Rettungsdienst im Kreis Hersfeld-Rotenburg wird breiter aufgestellt

Ausrückzeit deutlich unter einer Minute

Bei der offiziellen Einweihung der neuen Zentralen Leitstelle des Landkreises Hersfeld-Rotenburg im August 2020 machten sich Kreisbrandinspektor Marco Kauffunger und Landrat Dr. Michael Koch mit der modernen Technik vertraut. Foto: Landkreis

Zehn Minuten darf es höchstens dauern, bis in Hessen ein Rettungswagen vor Ort ist – jedenfalls in 90 Prozent aller Fälle, so schreibt es das hessische Rettungsdienstgesetz vor. In den Jahren 2018 und 2019 lag die Quote im Landkreis Hersfeld-Rotenburg bei knapp 88 Prozent. Daher werden die Konzepte mit dem sogenannten Bereichsplan kontinuierlich überarbeitet und weiter verbessert. Jetzt ist der neue Plan in Kraft getreten – der Rettungsdienst in Hersfeld-Rotenburg soll damit perspektivisch noch breiter aufgestellt werden. „Die Einsätze im Rettungsdienst steigen kontinuierlich. Es gehört zu unserer kommunalen Infrastruktur und Daseinsvorsorge, den Bürgerinnen und Bürgern im Notfall optimale Hilfe zukommen zu lassen“, erläutert Landrat Dr. Michael Koch und bringt die Vorteile des Plans auf den Punkt: „Unser Ziel ist es, die zehnminütige Hilfsfrist in mehr als 90 Prozent der Fälle einzuhalten. Deswegen wollen wir dieses Jahr die Einsatzzeiten der Rettungsfahrzeuge spürbar verlängern. Wir wollen für alle Kommunen in Hersfeld-Rotenburg eine gute Lösung finden.“

Ausrückzeit deutlich unter einer Minute

In den vergangenen Jahren hat der Kreis schon einiges getan, was Verbesserungen im Rettungswesen betrifft. „Nachgesteuert wurde etwa mit der im Jahr 2017 neu eröffneten Wache an der Europaallee in Bad Hersfeld oder der georeferenzierten Alarmierung, bei der bei Notfalleinsätzen die nächstgelegenen Rettungswagen direkt alarmiert werden“, erklärt Thorsten Bloß, im Landkreis zuständig für den Fachdienst Gefahrenabwehr. Zudem lobt er die Ausrückzeit aller Wachen im Kreis: „Die liegt bei allen deutlich unter einer Minute.“ Dass die Einsatzkräfte so schnell im Auto seien, darauf ist Bloß stolz: “Das ist schon eine Hausnummer. Es ist überaus beeindruckend und lobenswert, dass unsere Rettungskräfte das so machen und diesen hohen Anspruch an sich selbst haben.“ Aktuell gibt es im Kreis neun Rettungswachen sowie drei Standorte für Notarzteinsatzfahrzeuge. „In den vergangenen Jahren sind die Einsatzzahlen kontinuierlich gestiegen“, weiß Elke Hildebrand, Sachbearbeiterin Rettungsdienst im Landratsamt. Waren es im Jahr 2010 noch 6025 „hilfsfristrelevante Einsätze“, im Jahr 2015 immerhin schon 7320 und 2019 bereits 7697 Einsätze – Tendenz weiter steigend. Deshalb sollen mit dem neuen Bereichsplan ab 2021 die Rettungsmittel länger im gesamten Kreisgebiet vorgehalten und ein neuer Rettungswagen angeschafft werden.

