Rauschenberg: Ein Plan wird entwickelt

Balance zwischen Kampfmittelräumung, Naturschutz und Naherholung

Der Rauschenberg soll Naherholungswald bleiben – das ist das oberste Ziel der Gemeinde Petersberg und des Bürgermeisters. Damit das aber möglich ist, müssen sowohl Kampfmittelreste aus dem Zweiten Weltkrieg geräumt als auch kranke Buchen gefällt werden. Derzeit wird ein Plan entwickelt, wie das gelingen kann. Solange müssen weite Teile des Rauschenbergs gesperrt bleiben.

Bei Baumaßnahmen im Oktober 2017 wurden Reste von Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg am Rauschenberg gefunden. Um potenzielle weitere Gefahren zu beseitigen, hat die Gemeinde beschlossen, den Rauschenberg auf Kampfmittel untersuchen zu lassen. Das komplexe Verfahren – immerhin müssen 27 Hektar Wald sondiert werden – erforderte viel Abstimmung mit dem Land Hessen und Fachleuten. Dieses Jahr sollte die Untersuchung eigentlich losgehen, doch es kam ein weiteres Problem hinzu: Das Forstamt Fulda (Hessen Forst) hat bei Begehungen festgestellt, dass zahlreiche Bäume am Rauschenberg von der sogenannten Buchenkomplexkrankheit betroffen sind. Diese Krankheit, unter anderem ausgelöst durch die seit Jahren anhaltende Trockenheit, unterbricht die Wasserversorgung im Hauptstamm und sorgt dafür, dass der Baum anfälliger für Schädlinge wird. Es kann passieren, dass diese Buchen unvermittelt in der Mitte abbrechen und auf Wege stürzen. Derzeit sind fast 80 kranke Buchen erfasst – und das allein in der Nähe der Wege. Deshalb sind weite Teile des Rauschenbergs im Sommer 2019 gesperrt worden.

Die Bäume zu fällen, ist jedoch nicht so einfach möglich. Denn einerseits ist nach wie vor das Problem der Kampfmittel vorhanden: Forstarbeiter, die die kranken Buchen abholzen wollen, würden sich eventuell in Gefahr begeben. Und andererseits dienen die befallenen Bäume vielen Tieren als Lebensraum, darunter wahrscheinlich auch seltene Arten von Fledermäusen, Vögeln und Insekten. Die Gemeinde sucht nun einen Ausweg aus dieser Zwickmühle. Denn, wie Bürgermeister Carsten Froß betont, ist das oberste Ziel, den Rauschenberg als Naherholungswald und damit für Besucher zugänglich zu erhalten: „Der Rauschenberg ist neben der Liobakirche das Wahrzeichen Petersbergs und mit seiner weiten Sichtbarkeit stilprägend für die gesamte Region. Der Rhönklub hat dort eine Hütte, der Turnverein sein Ehrenmal, auf dem Gipfel steht ein Wartturm aus dem Mittelalter, viele Sportler, Wanderer und Spaziergänger sind am Rauschenberg unterwegs. Das wollen wir nicht aufgeben“, sagt Froß.

Um die Vorgehensweise zwischen Kampfmittelräumung und Naturschutzmaßnahmen abzustimmen, steht die Gemeinde in engem Austausch mit Hessen Forst, dem Landkreis Fulda und dem Regierungspräsidium Kassel. In einem kürzlich stattgefundenen Treffen wurde festgehalten, den Rauschenberg für Besucher grundsätzlich wieder zugänglich machen zu wollen. Allerdings soll auch dem Arten- und Naturschutz Rechnung getragen werden. Deswegen könne es sein, dass ein Teil der Wanderwege dauerhaft gesperrt wird. „Die Gemeinde erstellt derzeit ein Konzept dazu und arbeitet weiterhin eng mit den Behörden zusammen“, sagt Bürgermeister Froß. Auch eine Bürgerversammlung sei geplant, wenn es die Corona-bedingten Umstände wieder zulassen. Zudem soll die Ausschreibung für die Kampfmittelräumung zeitnah erfolgen, damit zumindest die Sondierung beginnen kann.

In der Zwischenzeit bleiben die Wanderwege im Inneren des Rauschenbergs gesperrt. „Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, weil wir wissen, wie beliebt der Rauschenberg bei den Bürgerinnen und Bürgern ist. Aber die Sicherheit geht vor“, sagt Froß. Die Gemeinde wird in den kommenden Wochen Schilder aufstellen, die zusätzlich auf das Verbot hinweisen. Es wird aber nach wie vor möglich sein, den äußeren Rundwanderweg zu laufen. „Wir bitten um Verständnis und arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, damit der Rauschenberg wieder zugänglich gemacht werden kann“, betont der Bürgermeister. +++ pm