Sandra Kaub sichert den Fortbestand der Stegmühle in Hainzell

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach

Er gibt den Staffelstab an die nächste Generation weiter: Müllermeister Hugo Schnabel mit Ehefrau Anna-Maria, Sandra und Andreas Kaub (von links) sichert mit der Übergabe an Tochter und Schwiegersohn den Fortbestand des Hainzeller Familienbetriebes. Foto: Bickert

Hosenfeld. Das Weiterbestehen der Stegmühle im Hosenfelder Ortsteil Hainzell ist gesichert. Ab 1. Januar 2018 übernimmt Sandra Kaub gemeinsam mit Ehemann Andreas von ihrem Vater, dem Müllermeister Hugo Schnabel, die voll funktionsfähige, historische Getreidemühle mit Museum und Mühlenladen. Damit geht der seit dem Jahr 1502 im Familienbesitz befindliche Betrieb nahtlos in die nächste Generation über.

Ursprünglich als Öl-, Mahl- und Walkmühle mit zwei Wasserrädern erbaut, ist die Mühle heute nur noch für die Verarbeitung von Getreide in Betrieb. Ein Wasserrad, das vom Wasser der Schwarza gespeist wird und einen Durchmesser von 5,40 Metern hat, sorgt für die Energie, die zum Mahlen von Roggen, Weizen oder Dinkel zu Mehl notwendig ist. Das Getreide aus biologischem und konventionellem Anbau stammt vorwiegend aus landwirtschaftlichen Betrieben in der Region.

Wie viele Generationen der Familie den Betrieb geführt haben, lässt sich nur anhand der Ahnenforschung nachvollziehen, fest steht jedoch, dass Müllermeister Hugo Schnabel und seine Ehefrau Anna-Maria die Mühle im Jahr 1980 von Schnabels Vater August übernommen und mit viel Aufwand zu einer Sehenswürdigkeit im Landkreis Fulda gemacht haben. Das liebevoll hergerichtete Fachwerkhaus, der historische Mühlenbetrieb, den Interessierte bei einer Führung mit dem Müllermeister einzeln oder anlässlich von Familienfeiern, Vereins- oder Firmenevents kennenlernen können, und der kleine, aber feine Mühlenladen mit einem Sortiment aus frischen Mehlen, Müslis, Backzutaten und Ölen sowie diversen Leckereien bilden ein Ensemble, dass in dieser Form und Nutzung einzigartig in der Region sein dürfte.

„Unser Kundenstamm reicht von Selbstvermarktern auf Bauernhöfen über Bäckereien bis hin zu einem großen Klientel an Einzelkäufern, denen biologisch erzeugte und frische Zutaten für die eigene Ernährung wichtig sind. Wir bieten Sackware ebenso an wie kleine Einheiten für den häuslichen Gebrauch“, erklärt Müller Schnabel. Der 65-Jährige war viele Jahre technischer Betriebsleiter in einer großen Mühle in Schlitz, hat aber mit Unterstützung seiner Ehefrau den heimischen Betrieb in Hainzell nach und nach saniert und ausgebaut.

Den Selbstanbau im landwirtschaftlichen Bereich und in der Tierhaltung haben die Schnabels bereits Ende der 90er Jahre eingestellt, dafür den Fokus auf den Erhalt des Kerngeschäfts und den Ausbau des Mühlenladens mit speziellem Getreidesortiment gelegt. „Mein Mann kam Anfang der achtziger Jahre von einer Messe zurück und brachte diverse Körner und Nüsse mit. Als ich ihn fragte, was das denn werden solle, sagte er nur ‘Wir bieten jetzt Müsli an, und wenn es keiner will, dann essen wir es eben selbst‘“, erinnert sich Anna-Maria Schnabel mit einem Schmunzeln. Die neue Idee erwies sich als Verkaufsschlager und wurde zunächst gemeinsam mit den diversen Mehlsorten in einem kleinen Verkaufsraum im Keller des Hauses angeboten. Mit Unterstützung der ganzen Familie begann die Müllersgattin mit dem Ausbau des Hofladens. Rechtzeitig zu den Feierlichkeiten zum 500-jährigen Bestehen der Mühle, das am Pfingstmontag 2002 zeitgleich mit dem Hessischen Mühlentag begangen wurde, eröffnete auch der neue Mühlenladen.

„Tausende von Menschen bevölkerten den ganzen Tag über das Grundstück, wir konnten nur mit Hilfe von Freunden, Nachbarn, diversen Bäckern und Metzgern aus der Region, die zusätzlich für Essen sorgten, den Tag überstehen. Wir wurden förmlich überrannt und bescherten der Gemeinde noch für ein veritables Verkehrschaos“, erinnert sich Andreas Kaub, der mit seiner Ehefrau Sandra und den Söhnen Johannes und Maximilian gemeinsam mit den Schwiegereltern unter einem Dach wohnt. Der Familienzusammenhalt ist groß im Hause Schnabel/Kaub, auch wenn die Mühle nur im Nebenerwerb betrieben wird.

Für Sandra Kaub ist das Wissen um die Hilfe ihrer Familie eine große Stütze. Wenn die gelernte Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte ab Januar 2018 den gesamten Betrieb übernimmt, dann stehen ihr die Eltern, der Ehemann und sogar die beiden Söhne zur Seite – wie es sich in einem richtigen Familienbetrieb eben gehört. +++ pm