
Die Stadt Schlitz setzt ein wichtiges Zeichen für verantwortungsvolle Denkmalpflege: Seit diesem Sommer läuft die aufwendige Sanierung des Turmdachs der Vorderburg – einer der markantesten historischen Bauwerke der Burgenstadt. Im Zentrum des Projekts stehen nicht nur statische und bauliche Erfordernisse, sondern auch der sensible Umgang mit dem historischen Erbe und dem Schutz heimischer Tierarten.
Die sogenannte „welsche Haube“ des Turms wird derzeit umfassend instand gesetzt. Das Projekt ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Es vereint handwerkliche Spitzenleistungen, denkmalpflegerisches Know-how und konsequenten Artenschutz.
Handwerk und Denkmalschutz auf höchstem Niveau
Die Arbeiten umfassen unter anderem die Erneuerung des Dachtragwerks, eine Neueindeckung mit Naturschiefer und die Installation eines modernen Blitzschutzsystems. Auch das Mauerwerk des Turms wird instand gesetzt. Finanziert wird die Maßnahme zu rund zehn Prozent durch das Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“, getragen von Bund, Land Hessen und der Stadt Schlitz. Die Bauleitung liegt beim Büro wkplan Architekten und Ingenieure. Die Umsetzung erfolgt durch ein erfahrenes Team regionaler Fachfirmen: Die Firma MERZ GmbH aus Alsfeld übernimmt die Dacharbeiten, Heßler-Kraft ist für die Maurerarbeiten zuständig, Wemo Tec stellt das Gerüst. Für die Elektroinstallation zeichnet Peiker + Heil verantwortlich. Besonderes Augenmerk gilt dem historischen Dachstuhl: Die zimmermannsmäßige Sanierung wird von der Firma Clemens Schneider Holzbau aus Herbstein durchgeführt. Das Unternehmen blickt auf acht Generationen Erfahrung im Fachwerkbau zurück. Geschäftsführer Clemens Schneider, selbst Restaurator im Zimmererhandwerk, legt bei der Sanierung besonderen Wert auf traditionelle Verbindungstechniken, die Verwendung regionaler Hölzer und größtmögliche Substanzerhaltung.
Artenschutz als fester Bestandteil der Bauplanung
Eine Besonderheit des Projekts: Der Naturschutz wurde von Beginn an in die Planungen integriert. Im Dachbereich nisten seit Jahren Dohlen – um ihre Brut nicht zu stören, wurde der Baubeginn bewusst in den Sommer verschoben. Erst nach Abschluss der Brutzeit konnten die zentralen Arbeiten starten. Zudem werden im Rahmen der Sanierung dauerhaft Nistkästen für Dohlen und Fledermäuse installiert – in enger Zusammenarbeit mit dem NABU. Auch an das kulturelle Leben der Stadt wurde gedacht: Während des traditionellen Schlitzer Trachtenfests wird ein Teil des Gerüsts zurückgebaut, um das historische Stadtbild nicht zu beeinträchtigen.
Fertigstellung bis Herbst 2025 geplant
Die Fertigstellung der Sanierung ist für den Herbst 2025 vorgesehen – abhängig vom Baufortschritt und den Anforderungen des Artenschutzes.
Denkmalpflege mit Vorbildcharakter
Mit dem Projekt beweist Schlitz, wie moderne Denkmalpflege aussehen kann: historisch sensibel, handwerklich hochwertig und ökologisch verantwortungsvoll. Die Stadt erhält nicht nur ein wichtiges Baudenkmal in neuem Glanz zurück – sie setzt zugleich ein Zeichen für nachhaltige Baukultur im Einklang mit Natur und Geschichte. +++ ps
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