Psychische Belastungen durch Coronakrise steigen

Kretschmann regt Ausweitung der Corona-Novemberhilfen an

Die Belastungen durch die Coronakrise steigen. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums und des Forschungsinstituts IZA über die die „Welt am Sonntag“ berichtet. Demzufolge fühlen sich fast 70 Prozent der Erwachsenen emotional belastet, weil sie sich um die Gesundheit von Angehörigen sorgen. 55 Prozent leiden unter der Unsicherheit, wie es in den nächsten Monaten weitergeht. Auch die Einschränkungen des Handlungsspielraums, der Verlust sozialer Kontakte und Sorgen um die eigene Gesundheit belasten einen großen Teil der Bevölkerung. 15 Prozent nennen finanzielle Schwierigkeiten als Bürde.

Die fehlende Trennung von Arbeit und Privatleben im Homeoffice belastet etwa jeden Zehnten. Grundsätzlich gilt, dass Frauen stärker unter der Krise leiden als Männer. Die Forsa-Umfrage wurde Ende September und Anfang Oktober durchgeführt, als der zweite Lockdown noch nicht in Kraft war. Befragt wurden mehr als 1.000 Menschen über 18 Jahre. Wie stark die Rolle von Depressionen und Ängsten wächst, zeigt eine Auswertung der AOK unter ihren 26,5 Millionen Versicherten, über die die „Welt am Sonntag“ berichtet: So waren psychische Leiden in den ersten neun Monaten diesen Jahres für 16,4 Prozent der Krankheitstage verantwortlich. Im Vorjahr waren es noch 15,8 Prozent. Auch andere Krankenkassen verzeichnen starke Zuwächse des Anteils der Depressionen und Angstzustände bei insgesamt fallenden Krankheitsständen während der Coronakrise. „In der Coronakrise sorgen sich die meisten Menschen mehr als zuvor um die Gesundheit ihrer Familie und Freunde“, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) der „Welt am Sonntag“. Hinzu kämen Ängste um ihren Job und ihre finanzielle Lage. Heil will rechtzeitig gegenzusteuern. Er hat gemeinsam mit den Familien- und Gesundheitsministerien und Akteuren aus dem Präventionsbereich die „Offensive Psychische Gesundheit“ initiiert. Diese soll auf das Problem aufmerksam machen und Menschen ermutigen, mit anderen über psychische Belastungen zu sprechen. „Das war für uns schon vor Corona ein wichtiges Anliegen. Aber die Pandemie hat das Thema noch mal stärker in den Fokus gerückt, vor allem jetzt im neuen Lockdown“, sagte Heil der Zeitung.

Kretschmann regt Ausweitung der Corona-Novemberhilfen an

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat eine Ausweitung der Corona-Novemberhilfen ins Gespräch gebracht. Wenn Bund und Länder den Teil-Lockdown „verlängern oder weitere Bereiche schießen müssen, gehe ich davon aus, dass wir auch die Hilfen ausweiten“, sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Zugleich forderte Kretschmann die unverzügliche Auszahlung der bereits vereinbarten Hilfen. „Das wichtigste ist, dass das Geld jetzt schnell und unbürokratisch bei den Leuten ankommt. Das muss flutschen“, so der Regierungschef. Da stehe der Bund bei den Ländern im Wort. „Deswegen haben wir uns darauf eingelassen, noch einmal diese radikalen Eingriffe zu machen.“ Etwa zehn Milliarden Euro hat die Bundesregierung für die November-Hilfen reserviert. Sie sollen sie privaten und öffentlichen Unternehmen, Vereinen und Einrichtungen zustehen, die wegen der neuen Corona-Beschränkungen ihr Geschäft einstellen mussten. Auch Solo-Selbstständige können die Unterstützung in Anspruch nehmen, die bis zu 75 Prozent des Vorjahresumsatzes ersetzen soll. Insgesamt sei der Zustand der Wirtschaft „besser, als wir vermutet haben“, so der Grünen-Politiker. „Wir haben ja auch nie einen richtigen Lockdown gemacht. Über 90 Prozent der Wirtschaft sind von unseren Maßnahmen direkt gar nicht betroffen, und viele Bereiche haben sich gut erholt.“ Anders sehe es freilich bei den Gastwirten aus und bei den Kultureinrichtungen. Der Ministerpräsident äußerte Verständnis für manche Proteste gegen die Corona-Schutzmaßnahmen: „Wenn ein Kulturschaffender demonstriert, der wirtschaftlich in Not gerät – ja. Kein so großes Verständnis habe ich für Leute, die dagegen sind, weil sie die Tatsachen nicht wahrhaben wollen.“ Jeder könne darauf vertrauen, dass Bund und Länder keine leichtfertigen Entscheidungen träfen. „Wir geben schon Acht, dass unsere Maßnahmen nicht mehr anrichten als das Virus selbst.“ Den Vorwurf, die Beschlüsse seien ungerecht, wies Kretschmann energisch zurück: „Was wäre denn die Alternative? Eine brutale Ausgangssperre.“ Dann könne sich keiner mehr benachteiligt fühlen. „Wenn man auf alle Schlaumeier hört, kommt man zu keinem Ergebnis“, sagte der Ministerpräsident.

Corona-Impfstoff soll in Kasernen gelagert werden

Das Bundesgesundheitsministerium hat die Bundeswehr zur Lagerung eines Corona-Impfstoffes um Amtshilfe gebeten. Laut eines Berichts der „Bild am Sonntag“ soll der Impfstoff gegen das Coronavirus in mehreren Kasernen zwischengelagert und von dort an bundesweit 60 Impfzentren geliefert werden. Dazu sollen an den Standorten entsprechende Kühlcontainer angemietet werden. Das Verteidigungsministerium teilte mit, sich derzeit im Abstimmungsprozess mit dem Bundesministerium für Gesundheit zu befinden. „Neben der bisherigen Amtshilfe durch unsere Soldatinnen und Soldaten mit ihren helfenden Händen können wir uns auch gut vorstellen, logistisch zu unterstützen, indem wir beispielsweise Impfstoff an dafür geeigneten Orten lagern“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums zur „BamS“. „Die Lagerung der zu kühlenden Impfstoffe erfordert besondere Sorgfalt, das muss sauber geplant werden.“ +++