Ricarda Lang erwägt Kandidatur für Grünen-Parteivorsitz

Die Partei sollte nicht als Schiedsrichter auftreten

Ricarda Lang, bislang Vizevorsitzende der Grünen, hat eine Kandidatur für den Parteivorsitz nicht ausgeschlossen. „Wir sind mit der Bundestagswahl einen Schritt in die richtige Richtung gegangen, aber noch nicht dort angekommen, wo wir hinwollen“, sagte Lang der „Rheinischen Post“. In den nächsten vier Jahren müsse gerade dort Vertrauen aufgebaut werden, wo es noch fehle. „Etwa bei Menschen im ländlichen Raum, die die Grünen als Partei für Großstädter sehen. Oder bei Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen, die denken, Grünen-Wählen muss man sich leisten können“, so die Grünen-Politikerin. „Dazu wird es eine gemeinschaftliche Anstrengung brauchen, aber ich kann gute Ideen beitragen“, sagte sie.

Ihrer Ansicht mach müsse sich die Partei als eigenständige Kraft neben der neuen Bundesregierung unter Grünen-Beteiligung behaupten. „Die Partei muss dabei über die Regierungsarbeit hinausdenken. Dazu gehört auch, sich durch ein klares Profil von den Koalitionspartnern abzugrenzen. Das sollten wir als Partei selbstbewusst tun“, sagte Lang. „Die Partei sollte nicht als Schiedsrichter auftreten, mit der Pfeife am Spielfeldrand stehen und sagen, was gut oder schlecht gemacht wurde. Sie ist ein eigenständiger Spieler auf dem Feld. Regierung, Fraktion und Partei werden ein Team bilden, mit dem gemeinsamen Ziel, einerseits die Pläne im Koalitionsvertrag umzusetzen und andererseits gesellschaftliche Mehrheiten zu verändern“, so die Grünen-Vizevorsitzende weiter. Zuvor hatte der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour erklärt, sich beim Bundesparteitag der Grünen Ende Januar 2022 für den Parteivorsitz bewerben zu wollen.

Partei macht nach Postenstreit Lernprozess durch

Grünen-Bundesvize Ricarda Lang hat ihre Partei dazu aufgerufen, aus dem Streit um Ministerposten in einem künftigen Ampel-Kabinett Lehren für die Zukunft zu ziehen. „Wir machen als Partei einen Lernprozess durch, genau wie die Gesellschaft auch“, sagte sie der „Rheinischen Post“ weiter. „Unser Ziel ist, dass vielfältige Perspektiven angemessen repräsentiert werden. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, müssen wir uns damit auseinandersetzen, wie wir solche Prozesse gut gestalten – auch wenn das mal schmerzhafte Debatten erfordert.“ Die Grünen hätten „das Glück, aber eben auch die Herausforderung, dass wir mehr gute, qualifizierte Leute haben als Posten in der Regierung“. Ihre Partei stehe für Vielfalt und Teilhabe „und natürlich haben wir den Anspruch, dass wir diese Werte auf allen Ebenen leben und eben auch vorleben“, sagte die Grünen-Vize. Lang hat sich bislang eine Kandidatur für einen der beiden Vorsitzposten bei der nächsten Wahl eine  s neuen Grünen-Bundesvorstandes offengelassen. Die bisherigen Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck können nach den Grünen-Statuten der Trennung von Amt und Mandat nicht mehr kandidieren, weil Mitglieder einer Bundes- oder Landesregierung nicht dauerhaft zugleich Parteichefs sein dürfen. +++