RKI meldet 20407 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz sinkt auf 105,7

Stiko fordert einheitliches Vorgehen bei Astrazeneca-Impfungen

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Donnerstagmorgen vorläufig 20.407 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren 16,0 Prozent oder 3.893 Fälle weniger als am Donnerstagmorgen vor einer Woche. Die Inzidenz sank laut RKI-Angaben von gestern 110,1 auf heute 105,7 neue Fälle je 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage. Für die nächsten Tage werden Nachmeldungen erwartet, da an Ostern manche Gesundheitsämter nur reduziert arbeiteten, andererseits wurden über die Feiertage womöglich weniger Tests gemacht.

Insgesamt geht das Institut laut der vorläufigen Zahlen derzeit von rund 221.700 aktiven Corona-Fällen mit Nachweis aus, das sind etwa 100 mehr als vor einer Woche. Außerdem meldete das RKI nun 306 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus. Innerhalb der letzten sieben Tage waren es 1.164 Todesfälle, entsprechend durchschnittlich 166 Todesfällen pro Tag (Vortag: 151). Damit erhöhte sich die Zahl der Todesfälle binnen 24 Stunden auf 77.707. Insgesamt wurden bislang 2,93 Millionen Menschen in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet. Da es sich für den heutigen Tag um vorläufige Zahlen handelt, könnten diese später noch vom RKI korrigiert werden.

Stiko fordert einheitliches Vorgehen bei Astrazeneca-Impfungen

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hat einen klaren Fahrplan der Gesundheitsminister von Bund und Ländern über das weitere Vorgehen bei Astrazeneca-Impfungen gefordert. Auf die Frage, was er von den Ministern erwarte, sagte Mertens der „Rheinischen Post“: „Ein klares, einheitliches und möglichst einfaches Vorgehen.“ Zugleich äußerte sich Mertens zur jüngsten Stiko-Empfehlung, wonach Menschen unter 60 Jahren, die bereits eine erste Astrazeneca-Impfung erhalten haben, beim Zweittermin mit einem anderen Impfstoff immunisiert werden sollen: „Der Schutz gegen Covid-19 nimmt bei einmaliger Astrazeneca-Impfung nach gewisser Zeit ab.“ Mertens wies darauf hin, dass es bei einer Zweitimpfung mit einem anderen Impfstoff sogar zu einer besseren Schutzwirkung kommen könne. „Es gibt weder einen Hinweis darauf noch eine plausible immunologische Überlegung dazu, dass die Auffrischung der Immunantwort gegen das S pike-Protein durch den heterologen mRNA-Impfstoff eine negative Auswirkung haben könnte“, sagte der Stiko-Chef. „Es könnte übrigens sogar sein, dass die Schutzwirkung stärker ausfällt“, so Mertens. Er schloss aus, dass es zu einer Art „Streit zwischen zwei Impfstoffen“ im menschlichen Organismus kommen könne. Zugleich plädierte er für eine weiterhin sorgfältige Überwachung durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). „Wir müssen den weiteren Fortgang der Impfungen, mit allen Impfstoffen, genau überwachen. Dies ist zuerst Aufgabe des PEI“, sagte der Stiko-Chef.

14 Prozent der Gesundheitsämter verzichten weiterhin auf Sormas

Bund und Ländern ist es auch mehr als ein Jahr nach Beginn der Pandemie nicht gelungen, ein einheitliches Tool zur digitalen Kontaktnachverfolgung in den Gesundheitsämtern durchzusetzen. Die Software Sormas sei aktuell in 321 der 375 Gesundheitsämter betriebsbereit, teilte das Bundesgesundheitsministerium dem „Handelsblatt“ mit. Aus einer Anfrage des FDP-Gesundheitspolitikers Wieland Schinnenburg an das BMG geht außerdem hervor, dass 15 Prozent der Covid-19-Fälle nicht innerhalb der gesetzlichen Frist an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet werden. Nur 70 Prozent der Fälle erreichen das Institut zwölf Stunden nach der Erfassung, 85 Prozent nach einem Tag. Die Gesundheitsämter müssen die Fälle an die zuständige Landesbehörde melden, die diese wiederum elektronisch an das RKI weitergibt. „Damit können die vom RKI täglich gemeldeten Fallzahlen um bis zu 30 Prozent vom eigentlichen Wert abweichen“, sagte Schinnenburg dem „Handelsblatt“. Das sei keine solide Datenbasis für die Bekämpfung der Corona-Pandemie. „Es ist peinlich, dass nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie noch immer keine aktuellen Daten zum Pandemiegeschehen bereitgestellt werden können.“

EU-Gesundheitspolitiker begrüßt erhöhte Vorsicht bei Astrazeneca

Der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion im EU-Parlament, Peter Liese, begrüßt die erhöhte Vorsicht in Deutschland bei dem Impfstoff von Astrazeneca. „Ich finde es richtig, dass die Verantwortlichen in Deutschland vorsichtig sind und den Astrazeneca-Impfstoff nur für die Bevölkerungsgruppen empfehlen, für die er wirksam und nebenwirkungsarm ist“, sagte er der „Rheinischen Post“. „Nach den zwar insgesamt seltenen, aber im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung stark gehäuften Hirnvenenthrombosen ist es richtig, diesen Impfstoff nur dort einzusetzen, wo diese Hirnvenenthrombosen nicht aufgetreten sind“, sagte der CDU-Politiker. Es laufe zwar vieles nicht rund in der Impfkampagne in Deutschland, „aber wir sind in der glücklichen Lage, dass wir Alternativen haben, sodass Jüngere mit Biontech/Pfizer, Moderna und demnächst Johnson & Johnson geimpft werden können und Ältere mit Astrazeneca“, so Liese weiter. Zugleich begrüßte
der Gesundheitspolitiker die jüngste Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), wonach Menschen unter 60 Jahren, die bereits eine erste Astrazeneca-Impfung erhalten haben, beim Zweittermin mit einem anderen Mittel immunisiert werden sollen. „Es spricht vieles dafür, dass diejenigen, die die Erstimpfung mit Astrazeneca erhalten haben und die Zweitimpfung mit Biontech/Pfizer, ähnlich gut geschützt sind.“ Man brauche ja wahrscheinlich auch im Herbst eine Impfung mit angepassten Impfstoffen wegen der Mutationen. „Nach meiner Einschätzung werden das fast nur mRNA-Impfstoffe sein, sodass sich die Frage, die sich jetzt für einen Teil der Bevölkerung stellt, im Herbst für die Gesamtbevölkerung stellt. Ich halte die Empfehlung der Stiko für vernünftig“, so Liese. Experten der Europäischen Arzneimittelagentur EMA hatten zuvor einen Zusammenhang zwischen dem Astrazeneca-Impfstoff und dem Auftreten von Thrombosen festgestellt. Dennoch empfahl die Behörde am Mittwochnachmittag uneingeschr änkt die weitere Anwendung des Impfstoffs. In mehreren EU-Ländern, darunter auch Deutschland, bleibt sein Einsatz dennoch beschränkt auf Personen ab 60 Jahren. +++