Sehnsüchtig – Suchtprävention durch Theater

Erfolgreiches Theaterprojekt soll in die dritte Runde starten

Fulda. Welche Sehnsüchte haben schon die Jüngsten unserer Gesellschaft und welche Süchte leiten sich daraus möglicherweise ab? Wie ist es möglich, unseren Sehnsüchten so zu begegnen, dass wir Suchtverhalten vermeiden und in kreative Energie umwandeln können? Fragen wie diesen ging in den vergangenen vier Jahren das Netzwerk Suchtprävention und die kulturelle Fachberatung des Staatlichen Schulamtes für den Landkreis Fulda mit ihrem Projekt „Sehnsüchtig“ auf den Grund. „Sehnsüchtig Suchtprävention durch Theater“, so der vollständige Titel des Projektes, richtet sich an alle Schulen des Schulamtsbezirkes Fulda – d.h. an Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 3 sowie an Theatergruppen und AGs und beschreibt, wie der Name vermuten lässt, ein Theaterprojekt, das sich im Kern mit den Sehnsüchten, Wunschvorstellung und Träumen – aber auch mit den Gefahren, die daraus erwachsen können, auseinandersetzt und inhaltlich aufgreift. Den Auftakt des Projektes bilden die 27. Fuldaer Schultheatertage im Jahr 2015, die damals auf Initiative des Netzwerkes Suchtprävention unter dem Motto „SehnSucht“ gestanden haben.

Prof. Dr. habil. Jutta Buchner-FuhsDas Projekt Sehnsüchtig bietet einer Schülergruppe über einen Zeitraum von einem Schuljahr die Möglichkeit, unter Betreuung einer Theaterpädagogin/ eines Theaterpädagogen zu dem Thema „Sehn-/Sucht“ ein Bühnenstück zu erarbeiten und sich dabei mit der Thematik intensiv auseinanderzusetzen. Unterstützt werden die Schulen dabei vom Netzwerk Suchtprävention, das die Projektarbeit inhaltlich unterstützt und Angebote für die gesamte Schulgemeinde sowie die teilnehmende Theatergruppe bereithält. Am Ende des Schuljahres wird das erarbeitete – teilweise selbst geschriebene Stück zur Aufführung gebracht – sowohl für die interessierte Öffentlichkeit als auch schulintern, um einen Austausch an der jeweiligen Schule entstehen zu lassen.

Die Theaterpädagogische Arbeit hat neben dem, dass sie den Schülern durch das Projekt die Möglichkeit gibt, über persönliche (Sehn-)Süchte und Wünsche zu sprechen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, sie zu reflektieren und sie letztendlich zu Papier zu bringen, noch einen anderen, wichtigen (Lern-)Effekt auf die Schüler. So hat die Theaterarbeit beispielsweise auch positive Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler – dahingehend, dass zum Beispiel das Selbstbewusstsein der Kinder, die Teamfähigkeit und die Kooperation gefördert wird. Die Stärkung dieser „Lebenskompetenzen“ und „sozialer Kompetenzen“ sind wichtige Elemente in der Suchtprävention, sodass das Projekt für die Schülerinnen und Schüler auf verschiedenen Ebenen „suchtpräventiv“ wirksam wird. Gefördert wird das Projekt von regionalen Kooperationspartnern, getragen vom „Netzwerk Suchtprävention“ Fulda worunter u.a. die Fachstelle für Suchtprävention des Caritasverbandes für die Region Fulda und Geisa e.V., die Fachstelle Prävention des Polizeipräsidiums Osthessen (PPOH), der Kreisausschuss Fachdienst Jugend, Familie, Sport und Ehrenamt des Landkreises Fulda, das Amt für Jugend, Familie und Senioren sowie der Erzieherische Kinder- und Jugendschutz des Magistrates der Stadt Fulda oder das Staatliche Schulamt für den Landkreis Fulda fallen. Die Vertreterinnen und Vertreter dieses Netzwerkes bilden eine Steuerungsgruppe, die den Verlauf des Projektes koordiniert und begleitet.

Dr. Joachim WondrakIm Schuljahr 2015/16 hat die Theater AG der Jahrgangsstufen 5 und 6 der Von-Galen-Schule Eichenzell am Projekt Sehnsüchtig teilgenommen. Ein Jahr darauf, im Schuljahr 2016/17, die Theatergruppe der Konrad-Adenauer-Schule Petersberg, die im Kontext des Wahlpflichtunterrichtes von Schülern der Jahrgangsstufe 9 besucht wurde. Beide Gruppen wurden jeweils das Schuljahr über von einem Theaterpädagogen begleitet. Am Ende der Projektdurchgänge folgten mehrere Aufführungen. Beiden Schulen wurden vom Netzwerk Suchtprävention diverse begleitende Angebote zur Thematik Suchtprävention vorgestellt. In der Konrad-Adenauer-Schule wurden im Vorfeld zum Projektstart als „Annäherungsprozess an die Thematik“ die Einrichtungen verschiedener Netzwerkpartner besucht. Hier war es den Schülern möglich, mit den Fachexperten ins Gespräch zu kommen, an diese Fragen zu adressieren, wie Interviews zum Thema „Sucht“ zu führen.

Die ersten beiden Jahre des Projektes sind vom Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Fulda, Prof. Dr. habil. Jutta Buchner-Fuhs sowie Dr. Joachim Wondrak prozessbegleitend evaluiert worden. Im Evaluationsbericht heißt es: „Das zweijährige Theaterprojekt war im Rückblick sehr erfolgreich. Für die präventive Auseinandersetzung mit Sucht hat sich als positiv herausgestellt, dass das Thema „Sucht“ im Kontext von „Sehnsucht“ behandelt wurde. Die Theaterarbeit hat in Verbindung mit der Bühnenpräsenz bei den Kindern vielfältige Lern- und Bildungsprozesse in Gang gesetzt. Demnach erfuhren die Kinder eine Stärkung ihrer Persönlichkeit, die im Sinne von Präventionsarbeit äußerst positiv zu bewerten ist. Auch sei die Normalität im Umgang mit Alkohol von den Jugendlichen kritisch hinterfragt worden. Das Projekt habe, so der Bericht, bei den Jugendlichen Diskussionen und Reflexionen ausgelöst. Die Besuche der Einrichtungen verschiedener Netzwerkpartner und die dort geführten Interviews mit den Fachexperten seien für die Jugendlichen wichtig gewesen und hätten die thematische Auseinandersetzung mit Sucht verstärkt, sowie unter den Jugendlichen Diskussionen ausgelöst.

Für die Zukunft ist geplant, „Sehnsüchtig“ für drei weitere Jahre anzulegen, sodass drei weitere Schülergruppen die Möglichkeit erhalten, an dem Projekt teilzunehmen. Um künftig noch besser von den Erfahrungen der einzelnen Gruppen profitieren zu können, soll auf Seiten der Theaterpädagogin/des Theaterpädagogen eine möglichst hohe Kontinuität gewährleistet sein. Aus diesem Grund wird angestrebt, dass zumindest die folgenden drei Projektjahre von derselben Person begleitet werden. Zwischen den teilnehmenden Schulen und dem Netzwerk Suchtprävention wird jeweils eine Vereinbarung abgeschlossen, in der die Rahmenbedingungen für das Projektjahr beschrieben werden. +++ jessica auth