Rhön-Klinikum rechnet mit mehr künstlicher Intelligenz in der Medizin

Rund 16.000 Mitarbeiter

Bad Neustadt an der Saale. Die Krankenhaus-Betreibergesellschaft Rhön-Klinikum AG rechnet mit mehr künstlicher Intelligenz im deutschen Gesundheitssystem. „Ich bin davon überzeugt, dass die Digitalisierung viel Nutzen bringen wird“, sagte Rhön-Klinikum-Vorstandschef Stephan Holzinger der „Welt am Sonntag“. „Treffsichere, rasche Diagnosen statt tagelangem Irrlauf durch die Praxen – das erwarten Patienten heutzutage in der App-Economy. Perspektivisch werden wir vermehrt den Einsatz von künstlicher Intelligenz sehen, auch bei der Diagnoseerstellung.“

Holzinger erwartet vom Gesetzgeber, den technologischen und organisatorischen Wandel in der Gesundheitsbranche besser zu begleiten: „Maßnahmen zur Entbürokratisierung sind dringend notwendig, die politischen Rahmenbedingungen in der Ausbildung sowie in der Gestaltung und Attraktivität des Berufsbilds als Pflegekraft sind bei uns nicht mehr zeitgemäß“, sagte er. Krankenhäuser zu schließen, um den Gesundheitssektor zu entlasten, sei keine Lösung: „Es geht nicht um die Schließung kleiner Kliniken zu Gunsten von Großkliniken. Sondern es geht um die Qualität der Patientenversorgung und darum, die drohende Rationierung von Gesundheitsleistungen zu vermeiden. Ziel muss es sein, dass jeder Patient dort behandelt wird, wo die Versorgung zu seiner Erkrankung passt.“

Die Rhön-Klinikum AG betreibt Krankenhäuser, Kliniken und Medizinische Versorgungszentren. Das Unternehmen mit rund 16.000 Mitarbeitern ist börsennotiert und Mitglied im SDAX. Der Kurs der Rhön-Klinikum-Aktie werde derzeit „augenscheinlich von einer gewissen Übernahmefantasie und den Zukäufen der Großaktionäre getrieben“, sagte Holzinger. Nach der Gewinnwarnung zu Beginn des Jahres sehe er sein Unternehmen auf Kurs: „Wir sind ein schuldenfreier SDAX-Konzern, haben eine Eigenkapitalquote von über 75 Prozent und derzeit über 250 Millionen Euro Cash auf der hohen Kante – wenn das eine Krise ist, müsste sich die übrige deutsche Wirtschaft wohl bankrott erklären.“ Für das laufende Jahr geht Holzinger von einem operativen Gewinn zwischen 85 und 105 Millionen Euro aus. „Es ist wahrscheinlich, dass wir am oberen Ende dieser Ergebnisspanne ankommen“, so Holzinger. Dennoch sieht der Rhön-Klinikum-Chef Verbesserungsbedarf: „Mit Blick auf das operative Geschäft müssen wir klar besser werden. Unsere Reklamationsquoten bei Abrechnungen gegenüber den Kostenträgern sind zu hoch, weil wir wichtige interne Prozesse noch nicht gut genug im Griff haben. Auch unsere Materialquote ist trotz Sondereinflüssen deutlich höher als bei den Wettbewerbern.“ +++