Berlin. Wolfgang Schäuble, jetzt 73, wird auch mit 75 Jahren, ja sogar mit 80 noch arbeiten wollen, er braucht das. Nur findet nicht jeder einen so schönen Mix aus viel Macht, viel Ehre und viel Geld am Monatsende in seiner Lohntüte. Es kann und will auch nicht jeder so lange arbeiten. Nach 40, 45 Jahren als Lehrer, Bankangestellter oder Sekretärin ist es irgendwann einfach mal genug.
Als Fließbandarbeiter, Postzusteller oder Dachdecker macht dann auch der Rücken nicht mehr mit. Es ist falsch, abschreckend und daher destruktiv, die Debatte über die langfristige Bezahlbarkeit des Rentensystems mit dem am schwersten durchzusetzenden Mittel, der Anhebung des Renteneintrittsalters, zu beginnen. Das weckt alle Widerstände und blockiert die Offenheit für realistischere Lösungen: von der besseren staatlichen Unterstützung für die private Vorsorge, der Reform der Betriebsrenten bis zur Einbeziehung von Selbstständigen und Beamten in das System der gesetzlichen Rente.
Das demografische Problem rollt zwar unaufhaltsam auf Deutschland zu, aber die Logik, dass mit der älter werdenden Gesellschaft alle gleichermaßen automatisch länger arbeiten müssten, ist keine. Logisch denkbar ist genauso, dass das nur diejenigen tun, die es wie Schäuble wollen. Und ebenso, dass für die Alten, wenn schon nicht die Jungen, dann doch wenigstens die Toten aufkommen, zum Beispiel über eine höhere Erbschaftsteuer zugunsten einer Grundsicherung. Es gibt also viele Varianten jenseits der Rente mit 70, die schon als Schlagwort abschreckt. Im Übrigen: Soll doch die Rente mit 67 erst einmal Realität werden. Das ist erst 2031 der Fall und schwer genug umzusetzen, schreibt die Lausitzer Rundschau. +++ fuldainfo

Typisch Schäuble: wieder mal kein Konzept!
Macht die Rente endlich im Sinne eines Gesamtkonzepts "wetterfest", insbesondere auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels!
Nachdem das Rentenpaket der Regierung beschlossen ist, wird es Zeit, sich dem eigentlichen Rententhema zu widmen und sich nicht den Blick durch die diesjährige Rentenanpassung von 4,25 bzw. 5,95% vernebeln zu lassen (in den letzten 20 Jahren hatten wir eine Rentenabsenkung in Höhe von - 10%!) bzw. die im Koalitionsvertrag festgeschriebene "Lebensleistungsrente" einzuführen. Viele, die monatelang Sturm gegen die "abschlagsfreie Rente mit 63" sowie die "Mütterrente" gelaufen sind, haben soziale Kälte, nur wenige profitierende Rentner, hohe Ausgaben auf Kosten der jungen Generation und damit Ungerechtigkeit ausgemacht. Tatsächlich handelte es sich bei den genannten Maßnahmen allerdings lediglich um kleinere Korrekturen im Sinne der Rentengerechtigkeit. Die monatelange, tlw. beschämende Diskussion verschleierte jedoch das eigentliche Problem: das Rentenniveau wurde in den letzten Jahrzehnten von der Politik schrittweise durch Besteuerung, Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung, Rente mit 67, Riesterfaktor, Dämpfungsfaktoren... einerseits drastisch reduziert, andererseits wurde das Rentensystem durch rentenfremde Belastungen nachhaltig geschwächt. Insofern war auch die Kritik der Rentenversicherung an der Finanzierung der Mütterrente gerechtfertigt. Heute trägt die Mittelschicht (26% der Nettoeinkommen) rd. 54% zu den Beiträgen der Sozialversicherung bei, die Reichen (11% der Nettoeinkommen) aber nur rd. 6%. Ich frage mich, wer denn tatsächlich in unserem Land die Interessen der Rentner vertritt und z.B. dafür eintritt, das Rentenniveau wieder auf ein akzeptables Niveau anzuheben. Jetzt wären doch die Kritiker aufgerufen, die beklagte soziale Kälte aus dem Rentensystem zu nehmen. Ich warte auf deren Vorschläge und Initiativen. Oder ging es bei dem ganzen Lärm doch nur um die Sicherung und weitere Vermehrung des Wohlstands einiger Weniger, zu dem doch die heutigen und künftigen Rentner einen wesentlichen Beitrag geleistet haben?
Anstatt gewissermaßen "Zur Belohnung" das Rentenniveau tendenziell in Richtung Existenzminimum/Altersarmut abzuschmelzen, ist jetzt eine angemessene Anpassung des Rentensystems zur Zukunftssicherung angebracht. Da gebe ich insbesondere auch dem VdK in dieser Frage völlig Recht. Angemessen wäre auch, wenn die Kritiker, also gewisse Arbeitgeber und deren Sympathisanten (z.B. die sogenannten Rentenrebellen der Union), jetzt und die nächsten Monate dafür Sturm laufen würden. Ein erster Schritt könnte die Steuerfinanzierung rentenfremder Belastungen und damit die Korrektur dieses Rentenbetrugs sein. Auch ein flexibler Renteneintritt wäre sinnvoll. Und last but not least, auch die Produktionsfaktoren Boden und Kapital, d.h. die Wohlhabenderen müssen endlich in die Finanzierung mit einbezogen werden!
Bis das passiert, mein Tip: Hören Sie mal an, was der Rentenrevoluzzer Sigismund Ruestig dazu auf YouTube zu Sagen bzw. zu Singen hat.
http://youtu.be/BgVWI_7cYKo
http://youtu.be/TgAi7qkD8qg
http://youtu.be/mQvThNJkKbA
Viel Spaß beim Anhören.
Schäuble geht regelmäßig seinen neoliberalen Beratern auf den Leim. Derzeit läuft eine Kampagne der Unternehmen und ihrer nahestehenden Organisationen und Personen (CDU-MdB, Junge Union, Familienunternehmen usw.) zur Anhebung des Rentenalters. Der Hintergrund ist einfach erklärt: Es ist der Kampf Reich gegen Arm, der weltweit immer stärker wird. Die Reichen, insbesondere auch die Unternehmen wollen keinen Cent ihrer immer schneller steigenden Vermögen an die Gesellschaft abgeben. Die Arbeitsleister sind aber alleine nicht in der Lage, den Sozialstaat zu finanzieren. Geld ist in großen Mengen in Deutschland vorhanden. Es wird halt nur immer mehr an den falschen Stellen gebunkert. Schon eine kleine Beitragserhöhung in der Rentenversicherung reichte aus, um in den nächsten 20 Jahren über die Runden zu kommen. Aber der Geiz und die Habgier der Wohlhabenden blockieren jede vernünftige Lösung. Dass ausgerechnet die Christenparteien dieses asoziale Verhalten unterstützen, ist sehr traurig.
Jetzt muss Schäuble nur noch erklären, wie man ab 50 einen neuen Job bekommt,
denn nicht alle Arbeitnehmer haben das Glück, im Öffentlichen Dienst oder bei einem Großkonzern einen unbefristeten und sicheren Job zu haben.