Ralph Fiennes: Auch unsympathische Künstler kann man bewundern

In der Debatte um die moralische Integrität von Kunst- und Kulturschaffenden findet der britische Schauspieler Ralph Fiennes, dass auch Künstler, die unsympathisch auftreten oder moralisch zweifelhafte Entscheidungen treffen, bewundert werden können. „Dafür, dass sie sich uns in ihrer Kunst auf eine Weise öffnen, wie es nur wenige Menschen können, muss man diese Seiten halt auch akzeptieren können“, sagte der 56-Jährige der „Süddeutschen Zeitung“. Fiennes glaubt, dass Außenseiter die besseren Künstler seien und versteht sich auch selbst als Außenseiter: „Das, was die meisten Menschen unter Sozialleben verstehen, ist mir eher unangenehm. Dinge wie Partys und Empfänge sind überhaupt nicht meine Sache. Das ist auch nichts, worin ich im Lauf der Jahre besser geworden bin, es ist eher schlimmer geworden.“ Schon als Kind und Jugendlicher habe er sich in dieser Rolle wiedergefunden: „Ich wäre gern gut in Sport gewesen. Ich habe es auch probiert, war es aber nun mal nicht. Und der Gruppenzwang, der unter Jugendlichen herrscht, war mir immer unangenehm.“ Als Regisseur hat Fiennes zuletzt den Film „The White Crow“ über die russische Ballettlegende Rudolf Nurejew gedreht, der am 26. September im Kino startet. Er bewundere den Tänzer dafür, dass er „alle gesellschaftlichen Kompromisse verweigert“ habe. „Es muss etwas ungeheuer Befreiendes haben, so bedingungslos nach seinen Bedürfnissen zu leben.“ +++