RKI meldet 24668 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz steigt auf 139,2

Ärztegewerkschaft befürchtet erneute Engpässe in Kliniken

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Freitagmorgen vorläufig 24.668 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren 26 Prozent oder 5.096 Fälle mehr als am Freitagmorgen vor einer Woche. Die Inzidenz stieg laut RKI-Angaben von gestern 130,2 auf heute 139,2 neue Fälle je 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage. Insgesamt geht das Institut laut der vorläufigen Zahlen derzeit von rund 205.700 aktiven Corona-Fällen mit Nachweis aus, das sind etwa 55.400 mehr als vor einer Woche. Außerdem meldete das RKI nun 121 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus. Innerhalb der letzten sieben Tage waren es 615 Todesfälle, entsprechend durchschnittlich 88 Todesfällen pro Tag (Vortag: 87). Damit erhöhte sich die Zahl der Todesfälle binnen 24 Stunden auf 95.606. Insgesamt wurden bislang 4,56 Millionen Menschen in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet. Da es sich für den heutigen Tag um vorläufige Zahlen handelt, könnten diese später noch vom RKI korrigiert werden.

Hospitalisierungs-Inzidenz steigt auf 3,50

Die bundesweite Hospitalisierungsinzidenz für Corona-Infizierte ist den dritten Tag in Folge gestiegen. Das RKI meldete am Freitagmorgen zunächst 3,50 Einweisungen pro 100.000 Einwohner in den zurückliegenden 7 Tagen (Donnerstag ursprünglich: 3,31). Es handelt sich um die jeweils vorläufigen Zahlen, die stets nachträglich noch nach oben korrigiert werden, da manche Einweisungen erst später gemeldet werden. Trotzdem zeigen sie den Trend richtig an. In der Altersgruppe 0-4 Jahre liegt die Hospitalisierungsinzidenz vorläufig bei 1,66, in der Altersgruppe 5-14 Jahre bei 0,64, in der Altersgruppe 15-34 Jahre bei 1,61, in der Altersgruppe 35-59 Jahre bei 2,32, in der Altersgruppe 60-79 Jahre bei 4,88 und bei den Über-80-Jährigen bei 15,88 Krankenhauseinweisungen mit Covid-19 je Woche und 100.000 Einwohner. Die Hospitalisierungsinzidenz gilt seit dem Sommer offiziell als der wesentliche Indikator für eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen, eine einheitliche Schwelle ist aber nicht definiert. In Baden-Württemberg ist beispielsweise ein Wert von 8,0 über alle Altersgruppen eine erste Hürde, ab 12,0 gilt eine Alarmstufe.

Pflegebevollmächtigter sieht Gesundheitswesen vor schweren Wochen

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, sieht Deutschland in der Pandemie vor schwierigen Wochen. Corona werde auch in diesem Winter eine immense Herausforderung für die Bevölkerung und das Gesundheitswesen bleiben, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Angesichts der steigenden Corona-Fallzahlen und vermehrter Impfdurchbrüche gelte es, jetzt dafür zu sorgen, „dass die besonders vulnerablen Menschen in den Pflegeeinrichtungen und das medizinische Personal zügig ihre Auffrischimpfungen erhalten“. Der Regierungsbevollmächtigte riet ferner zu einer Fortführung von Corona-Tests für Personal und Besucher in Pflegeeinrichtungen „auch über die Jahreswende hinaus“. Mit Blick auf die Infektionslage verdeutlichte Westerfellhaus: „Es darf nicht noch einmal zu Besuchsverboten und anderen gravierenden Einschränkungen kommen, wie wir sie in den ersten Wellen der Pandemie erleben mussten.“ Deshalb sei es wichtig, möglichst bundesweit einheitliche Regelungen zu haben, „die eine klare Richtschnur geben“. Zudem seien niedrigschwellige Impfangebote für alle diejenigen erforderlich, die sich für eine Impfung entschieden. Das seien „noch immer jeden Tag Zehntausende“, so Westerfellhaus. „Wir müssen die Impfung noch stärker zu den Menschen bringen.“

