RKI meldet 10810 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz steigt auf 140,9

Ifo-Chef beklagt Versäumnisse im Krisenmanagement

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Dienstagmorgen vorläufig 10.810 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren 57 Prozent oder 3.925 Fälle mehr als am Dienstagmorgen vor einer Woche. Die Inzidenz stieg laut RKI-Angaben von gestern 136,4 auf heute 140,9 neue Fälle je 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage. Weil nach Ostern Nachmeldungen eine Rolle spielten, andererseits über die Feiertage womöglich weniger Tests gemacht wurden, wird erst ab etwa 17. April wieder ein unverzerrter Vorwochenvergleich möglich sein. Insgesamt geht das Institut laut der vorläufigen Zahlen derzeit von rund 243.400 aktiven Corona-Fällen mit Nachweis aus, das sind etwa 16.800 mehr als vor einer Woche. Außerdem meldete das RKI nun 294 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus. Innerhalb der letzten sieben Tage waren es 1.643 Todesfälle, entsprechend durchschnittlich 235 Todesfällen pro Tag (Vortag: 206). Damit erhöhte sich die Zahl der Todesfäll e binnen 24 Stunden auf 78.746. Insgesamt wurden bislang 3,02 Millionen Menschen in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet. Da es sich für den heutigen Tag um vorläufige Zahlen handelt, könnten diese später noch vom RKI korrigiert werden.

Ifo-Chef beklagt Versäumnisse im Krisenmanagement

Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat der Politik Versäumnisse im Corona-Management vorgeworfen und vor konjunkturellen Risiken gewarnt. „Wir haben ja schon Betriebsschließungen, aber eben nur in bestimmten Sektoren wie etwa der Gastronomie“, sagte Fuest der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Wenn man Schließungen im Verarbeitenden Gewerbe verordnen würde, wo die Konjunktur derzeit gut laufe, wäre in der Tat mit einem größeren wirtschaftlichen Einbruch zu rechnen. Der Industrieverband BDI hatte zu bedenken gegeben, ein harter Lockdown mit Betriebsschließungen könne „uns leicht das komplette Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr kosten“. Fuest kritisierte zudem die aktuelle Corona-Politik. „Da die Politik in den letzten Wochen einen Anstieg der Infektionszahlen zugelassen und auch über die Osterferien nicht gehandelt hat, steht sie nun vor schwierigen Abwägungen.“ Es sei letztlich eine politische Frage, „wo man die sozial en Kontakte reduziert“. Entscheidet man sich gegen die Wirtschaft, bedeutet das nach den Worten von Fuest, „dass es im privaten Bereich oder in Schulen und Bildungseinrichtungen stärkere Beschränkungen gibt“. Der Ifo-Präsident sprach sich zugleich für mehr Tests in den Betrieben aus. „Dass in allen Unternehmen mit Präsenz getestet wird, ist angesichts der Pandemielage und der breiten Verfügbarkeit von Tests wichtig.“ Das Land könne durch mehr Anstrengungen beim Testen, beim schnellen Isolieren von Infektionsfällen und beim Impfen viel für die Senkung der Infektionszahlen tun. „Das sollte Priorität haben“, so Fuest.

Kommunen fordern gerichtsfeste Infektionsschutzgesetz-Änderung

Der Präsident des Deutschen Städtetages, Burkhard Jung, hat vor der Kabinettsbefassung zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes einheitliche und rechtssichere Regelungen gefordert. „Es ist wichtig, dass die Menschen verstehen, was gilt“, sagte der Leipziger Oberbürgermeister der „Rheinischen Post“. Deshalb unterstütze man klare bundeseinheitliche Regeln für die Notbremse bei hohen Infektionszahlen im Infektionsschutzgesetz. „Das Chaos mit den unterschiedlichen Lösungen in den Ländern kostet jeden Tag Vertrauen in die Corona-Maßnahmen. Deshalb muss jetzt Schluss sein mit dem Wünsch-Dir was. Dafür brauchen wir jetzt den gemeinsamen bundeseinheitlichen Rahmen“, so Jung. „Was Bund und Länder jetzt im Eiltempo im Infektionsschutzgesetz für die Notbremse regeln, muss aber auch sitzen. Wir können es uns nicht leisten, dass einzelne Punkte wie Ausgangssperren wieder von den Gerichten kassiert werden“, sagte Jung. Zudem forderte er Öffnungsperspektiven. „Klar ist auch, wenn die Zahlen wieder sinken, müssen die Städte Öffnungsschritte gehen und Modellprojekte vor Ort ausprobieren können. Und umfangreiches Testen und Impfen müssen weiter Hand in Hand gehen. Das schafft Perspektive für Kultur, Handel, Sport und das öffentliche Leben, wonach sich alle sehnen“, sagte Jung. +++