag ausgeschieden war – das war für uns Freie Demokraten kein leichtes Unterfangen – immer wieder aufzustehen und zu sagen, ich gehöre zu dem Team im Stadtverband Fulda und sich voll in den Dienst der Sache und der Überzeugung zu stellen, das ist absolut bemerkenswert. Von daher möchte ich Dir für Deine Arbeit in den letzten Jahren ganz herzlich danken“, so Mario Klotzsche, der gestern als Versammlungsleiter fungierte. Als nächsten bedeutenden Schritt beabsichtigen die Freien Demokraten sobald es das Pandemiegeschehen zulässt, die Gründung eines Ortsverbandes in Kalbach. Hierzu sagte der Vorsitzende des Kreisverbandes: „Das besondere bei uns Freien Demokraten ist, dass wir hier in Fulda sowie im gesamten Landkreis einfach zusammenhalten und unser kommunalpolitisches Handeln nicht nach dem Kirchturmprinzip anwenden. Ich hoffe, dass wir dies auch in Zukunft gemeinsam erfolgreich umsetzen können.“

Als Herberts Nachfolgerin wurde gestern mit deutlicher Mehrheit Ramona Sachtleber gewählt. Sachtleber kommt aus Fulda und ist schon seit einiger Zeit, wie sie sagt, Mitglied in der FDP. Sie ist Mitglied im Kreisausschuss als Kreisbeigeordnete. „Unsere Mitgliederentwicklung hat ein beeindruckendes Ausmaß angenommen“, stellte Sachtleber in ihren einleitenden Worten ihrer Bewerbungsrede heraus. „Wir werden uns auch in Zukunft immer wieder einmischen und Dinge vorantreiben, die uns wichtig sind. Der Weg ist bereits beschritten.“ Begeistert zeigte sich Sachtleber von Fulda21. Hierzu sagte sie: „Fulda21 hat das Logo eines Löwen, vor Ihnen steht eine Löwin.“ Zu Sachtlebers Stellvertretern wurden gestern Abend Dr. Armin Aschdjai-Benissi und Dr. Sebastian Koch gewählt. Zu Beisitzern wurden Kurt-Dirk Melchiors, Sibylle Herbert, Thomas Leucht, Mario Schneider, Antonia Pabian, Klaus von Rhein sowie Niklas Mathes gewählt. Das Amt des Schatzmeisters wird, wie bisher, von Matthias Hansen bekleidet. Als Europabeauftragter wurde Arndt Macheledt gewählt.

In seiner Rede einen Blick zurück warf Michael Grosch, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Fuldaer Stadtparlament sowie langjähriger Stadtverordneter für die FDP. „Vieles von dem, was heute Abend gesagt wurde, klingt so, als hätten sich unsere kommunalpolitischen Erfolge erst seit Kurzem eingestellt. Ich möchte deshalb noch einmal erwähnen, dass all das, was wir in der Vergangenheit an Ideen hatten und vorgebracht hatten, letztlich immer daran gescheitert ist, dass wir nicht die absolute Mehrheit hatten oder nicht die Zustimmung bekommen haben. Vieles davon ist verpufft oder wurde auch von den Medien nicht berücksichtigt. Sibylle war als Stadträtin immer sehr aktiv. Sie hatte den Mut, ihre Stimme zu erheben und das selbst wenn es unbequem wurde. Das ist wichtig, wenn man Dinge durchbekommen will. Man muss auch Kritik aushalten können und das hat Sibylle die letzten Jahre mit Bravour gemeistert.“

Der hiesige FDP-Bundestagsabgeordnete Jürgen Lenders MdB, der der gestrigen Mitgliederversammlung ebenfalls in Präsenz beiwohnte, war gebeten worden, aus dem Bundestag zu berichten. Hierzu sagte Lenders: „Die größte Tugend, die wir jetzt im Moment haben, ist eigentlich Ruhe zu bewahren und den Koalitionsvertrag unter Dach und Fach zu bringen. Das Sondierungspapier zeigt schon eine Handschrift. Das ist so. Es beinhaltet bestimmt auch viele Themen, über die wir uns freuen, wenn sie umgesetzt werden. Und trotzdem sollte man mit Respekt an die Aufgabe herantreten. Man sieht es doch in der momentanen wieder sehr aktiven Pandemischen Lage: Wir sind noch gar nicht in Regierungsverantwortung und den Ministerien und werden von der Presse schon so behandelt als wären wir die regierungstragende Fraktion. Das muss man, wenn man politisch tätig ist, aushalten; Das gehört zum politischen Geschäft. Wir erleben gerade im Deutschen Bundestag eine CDU, die sofort auf Opposition umgestellt hat und uns die Schuld an den hohen Infektionszahlen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie gibt. Aber wir wären keine Freien Demokraten, wenn wir nicht bereits wären, diese Verantwortung auch zu übernehmen.“

An die scheidende Stadtverbandsvorsitzende gerichtet sagte er: „Man wird nicht immer hundertprozentig mit seiner Partei einverstanden sein. Wer meint, das wäre so, der sollte seine eigene gründen. Sibylle und Ich kennen uns schon viele Jahre. Vieles haben wir schon zusammen erlebt. Wir waren nicht immer einer Meinung und haben uns auch gezofft. Das ging 25 Jahre so. Wir haben uns aber auch immer wieder vertragen. Das gehört dazu. Sibylle war Kreisvorsitzende als ich in die Partei eingetreten bin und hat dann eine ganze Weile pausiert, um in dieser Zeit ihren sehr kranken Ehemann bis zu seinem Ableben zu pflegen. In dieser Zeit konnte sie nicht immer so für die Partei da sein, wie sie es sich vielleicht gewünscht hat. Nach dem Tod ihres Ehemannes ist sie aber wieder voll eingestiegen. Und die heutige Situation ist die, dass wir in einem vollen Saal sitzen. Ich weiß nicht, die wievielte Mitgliederversammlung das heute ist, der ich beiwohne oder die wievielte Wahl – ich müsste mal durchrechnen, es sind bestimmt einige. Aber das wir das mit so vielen engagierten Mitgliedern tun können, ist ganz und alleine das Verdienst von Sibylle. Sie hat uns alle beieinander gehalten und über so viele Jahre eine so gute Arbeit gemacht. Dafür, liebe Sibylle, mein aufrichtiger Dank.“ +++ jessica auth

Hinweis: Die Mitgliederversammlung des FDP-Stadtverbandes fand unter der 3G-Formel sowie den geltenden Hygieneregeln statt.