Mobile Wache in Ludwigsau-Rohrbach geplant

„Ab dem Frühjahr wollen wir im Ludwigsauer Ortsteil Rohrbach tagsüber eine mobile Wache einrichten“, berichtet Hildebrand. Die Wache soll in einer sechsmonatigen Testphase montags bis freitags mit einem Fahrzeug der Rettungswache Bad Hersfeld besetzt werden. „Nach der Testphase werden wir die Daten auswerten und prüfen, ob die mobile Wache zu einer effektiven Verbesserung der Hilfsfrist geführt hat.“ Um den steigenden Einsatzzahlen gerecht zu werden, sollen kreisweit zudem mehr Rettungswagen bereit stehen. So soll künftig beispielsweise in Philippsthal-Heimboldshausen ein zweiter Rettungswagen auch an Sonn- und Feiertagen Abhilfe verschaffen, auch wochentags steht das Fahrzeug jeweils zwei Stunden länger. Bei der Rettungswache Niederaula soll montags bis samstags ein weiterer Rettungswagen zur Verfügung stehen. Ebenfalls sollen die Wachen in Bad Hersfeld, Bebra, Rotenburg und Wildeck-Hönebach durch zusätzliche Vorhaltestunden besser abgedeckt werden. Alle Maßnahmen des Bereichsplans sollen bis zum 1. Oktober 2021 umgesetzt werden. „Dann ist man auch in der Lage, neue Notfallsanitäter einzustellen. Deren Ausbildung endet jeweils Ende September“, begründet Thorsten Bloß den Zeitplan. Insgesamt werden zehn neue Mitarbeiter gebraucht – darunter Rettungs- und Notfallsanitäter.

Aktueller Überblick der Rettungswachen im Kreis

1. Bad Hersfeld: Bis zu sechs Fahrzeuge stehen täglich für den Einsatz bereit, davon immer zwei RTW rund um die Uhr und ein weiteres von 7 bis 21 Uhr. Zusätzlich montags bis donnerstags zwei RTW zwischen 8 und 13 Uhr bzw. 9 und 17 Uhr, freitags zwei RTW zwischen 8 und 13 Uhr bzw. 9 und 19 Uhr. Der Hersfelder Standort ist zweigeteilt: die Wache am Seilerweg sowie die Wache an der Europaallee.
2. Philippsthal-Heimboldshausen: ein RTW rund um die Uhr, einer montags bis donnerstags von 8 bis 20 Uhr, freitags von 8 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 21 Uhr.
3. Niederaula: ein RTW 24 Stunden.
4. Neukirchen: ein RTW rund um die Uhr.
5. Aua: ein RTW rund um die Uhr.
6. Rotenburg: zwei RTW rund um die Uhr, zusätzlich ein RTW montags bis donnerstags 8 bis 17 Uhr, freitags 9 bis 18 Uhr und samstags 11 bis 18 Uhr.
7. Bebra: ein RTW rund um die Uhr, zusätzlich ein RTW montags bis donnerstags 9 bis 15 Uhr und freitags 9 bis 17 Uhr.
8. Nentershausen: ein RTW rund um die Uhr.
9. Wildeck-Hönebach: ein RTW rund um die Uhr, zusätzlich ein Notarztfahrzeug 24 Stunden.
Die drei Standorte im Kreis für Notarzteinsatzfahrzeuge samt Besatzung und Equipment sind am Klinikum in Bad Hersfeld, am Kreiskrankenhaus in Rotenburg sowie an der Rettungswache in Wildeck-Hönebach – sie stehen rund um die Uhr bereit.

Hintergrund „Bereichsplan für den Rettungsdienst“

In Hessen müssen die Landkreise und kreisfreien Städte einen Bereichsplan für den Rettungsdienst aufstellen und diesen alle fünf Jahre fortschreiben. Der Bereichsplan legt den Gesamtbedarf für den Rettungsdienst im Landkreis fest. Er beinhaltet beispielsweise die Anzahl der Rettungswachen, deren Standorte, die Einsatzbereiche sowie die Anzahl und Verfügbarkeit der Fahrzeuge. „Zuletzt wurde der Bereichsplan in 2015 ergänzt, jetzt haben wir ihn erneut fortgeschrieben“, erzählt Thorsten Bloß, Fachdienstleiter Gefahrenabwehr im Landratsamt. Dem Plan letztlich zugestimmt hat auch der Bereichsbeirat Rettungsdienst, in dem beispielsweise die Rettungsdienste, Krankenkassen und Krankenhäuser vertreten sind. Der Kreisausschuss habe den Plan schließlich beschlossen. +++