Schnellbahnstrecke Kinzigtal – SPD: Flieden erlebt Supergau oder kommt mit einem blauen Auge davon

SPD-Fraktion Flieden wirbt für eine konzentrierte „Mobilmachung“

ICE-Bahn

Flieden. Die Ergebnisse der letzten Dialogforen der Deutschen Bahn AG deuten auf eine unmittelbar bevorstehende Entscheidung für eine, der ursprünglich sieben Ausbauvarianten der DB-Schnellbahntrasse durch den südlichen Teil des Landkreises Fulda hin. Bei der jüngst durch das Bahnunternehmen geäußerten Präferenz für die zwei verbleibenden Vorzugsvarianten IV und einer veränderten VII wird die Gemeinde Flieden entweder mit einem blauen Auge davon kommen, oder aber den absoluten Supergau erleben, bei der die Großgemeinde quasi mitten durchs Herz zerschnitten würde, so Fraktionsvorsitzender Mark Bagus.

In Hinblick auf bisherige Beteuerungen der Deutsche Bahn, das Schutzgut Mensch zu den wesentlichen Kriterien für die Ermittlung einer Vorzugsvariante zu erklären, sind unsererseits inzwischen ernsthafte Zweifel dahingehend angebracht was den vorzeitigen Ausschluss der Varianten I bis III durch den Spessart angeht. Während diese Strecken weitgehend durch Tunnel verlaufen und damit im Vergleich zu allen anderen Varianten am wenigsten Menschen von Lärm betroffen wären, wird hierbei dem Naturschutz offenbar deutlich mehr Gewicht verliehen als dem Schutzgut Mensch. Auch sind es wirtschaftliche Interessen der Bahn, welche den drei Spessart-Varianten zu einem vorzeitigen Aus verholfen haben, kritisieren Fliedens Sozialdemokraten.

Was die nach derzeitigem Stand verbleibenden beiden Trassenvorschläge angeht, so bleibt festzustellen, dass die korrigierte Ausbauvariante VII die Gemeinde Flieden sowohl im Bestand, als auch in der weiteren Entwicklung in erheblichem Ausmaß belasten und zu unverhältnismäßig hohen Opfern zwingen würde. Dies wurde auch in schriftlichen Stellungnahmen der Gemeinde Flieden gegenüber der DB Netz AG mit Nachdruck deutlich gemacht.

Da Fulda und Frankfurt zu den großen Gewinnern des Bahnausbaus zählen, kann unter keinen Umständen hingenommen werden, dass die betroffenen Orte dazwischen nur mit Lärm und Verschmutzung zu kämpfen haben werden. Zumal bei den jüngsten Dialogforen deutlich wurde, dass die Neubaustrecke tagsüber lediglich von Fernzügen, die Bestandsstrecke hingegen von Güter- und Nahverkehrszügen benutzt werden soll. Zugzahlenprognosen zeigen nach Angaben der Bahn nur mäßiges Wachstum des Personenfernverkehrs, im Kontrast jedoch eine weitere starke Zunahme des Güterverkehrs. Die in der Variante VII fehlende frühe Verknüpfung mit der Bestandsstrecke bereits im Main-Kinzig-Kreis schließt eine größere Flexibilität und damit spürbare Entlastung der Bestandsgleise aus. Dies trifft besonders den Personennahverkehr, der angesichts der steigenden Pendlerzahlen sicher nicht geringer wird, argumentiert Bagus.

Es ist ein besonderer Nachteil der Variante VII, das sie nahezu keine Verbindung zur Bestandsstrecke und damit zu den Bahnhöfen an der Strecke hinter Gelnhausen in nördlicher Richtung, insb. der Nachbarstadt Schlüchtern habe. Damit profitiert die Bevölkerung an der Strecke weitgehend nicht von einer Verbesserung des Personennahverkehrs. Vielmehr riskiert die Bahn eine Verschlechterung des Nahverkehrs, allein um den Fernverkehr zu stärken. Bahnpendler auf dieser Strecke kennen schon jetzt zur genüge den Frust, auf das Nebengleis gestellt zu werden, damit ein Güterzug vorbeirollt! Mit der Variante VII wird demnach jedenfalls keine Verbesserung für die Bürger erreicht, stellt Mark Bagus fest und ergänzt, Sie macht den Nahverkehr vielmehr zum Spielball des Güterverkehrs.

Vor dem Hintergrund, dass bereits zahlreiche Anrainerkommunen ihre Forderungen mit Nachdruck zu Gehör gebracht haben, muss auch Flieden offenen einen realistischen Standpunkt definieren. Dazu gehört zum Einen die klare Präferenz zugunsten der Ausbauvariante IV, welche für die Region des Südkreises Fulda die geringsten Beeinträchtigungen im Echtbetrieb mit sich bringen würde. Doch Flieden darf sich keinesfalls nur mit Beeinträchtigungen zufrieden geben. Im Gegenteil, Flieden und die gesamte Region müssen von dem „Jahrhundertprojekt“ der Deutschen Bahn auch deutlich profitieren. Dazu gehört bspw. ein ICE-Halt in der unmittelbaren Nachbarstadt Schlüchtern, was auch in höchsten Maße für Flieden von Nutzen wäre. Darüber hinaus muss nicht nur die Neubaustrecke, sondern auch die Bestandsstrecke in den nächsten Jahren lärmschutztechnisch sukzessive nachgerüstet werden, ganz gleich, welche Variante zur Umsetzung kommt. Bereits im Verlauf der Bauphase sind notwendige Baustellenzufahrten so einzurichten, dass die Belastungen der Anwohner vor Lärm und Verschmutzung so gering wie möglich sind. Nur auf diesem Wege erreicht die Deutsche Bahn eine öffentliche Akzeptanz dafür, dass künftig mehr Züge durch unsere Region rollen.

Abschließend kündigt der SPD-Fraktionschef einen engen Schulterschluss mit allen politisch Verantwortlichen in Flieden an, um gemeinsam und parteiübergreifend alles daran setzen, dass unsere Bürgerinnen und Bürger sowohl während der Bauphase und nach Inbetriebnahme der Strecke maximalen Schutz vor allen Beeinträchtigungen erhalten. In diesem Zusammenhang setzten wir Sozialdemokraten auch große Hoffnungen auf die heimischen Bundes- und Landtagsabgeordneten sowie die Kreispolitiker mit dem Landrat an der Spitze. +++ pm