Berlin. Wer geglaubt hat, seine verschreibungspflichtigen Arzneien demnächst billiger per Versand zu beziehen als in der heimischen Apotheke, könnte bitter enttäuscht werden. Gesundheitsminister Hermann Gröhe ist jedenfalls wild entschlossen, entsprechenden Online-Bestellungen einen gesetzlichen Riegel vorzuschieben. Offenbar geht es ihm mehr um das Wohl der Apotheker als um das der Patienten.
Zweifellos kämpfen nicht wenige Pharmazeuten ums geschäftliche Überleben. Insbesondere in strukturschwachen Regionen müssen kleine Apotheken die Konkurrenz aus dem Netz fürchten, für die der Europäische Gerichtshof kürzlich grünes Licht gegeben hatte. Allerdings machen dort auch Arztpraxen dicht, was den ortsansässigen Apotheken die Bilanzzahlen vermiest und sie gleich mit in Bedrängnis bringt. Insofern sind Internet-Apotheken eben auch eine gute Alternative. Das Argument der vermeintlich unerlässlichen Vor-Ort-Beratung zieht ebenfalls wenig. Denn ein verschreibungspflichtiges Medikament heißt deshalb so, weil es der Arzt verordnet hat.
Anders als bei frei erhältlichen Präparaten sollte der Patient deshalb im Bilde sein, was er da genau einnimmt und weswegen. Und wenn ein Mittel dauerhaft benötigt wird, braucht es ohnehin keine immer wiederkehrende Information - der Patient weiß, woran er ist. Zweifellos wittern die Krankenkassen durch den Online-Versandhandel ein gewisses Einsparpotenzial. Aber die Patienten hätten davon eben auch ihren finanziellen Vorteil. In Zeiten rasanter wirtschaftlicher Veränderungen wäre es sicher ein Anachronismus, ausgerechnet um die Apotheken politisch einen Schutzzaun zu ziehen. Man darf gespannt sein, ob die SPD das dem CDU-Gesundheitsminister durchgehen lässt, so die Lausitzer Rundschau. +++









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Das Problem ist ein ganz anderes: mit den Krankheiten der Menschen wird hier in Deutschland seit Jahrzehnten viel Geld verdient. Dabei jedoch geht es nicht um die Heilung der Krankheiten sondern das System bemüht sich, den Status quo der Krankheit mit unnützen Medikamenten und Schnelldiagnosen der Fachärzte aufrecht zu erhalten. Denn nur am kranken Menschen verdient das System. Online oder vor Ort ist den Pharmafirmen dabei wurschtegal.
Einige Beispiele für die Problematik:
1; Verdauungsstörungen. Hat jeder mal. Dann kann man in die Apotheke rennen, sich das teure Ibuprofen kaufen und regelmäßig nehmen. Oder man findet heraus, daß spottbilliger Kreuzkümmel dieselbe Wirkung hat und evtl. stellt man noch die Ernährung etwas um. Und das wars dann. Und der Haus- oder Facharzt hat für solche Probleme schon mal gar keine Zeit, es sei denn man ist Privatpatient.
2; Migräne. Kann man vom Facharzt verordnet jede Menge teure Medikamente schlucken (online oder vor Ort) oder man studiert im Netz über die Ursachen der Migräne bzw. findet auf einfache Art und Weise heraus, daß ein heisser Umschlag bzw. Wärmesalbe an der richtigen Stelle die Kopfschmerzen, die Übelkeit u.v.m. beseitigt. Dann sucht man Erklärungen im Netz (Trigeminus-Nerv) und findet vielleicht Etwas über Botox bzw. eine Migräne Operation. Und so kann man ein jahrelanges Problem mit etwas eigenem Geld (ca. 3.000 EUR) schnell und endgültig lösen. Wenn man es denn hat. Doch auch hier gilt: Privatpatienten oder gut betuchte Leute sind da wesentlich besser dran.
3; Schlaganfall oder auch Hirninfarkt. Wenn man das Glück hat, eine gute Klinik vor Ort zu haben (nein, nicht in Fulda!) dann kann diese Verstopfung der Arterien schnell und problemlos entfernt werden. Natürlich nur wenn man Privat...
Und so gehts munter weiter.
KEIN Facharzt oder Hausarzt wird dafür bezahlt, Ihre Krankheiten zu heilen!
Und Kliniken sind erst recht nicht dafür da, Ihnen schnell und kostenlos zu helfen. Es sei denn ...
Dieses Verbot wird hoffentlich nie kommen und wenn es kommt, ist es fragwürdig, ob es tatsächlich so haltbar ist - Stichworte freie Marktwirtschaft, Wettbewerbsverzerrung usw. Schließlich verbietet auch niemand den Onlinehandel für Kleidung, Parfüms, Möbel, Elektronik usw., weil das dem Handel vor Ort schaden könnte. Onlineapotheken bieten den Kunden ebenfalls die Möglichkeit der Beratung zu Wechselwirkungen und Kontraindikationen an. Ich kann mich noch erinnern, wie die Vor-Ort-Apotheken vor einigen Jahren versuchten Stimmung gegen die gerade neu auf den Markt gestoßenen Onlineapotheken zu machen…mit Angst erzeugenden Plakaten, die den Eindruck erweckten, als würden Onlineapotheken regelrechtes Gift an ihre Kunden verkaufen, die zu einem ungewollten Abort und sonstigen Horrorszenarien führen könnten. Es ist schade, dass ein Gerichtsurteil, das DocMorris zu seinen Gunsten erstreiten konnte, nun zu einer Situation führt, in der versucht wird, den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten als Ganzes zu verbieten. Darüber hinaus frage ich mich, ob dieser Vorstoß nicht auch implizit solche aus dem Ausland versendende Onlineapotheken treffen soll, die die Möglichkeit eines Fernrezeptes anbieten. Für mich als Patient mit einer chronischen Erkrankung und sehr, sehr schlechten Erfahrungen mit Fachärzten, ist es tatsächlich eine beängstigende Vorstellung, dass diese Möglichkeit für mich entfallen könnte. Ich hoffe, hier werden sich genug Gegenkräfte finden, die diesen Vorstoß unterbinden können.