Die Bundesregierung erwartet eine deutliche Steigerung der Impfstoffproduktion in Deutschland. Im Mai könne man auf eine wöchentliche Produktionsrate von ungefähr sechs Millionen Dosen kommen, sagte der Impfstoffbeauftragte Christoph Krupp (SPD) in einem Podcast der Regierung. Diese lasse sich auch noch weiter steigen. "Damit werden wir weit über die Impfzentren hinaus auch die Hausärzte mobilisieren können", sagte Krupp. Er warnte allerdings auch davor, dass es bei der Produktion immer wieder Rückschläge geben könne. "Davon darf man sich nicht irritieren lassen."
Corona-Impfstoff-Hortung wieder auf neuem Höchststand
Nachdem es zuletzt Anzeichen gab, dass die Lagerbestände reduziert werden, hat die Hortung von Corona-Impfstoff am Dienstag doch wieder ein neues Rekordhoch erreicht. Laut Daten des Gesundheitsministeriums werden aktuell 4,7 Millionen Impfdosen gelagert, mehr als je zuvor. Selbst wenn man für jeden, der derzeit auf die Zweitimpfung wartet, eine Dosis herausrechnet, verbleiben über 420.000 ungenutzte Impfdosen. Doch das Zurücklegen einer Reservedosis für jeden Impfling wird schon längst nicht mehr empfohlen. Grund für den sprunghaften Anstieg auf neue Rekordlagerbestände sind gleich mehrere Lieferungen in den letzten Tagen. Am Sonntag kamen 432.000 Impfdosen von Moderna, am Dienstag 1.076.400 Impfdosen von Biontech und 204.000 von Astrazeneca. Gleichzeitig haben sich die Impfzahlen noch nicht vom Astrazeneca-Stopp in der letzten Woche erholt. Am Montag bekamen laut RKI-Daten rund 155.000 Menschen ihre Erstimpfung, an den beiden Montagen davor waren es jeweils über 175.000 Personen. Und auch der Anteil von Astrazeneca an den täglich gemeldeten Erstimpfungen ist noch längst nicht wieder auf dem Niveau vor dem Impfstopp, das bei etwa 50 Prozent lag. Am Montag wurden nur etwa 40 Prozent der Erstimpfungen mit "Astra" durchgeführt.
Bundesärztekammer fordert Alternativen zum Dauerlockdown
Die Bundesärztekammer fordert Alternativen zum Dauerlockdown in Deutschland. Bund und Länder sollten Modellprojekte zur schrittweisen Öffnung des gesellschaftlichen Lebens fördern, evaluieren und für andere Regionen anpassen, sagte Ärztepräsident Klaus Reinhardt am Dienstag. Beispielsweise seien die kombinierten Test- und Öffnungsstrategien aus Tübingen und Rostock "eine echte Alternative zu den zermürbenden Jo-Jo-Dauerlockdowns". Um möglichst viele Menschen vor einer Infektion zu schützen, sollten die verfügbaren Impfdosen zudem schnell verabreicht werden, fügte Reinhardt hinzu. Für die Zweitimpfung sollten allenfalls deutlich reduzierte Reserven zurückgehalten werden. Das Zurücklegen einer Reservedosis für jeden Impfling wird vom Bund schon länger nicht mehr empfohlen. Der Ärztepräsident sagte, dass angesichts der vom Bund in Aussicht gestellten Liefermengen ab dem zweiten Quartal für die Zweitimpfung ausreichend Kapazitäten zur Verfügung stehen sollten. Zudem zeigten Studien, dass der zeitliche Abstand für die Zweitimpfung ohne Nachteile ausgeschöpft werden könne und bereits nach der ersten Dosis eine gute Schutzwirkung vorhanden sei. "Davon sollten jetzt möglichst viele Menschen profitieren, vor allem aus den Risikogruppen", so Reinhardt.
Wirtschaftsweise: Zickzack-Kurs für Wirtschaft sehr schädlich
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat den Zickzack-Kurs der Bundesregierung im Umgang mit dem Lockdown kritisiert. "Dieses ständige Auf und Zu ist für die Wirtschaft sehr schädlich, denn es führt dazu, dass man nicht planen kann", sagte die Ökonomin dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Man sei in einer schwierigen Situation, weil man im März gelockert habe, ohne dass eine Strategie zur Kontrolle des Infektionsgeschehens vorgelegen habe, kritisierte Grimm. Zugleich lobte sie die Entscheidungen der Ministerpräsidentenkonferenz in der vergangenen Nacht. "Die aktuellen Beschlüsse führen in die richtige Richtung, insofern, als dass man gut kontrollierte Öffnungen andenkt." Dazu gehören aus Grimms Sicht regionale Modellversuche und verstärkte Tests in Bereichen, die geöffnet werden. Es sei zudem sinnvoll, die Corona-App auszubauen, um eine schnelle, digitalisierte Kontaktnachverfolgung zu ermöglichen. Auch forderte Grimm, dass genauere Daten zum Infektionsgeschehen erhoben werden, um gegebenenfalls beschlossene Maßnahmen zu überarbeiten. Insgesamt sind aus Sicht von Grimm die Folgen des verlängerten Lockdowns mit Blick auf die Konjunktur "noch eine Weile tragbar". Die Wirtschaftsleistung sinke nicht rapide, denn die Lieferketten funktionierten, die Grenzen seien offen und die Industrie produziere, sagte die Nürnberger Wirtschaftswissenschaftlerin.
Positivrate steigt weiter deutlich
Der Anteil der positiven Corona-Tests in Deutschland steigt weiter deutlich an. Nach Angaben des Laborverbandes ALM waren in der zurückliegenden Kalenderwoche vom 15. bis zum 21. März 8,3 Prozent aller durchgeführten Tests positiv, in der Vorwoche waren es 7,2 Prozent. Schon das war ein deutlich höherer Wert - der Anteil war zuvor seit dem Jahreswechsel fast jede Woche gesunken. Insgesamt wurden innerhalb von sieben Tagen 1.196.364 PCR-Tests durchgeführt - und damit mehr als in der Woche zuvor (1.090.422 Tests). Davon fielen bei den 171 an der Datenanalyse teilnehmenden Laboren aus dem ambulanten und stationären Bereich genau 98.762 Tests positiv aus. +++

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