Saitenzauber bezauberte beim Weihnachts-Gernsehen

„Gernsehen und Abendessen“ verabschiedet sich stimmungsvoll vom Museumscafé

Fulda. Es ist derzeit ein heiß diskutiertes Thema in der Stadt: Was wird aus dem Museumscafé? Inzwischen wissen wir: Felix Wessling, der auch den „Löwen“ und die „Heimat“ betreibt, hat das Museumscafé übernommen und fügt seinem Portfolio damit eins der schönsten Fuldaer Lokale in der Innenstadt hinzu. Doch am Mittwochabend vor Heiligabend wusste noch keiner, wie es mit dem ehemaligen Refektorium der alten Universität nach dem vorläufigen Insolvenzantrag weitergehen sollte. Daher wehte ein wenig Wehmut durch den barocken Saal, als die Entertainerin Marianne Blum verkündete, dass sie mit dem „Gernsehen“ das Museumscafé verlässt und zum Jahreswechsel umzieht in den Wappensaal des Maritim. Bei diesem Umzug bleibt es auch nach dem Inhaberwechsel. Ab Januar wird die Dinner-Show-Reihe also im Maritim weitergeführt und geht damit nach einem verflixten 7ten Jahr ihres Bestehens in ein hoffentlich ruhigeres 8te. Ruhig, nur was die äußeren Bedingungen angeht. Inhaltlich kann man sich nur wünschen, dass die Reihe so spannend bleibt, wie sie seit ihren Anfängen 2010 ist.

Das war sie auch bei dieser Ausgabe am 21.12., die alles bot, was man sich zur Weihnachtszeit nur wünschen kann: Verzaubernde Harfenklänge, samtweichen Gesang, nachdenkliche Texte, aber auch lustige Geschichten und beschwingte Rhythmen. Verantwortlich für das musikalische Grundgerüst waren: Anne Kox-Schindelin an der Konzertharfe und Stephan Schmitt an der Gitarre. Die beiden exzellenten Instrumentalisten bildeten das solide Fundament, über das sich die Sängerin Conny Morath erheben konnte, um das Publikum mit ihrer „Karamell-Stimme“ zu verführen und ins Schwelgen zu bringen. Dabei hatten die drei Profi-Musiker aus dem Würzburger Raum beileibe nicht nur Weihnachts-Klassiker wie „Winter Wonderland“ oder bekannte Gospels wie „Go, tell it on the mountain“ ausgewählt. Pop-Perlen wie „Imagine“, „Dance me to the end of love“ von dem kürzlich verstorbenen Leonard Cohen oder der österreichische Pop-Schlager „Irgendwann bleib i dann dort“ ergänzten das Repertoire und wirkten bei aller thematischen Ferne durchaus weihnachtlich-besinnlich. Das Tolle war aber vor allem: So wie der „Famose Saitenzauber“ die Musik darbot, klangen alle Stücke authentisch und wie für das Trio geschrieben. Das galt sogar für einen Ländler, der zunächst ganz im Stubenmusik-Stil von der Harfe begonnen wurde und dann von der Slide-Guitar mit einem Schuss wilder Westen versehen wurde.

Originalgetreu wurde es, als die Harfenistin im letzten Set die Filmmusik von „3 Nüsse für Aschenbrödel“ anstimmte. Man meinte förmlich ein seliges Seufzen an den Zuschauertischen zu hören. Nach dieser nostalgischen Einstimmung wurde es jedoch nochmal richtig lustig mit dem interaktiven Hörspiel „3 Nüsse für Hermann“. An die 15 Zuschauer bekamen dabei Sprech- und Geräusch-Rollen wie „Handy-Klingeln“ oder „defekte Heizung“ und der ganze Saal machte mit als „Wind“ oder „Wolfsrudel“. Ein großer Spaß, dem das Trio „Famoser Saitenzauber“ schließlich noch einen musikalischen Höhepunkt mit dem gemeinsam mit Marianne Blum performten „Schlaflied“ von Max Raabe hinzufügte. Das kam so gut an, dass sich die Künstler erst nach 2 Zugaben in den vorweihnachtlichen Feierabend verabschieden konnten. Das Publikum verließ das Museumscafé beseelt, nicht ohne die weihnachtliche Hoffnung, beim Gernsehen bald wieder mit solch schönen Klängen verwöhnt zu werden. +++ (pm)