Ärztegewerkschaft befürchtet erneute Engpässe in Kliniken

Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund warnt vor Engpässen in Kliniken wie in zurückliegenden Hochphasen der Pandemie. „Ich möchte nicht wieder erleben, dass wegen Covid-19 Operationen abgesagt werden müssen, weil sonst die Versorgung personell nicht bewältigt werden kann“, sagte die Vorsitzende Susanne Johna den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Gewerkschafterin hob hervor, auch Patienten mit anderen schweren Erkrankungen hätten „Anspruch darauf, ohne Zeitverzug im Krankenhaus behandelt zu werden“. Man müsse jetzt handeln, um erneute Versorgungseinschränkung in den Krankenhäusern zu verhindern. Johna sagte mit Blick auf die kommenden Wochen, es stehe zu befürchten, dass die Belegung mit Covid-19-Patienten auf den Infektions- und Intensivstationen weiter steige, „darüber kann man nicht einfach hinwegsehen“. Dem Klinikpersonal stecke noch der letzte Winter in den Knochen. Alles, was zum ohnehin belastenden Regelbetrieb hinzukomme,  erschwere die Arbeit auf den Stationen zusätzlich.

Patientenschützer befürchten Corona-Ausbrüche in Altenheimen

Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, fordert eine umfassende Testoffensive in Altenheimen. „Die tägliche Testpflicht im Heim muss für Personal und Besucher gelten, selbst wenn sie geimpft oder genesen sind“, sagte er der „Bild“. Sonst drohten den Altenheim-Bewohner erneut „Leiden, Isolation und Sterben“. Außerdem brauche es „dringend mobile Impfteams, die das Angebot zu den Pflegebedürftigen und Mitarbeitern bringen“, sagte Brysch. Seit Wochen stecken sich wieder mehr Über-Sechzig-Jährige mit Corona an, bei denen der Impfschutz im Laufe der Monate nachgelassen hat. SPD-Gesundheitsexpertin Sabine Dittmar sagte der „Bild“ dazu: „Wenn Ende April 2021 knapp sechs Millionen Bürger ihre Zweitimpfung erhalten haben, so sollten nun – sechs Monate später – eben diese Bürger eine Auffrischung erhalten. Statt sechs Millionen Bürgern haben aber bislang nur 1,8 Millionen eine Auffrischung erhalten.“ Die Impf-Kampagne lau  fe „zu schleppend“, kritisierte Dittmar. Er forderte: „Das mit den Booster-Impfungen schneller gehen.“

Kassenärzte-Chef: Entscheidung gegen Corona-Impfung akzeptieren

Kassenärzte-Chef Andreas Gassen plädiert dafür, die Entscheidung von Impfunwilligen zu akzeptieren, warnt sie aber vor ernsten Konsequenzen. „Es muss all denjenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, klar sein, dass sie sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in den kommenden Monaten anstecken werden“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Ungeimpfte Erwachsene haben ein je nach Alter und Gesundheitszustand unterschiedliches Risiko, eventuell auch schwer zu erkranken“, fügte Gassen hinzu. „Wir müssen wohl akzeptieren, dass Menschen für sich die Entscheidung treffen, sich nicht impfen zu lassen“, so Gassen. Trotzdem würden die Ärzte weiter Überzeugungsarbeit leisten, versicherte er. Diese Beratungsarbeit sei zwar intensiv und aufwendig. Aber: „Jeden, den wir erreichen können und der sich doch noch impfen lässt, zählt“, so der Verbandschef. Laut einer Forsa-Umfrage, über die das RND berichtet hatte, will sich ein Großteil der U  ngeimpften in den nächsten Wochen nicht mehr impfen lassen. Auch Maßnahmen, die Druck auf Ungeimpfte ausüben, würden demnach kein Umdenken bewirken. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass jeglicher Druck und Zwang wenig bringen beziehungsweise eher sogar kontraproduktiv wirken“, resümierte Gassen. +++