Gersfeld. Bereits im Jahr 2004 rief die Hessische Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön das „Netzwerk Rhönbotanik“ ins Leben, eine der bundesweit ersten Citizen Science-Initiativen in Großschutzgebieten. Die ehrenamtliche Arbeitsgruppe ist ein Netzwerk sach- und ortskundiger Experten, die Beobachtungen zum Vorkommen und zur Gefährdung von Pflanzen sammeln und vom Rhönbotaniker Uwe Barth betreut werden. In der Rückschau auf das Jahr 2016 ziehen die Rhönbotaniker und das Biosphärenreservat ein positives Fazit. Auch in 2016 wurden umfangreich Daten über heimische Pflanzen gesammelt und in die Datenbanken des Biosphärenreservats sowie des Landes Hessen eingespeist, wo sie für diverse Anfragen aus Forschung, Naturschutz und Landschaftsplanung abrufbar sind. Durch die exakten Angaben von Ort und Zahl sind die Daten auch für Geografische Informationssysteme verwertbar, die heutzutage aus der modernen Landschaftsplanung und Umweltforschung nicht mehr wegzudenken sind.
Ein weiteres Kooperationsprojekt mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) dient dem Schutz der Flora im alten Steinbruch „Schwarzer Acker“ bei Gersfeld. In diesem NABU-Schutzgebiet erfolgen regelmäßig Pflegemaßnahmen zum Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenwelt, wobei die Beobachtungen und Empfehlungen der Rhönbotaniker in das Gesamtkonzept einfließen. Recht überraschend gelang hier in 2016 die Entdeckung des sehr seltenen Wiesen-Leinblattes, das ungedüngte Wiesen und Magerrasen besiedelt. Es ist eine der schutzbedürftigen Pflanzen der hessischen Biodiversitätsstrategie, für die der Landkreis Fulda eine besondere Verantwortung für Schutz und Pflege der Populationen besitzt.
Im Rahmen der Umsetzung der Hessischen Biodiversitätsstrategie wurden in jüngster Zeit 26 Pflanzenarten ermittelt, für deren weltweiten Erhalt Hessen besondere Verantwortung trägt. Für den Landkreis Fulda erfolgte die öffentliche Vorstellung der Biodiversitätsstrategie und „unserer“ Verantwortungsarten 2016 auf einer „Kreiskonferenz Biodiversität“. Hier waren die Rhönbotaniker vertreten und richteten im Folgenden ihre Arbeit verstärkt auf diese Arten aus. Ein Beispiel für aktiven Schutz statt passiver Beobachtung ist hierbei die Sumpf-Fetthenne: Diese in Deutschland vom Aussterben bedrohte Pflanze wurde über mehrere Jahre im Botanischen Garten/Palmengarten der Stadt Frankfurt vermehrt und konnte nun wieder auf der Seifertser Hute heimisch gemacht werden. Das Biosphärenreservat betrachtet, so Martin Kremer von der Verwaltung, dies als ein besonders gelungenes Kooperationsprojekt. Saatgutsammlung, Vermehrung und die Regelung der behördlichen Formalitäten erfolgten mit Unterstützung der KfW Stiftung und der Stadt Frankfurt; die Auspflanzung und weitere Betreuung erfolgt ehrenamtlich durch die Rhönbotaniker in Kooperation mit der Botanischen Vereinigung für Naturschutz in Hessen (BVNH). Unterstützung erhielt das Projekt von der Gemeinde Ehrenberg als Eigentümerin des Ansiedlungsortes.
Die Rhönbotaniker sind ein offener Kreis von Pflanzenkennern und –freunden. Auch wer nur wenige Pflanzen kennt, ist herzlich willkommen, so Barth. Der Arbeitskreis bietet die Gelegenheit, im Kreis von Gleichgesinnten die Rhön und ihre Pflanzenwelt intensiv kennen zu lernen. Die Mitarbeit in der Gruppe ist kostenlos. Weitere Informationen erhalten Interessierte bei der Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats auf der Wasserkuppe unter Tel. 06654/96120. +++ (pm)