Sherlock Holmes besucht das Gartenfest

Sieger im 12. Schaugartenfest

Die Finalisten und Sonderpreisträger: Philipp Emsel, Alissa Will, Yuhuan Du, Kai Faust, Martina Heims und Matthias Wittmann (v.l.n.r.) Foto: Hessische Hausstiftung

Am vergangenen Dienstag fand auf Schloss Fasanerie die Preisverleihung zum 12. Schaugartenwettbewerb im Rahmen des Fürstlichen Gartenfestes statt. Das zweistufige Auswahlverfahren beinhaltet eine Jurorenbewertung, die im vergangenen Dezember erfolgte. Dort durfte die zehnköpfige Fachjury mehr als 20 Entwürfe von Hochschulen aus Deutschland und der Schweiz bewerten und drei Finalisten auswählen. Diese stellten sich dann im Januar der Abstimmung unter den Abonnenten der Fachzeitschrift „Gartenpraxis“, die den Siegergarten des Wettbewerbs auswählten. Er wird im kommenden Mai auf rund 300 Quadratmetern Fläche im Hofgarten von Schloss Fasanerie realisiert.

Passend zum Sonderthema des 20. Fürstlichen Gartenfestes „English Gardening“ war von den Studierenden und jungen Landschaftsarchitektinnen und – architekten in der Wettbewerbsausschreibung ein Entwurf gefordert, der einer fiktiven oder realen englischen Persönlichkeit gewidmet ist. Der Schaugarten sollte zudem das Sonderthema kreativ und vor allem gärtnerisch umsetzen. Diese Wettbewerbsbedingungen erläuterte die Schirmherrin des Fürstlichen Gartenfestes, Floria Landgräfin von Hessen, am vergangenen Dienstag bei der Preisverleihung nochmals und übergab dann zusammen mit dem Chefredakteur der Fachzeitschrift „Gartenpraxis“ den Finalisten die Preise.

Der erste Platz geht an – man möchte sagen – „Wiederholungstäter“. Bereits zum vierten Mal reichten Martina Heims und Kai Faust von der Hochschule Geisenheim einen Entwurf zum Schaugartenwettbewerb ein. In den vergangenen drei Jahren erhielten sie jeweils einen Sonderpreis. In diesem Jahr nun endlich wird ihr Garten auch gebaut – und mit einem Preisgeld von 1.500 Euro gewürdigt. „Sherlock Holmes und der geheime Garten der Bloomsbury Group“ heißt ihr Entwurf, der 43 Prozent der Gartenpraxis-Abonnenten überzeugen konnte. Der Garten ist in typisch englischer Manier angelegt: Schlichte Rasenwege säumen üppige Staudenrabatten, bunte Pflanzungen nehmen Bezug auf das Mitglied des Intellektuellenzirkels „Bloomsbury Group“ Virginia Woolf. Nicht nur Sherlock Holmes soll den Tod der Schriftstellerin untersuchen, die Gartenfest-Besucher können anhand von Hinweisen im Garten miträtseln und im kommenden Mai während der Veranstaltung selbst die Rolle des Meisterdetektivs übernehmen. Dr. Folko Kullmann, Chefredakteur der Gartenpraxis, lobte den Entwurf als „interaktiv und sehr englisch“: „Der Gewinnergarten besticht durch die Verbindung von Gartenbau und Kriminalfall. Die Besucher werden viel Spannendes entdecken können.“

Ganz knapp nur hinter dem Sieger belegt Yuhuan Du von der TU Dresden mit ihrem Entwurf „Hawkings Galaxie“ den zweiten Platz in der Abstimmung. Im Zentrum ihres Plans steht – der Titel des Gartens lässt es vermuten – der Physiker Stephen Hawking. Weiße Pflanzen markieren die Sterne der Hawking’schen Galaxie, dunkler Bodenbelag ein sogenanntes „Schwarzes Loch“. Die mit Absicht reduzierte Materialität und flächige Bepflanzung lenken die Aufmerksamkeit auf das Beobachten der „astronomischen Welt“, die hier durch Pflanzen symbolisiert wird. Ihr Entwurf kam nicht nur bei den Gartenpraxis-Abonnenten gut an, sondern überzeugte auch die Herbert-Heise-Stiftung für Gartenkunst und Landschaftskultur. Im Namen der Stiftung übergab Prof. Frank Blecken bei der Preisverleihung der jungen Studentin einen mit 500 Euro dotierten Sonderpreis.

Alissa Will und Philipp Emsel von der TU Dresden durften sich über den dritten Platz im Wettbewerb freuen. Sie widmeten ihren Entwurf einer englischen Persönlichkeit, deren wahre Identität niemand kennt: dem britischen Streetart-Künstler Banksy. Sein einfallsreicher Guerilla-Kampf prangert mit gesellschaftskritischen Schablonen-Graffitis aktuelle politische und soziale Probleme an. Eines seiner bekanntesten Werke, der „Flower Bomber“, diente als Inspiration für diesen Schaugartenentwurf. Die Arbeit kontrastiert die Idylle eines klassischen Cottage-Gartens mit der stark versiegelten Realität britischer Großstädte.

Neben der Heise-Stiftung stellte auch der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten wieder einen ebenfalls mit 500 Euro dotierten Sonderpreis im Rahmen des Schaugartenwettbewerbs zur Verfügung. Innerhalb der gut 20 eingereichten Entwürfe fiel die Entscheidung auf „J. K. Rowling und das verzauberte Gartenfest“ von Matthias Wittmann von der HSWT Weihenstephan. „Es ist ein ganz interessanter Ansatz, denn es ist schon fast vermessen, einen Garten auf den Tisch zu setzen“, begründete Ralf Habermann, Vorstandsmitglied des bdla Landesverbands Hessen, die Entscheidung. Der Zaubergarten thematisiert die Elemente Wasser, Erde, Luft und Feuer und spielt auf eine bekannte Roman-Serie der britischen Schriftstellerin an.

Der Schaugartenwettbewerb findet in Kooperation mit der Fachzeitschrift „Gartenpraxis“, den Fachverbänden bdla (Bund Deutscher Landschaftsarchitekten) und DGGL (Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e. V.) sowie der Herbert-Heise-Stiftung für Gartenkunst und Landschaftskultur statt. Er richtet sich ausschließlich an Studierende der Landschaftsarchitektur und -planung sowie an junge Planungsbüros und Landschaftsarchitektinnen und – architekten, deren Hochschulabschluss nicht älter als drei Jahre ist. Der renommierte Wettbewerb erfreut sich jährlich wachsender Beliebtheit. So wurden zum ersten Mal auch Entwürfe aus der Schweiz eingereicht. +++ pm/ja