Qualitäts-Scout in der Rhön: Kontrolle, Lob und Tipps

Naturpark Hessische Rhön unterzog sich zum dritten Mal einer freiwilligen Qualitätsprüfung

Julian Bruhn (rechts), Qualitäts-Scout des Verbands Deutscher Naturparke, nutzte seinen Evaluierungsaufenthalt für Gespräche mit Vertretern und Partnern des Naturparks Hessische Rhön und besuchte mit Geschäftsführer Torsten Raab verschiedene Projekte. Für einen Aufstieg auf die Milseburg (im Hintergrund) blieb jedoch keine Zeit. Foto: Sandra Limpert

Fulda. Der Naturpark Hessische Rhön darf sich weiterhin „Qualitäts-Naturpark“ nennen. Dies hat die aktuelle Evaluierung im Rahmen der freiwilligen Teilnahme an der Qualitätsoffensive des Verbands Deutsche Naturparke (VDN) ergeben. Auch wenn Julian Bruhn, der für den VND als ehrenamtlicher Qualitäts-Scout unterwegs ist, bei seinem Besuch nichts zu beanstanden hatte, sieht er Entwicklungspotential und in einigen Bereichen „Luft nach oben“.

„Obwohl die Ansprüche an Naturparke gestiegen sind, kann die Rhön ihre hohe Punktzahl von der letzten Überprüfung vor fünf Jahren halten“, sagte Bruhn anerkennend, nachdem er mit Naturpark-Geschäftsführer Torsten Raab einen 119 Seiten umfassenden Kriterienkatalog bearbeitet, Gespräche mit Landrat, Mitarbeitern und Partnern des Naturparks geführt und verschiedene Projekte besichtigt hatte. Das erneut gute Abschneiden sei diesmal unter anderem auf die Zertifizierung als Sternenpark zurückzuführen, wofür die Rhön deutschlandweit eine Vorreiterrolle übernehme.
Positiv fiel auch die gute Vernetzung des Naturparks – so mit der hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats, dem Verein Natur und Lebensraum Rhön (VNLR), dem LIFE-Projekt, der Rhön GmbH mit ihrer Dachmarke, dem Tourismusverband, Hessen-Forst und dem Rhönklub – ins Gewicht. Bruhn lobte zudem, dass sich der Landkreis als alleiniger Träger des Naturparks Hessische Rhön mit der Naturpark-Werkstatt in Kleinsassen „einen kleinen Bauhof“ leiste, von dem aus drei Mitarbeiter mit großem Engagement für den Erhalt der Infrastruktur (mehr als 50 Parkplätze, unzählige Bänken und Wanderwege) sorgten.

Die Wasserkuppe bezeichnete der Qualitätsscout als Magnet, bei dem man in Zukunft „noch genauer hinschauen“ müsse. Als einen Schwerpunkt für die Rhön nannte er den Wintersport und riet, die Langlaufangebote weiter auszubauen. Als zukunftsträchtig stufte der Qualitäts-Scout den Ausbau von Premiumwanderwegen – etwa der neuen Extratour „Ulmenstein“ – ein. „Das Land der offenen Fernen bietet eine ideale Landschaft zum Wandern. Und diese Freizeitaktivität ist nach wie vor sexy“, formulierte er. Auch die Streuobstwiese Fohlenweide im Eigentum von Hessen-Forst habe ihm gut gefallen. Diese könne er sich als künftigen Ort der Umweltbildung und attraktives Ausflugsziel für Familien vorstellen. Beeindruckt zeigte sich Bruhn, stellvertretender Geschäftsführer des Naturparks Spessart, vom Erfolg der Dachmarke Rhön mit ihren 300 Mitgliedsbetrieben. „Weil unser Versuch, eine solche Dachmarke im Spessart aufzubauen, scheiterte, weiß ich, welch Riesenkampagne dies ist.“ Der länderübergreifende Zusammenschluss der Landkreise sei ein Gewinn für die Region gewesen und der Erfolg deutschlandweit beispielhaft. Der Grundstein für die positive Entwicklung der Rhön vom armen Mittelgebirge zu einer Modellregion ist seines Erachtens 1962 mit der Ausweisung des Naturparks Hessische Rhön gelegt worden. Auch das Biosphärenreservat (BRR) baue darauf auf.

Für Torsten Raab, Leiter der hessischen Verwaltungsstelle des BRR und Geschäftsführer des Naturparks in Personalunion, bedeutet die wiederholte Auszeichnung eine „Bestätigung unserer Arbeit“. „Ich hatte schon das Gefühl, dass wir gut da stehen. Aber es braucht auch immer einen Blick von außen.“ Als Anregungen nannte Bruhn die Schaffung von Trekkingplätzen für Outdoor-Übernachtungen, eine noch weiter intensivierte Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten sowie eine verstärkte Ausbildung zertifizierter Natur- und Landschaftsführer. Zudem machte er auf das touristische Potential des Klettergebiets Steinwand aufmerksam. +++ pm