Rhöner Mundart ist Attraktiv!

Volles Haus beim Gernsehen

Michael Bleuel und Marianne Blum

Fulda. „Zesomme genomme“ unter diesem Motto fand am 24. und wegen großer Nachfrage auch am 23.02.2016 ein ganz außergewöhnliches „Gernsehen und Abendessen“ im Museumscafé statt. Die charmante Gastgeberin des Abends, Marianne Blum, hatte den Rhöner Mundart Autor, Richard Müller und Michael Bleuel, der „emeritierten Comedian“ des beliebten Duos Wolf & Bleuel zu ihrer Dinner-Show eingeladen. Extra für die Mundartlesung und das Gernsehen hat er eine Ausnahme von seiner selbstgewählten Bühnenabstinenz gemacht.

Die Ankündigung einer Show mit seiner Beteiligung und mit Texten des Fuldaer Autors schlug ein. Interessierte und zum größten Teil der Rhöner Mundart mächtige Zuhörer waren in Scharen gekommen und man staune – auch das Hessenfernsehen war da! Für einen Beitrag über hessische Dialekte, der demnächst in der Hessenschau zu sehen sein soll, nahmen die Fernseh-Leute die Show auf. Man darf gespannt sein, auf das Ergebnis. Gleichzeitig kann man fast sicher sein, dass die Fernsehleute viele der eindrücklichen Texte von Richard Müller bestimmt weglassen werden. Zu eigen ist der Dialekt, als dass man ihn noch in Flörsheim, Wiesbaden oder Korbach verstehen könnte. Kostprobe? Bitte sehr:

„Ballö ballö schö ballö rich ballö verdorbe ballö siech ballö gestorbe ballö gelaat“

Um dieses Gedicht verstehen zu können, muss man wissen, dass die hiesige Mundart tatsächlich einen Unterschied zwischen „ballö“ und „beinoh“ macht, also zwischen dem zeitlichen beinhahe und dem räumlichen. Eine sprachliche Feinheit, die zeigt, dass Mundart zu Unrecht als grob gilt. Auch philosophische Spitzfindigkeiten lassen sich sehr wohl im Dialekt ausdrücken, wie die Moderatorin nicht müde wurde, herauszustellen. Hier ein Beispiel:

„Hoffnung steart zelätzt dôs heißt doch nur ich senn fürhär droh“

Wie man sieht, ist Philosophie auf Platt ist nicht weniger geistreich, aber wesentlich näher am alltäglichen Leben und auch viel lustiger als die meisten philosophischen Standardwerke. Das gilt sogar angesichts einer zutiefst ernsthaften Lage, schließlich stammt das zitierte Gedicht aus den „Kraankehuisgedanke“ von Richard Müller, einem kleinen Buch, in dem er seine bedrohliche Lage im Krankenhaus verarbeitet hat.

Überhaupt Verarbeitung: Richard Müller ist ein gelungenes Beispiel für das souveräne Spiel mit literarischen Formen. Prosatexte, Gedichte, Dialoge, alle diese Textarten findet man in seinem Repertoire. Sogar Haikus hat er geschrieben, herrlich bedeutungsschwer von Michael Bleuel vorgetragen und von Marianne Blum an der singenden Säge untermalt, einem „Original Rhöner japanischen Meditationsinstrument“, wie sie selbst sagte. Michael Bleuel dazu: „Frau Blum an der Nervensäge. Endlich hat sie ihr Instrument gefunden.“ Mit anderen Worten: die beiden verstanden sich prächtig und ergänzten sich auf der Bühne. Kein Wunder, kennen sie sich doch schon so viele Jahre und haben schon so manche tolle Show zusammen gemacht. Und dass Michael Bleuel prädestiniert für eine solche Lesung, steht außer Frage. Die Pointen brachte er gekonnt und mit viel Einfühlungsvermögen. Dazu seine unnachahmliche Mimik und darstellerischen Fähigkeiten – zum Schreien!

Auch Richard Müller schien sehr zufrieden mit der Bleuel’schen Interpretation seiner Texte zu sein und freute sich sichtlich darüber, dass so viele Menschen zu dieser Lesung gekommen waren. Manfred Borg von der Buchhandlung Ulenspiegel, der Müllers Werke zum Teil verlegt und den Kontakt zwischen der Entertainerin und dem Schriftsteller hergestellt hatte, gab einige Einblicke in das Leben und Wirken des studierten Drucktechnikers, dessen Erzeugnisse übrigens in vielen deutschen Museen zu bewundern sind.

Die tolle Show wurde ergänzt mit leckerem Essen vom Museumscafé, das Rhöner Spezialitäten neu interpretierte, was sicher auch ein Grund war, dass der Funke zwischen „Bühne“ und Publikum schon nach der Vorspeise übergesprungen war. Der gelungene Abend wurde von Marianne Blum und Michael Bleuel mit einem kleinen Mozart Lied, das die beiden ebenfalls in Mundart präsentierten, beendet. Gut gelaunt mit der Erinnerung an eine gelungene Hommage an die Rhöner Mundart gingen die Zuschauer nach Hause. BEE SCHEE……. +++ fuldainfo / Annette Keller – Fotos: Christian Reinhardt